Altmaier besucht Mittelstand Wie Mittelständler und Start-ups voneinander lernen sollen

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Start-ups gehören zum Mittelstand

Auf Start-ups wie das von Lara von Petersdorff, die Altmaier, wenn er von Mittelständlern spricht, immer wieder gezielt anspricht, zielen vor allem zwei Punkte der Strategie: Damit junge Unternehmen auch wenn sie wachsen über genug Geld verfügen, will das Ministerium stärker private und institutionelle Investoren gewinnen – das können neben Versicherungen auch Familienunternehmer sein.

Zweitens denkt das Ministerium bei der Reform des Arbeitszeitgesetzes auch an Start-ups. Statt einer täglichen soll in Zukunft eine wöchentliche Höchstarbeitszeit von 48 Stunden gelten – und zwar auch für tarifungebundene Unternehmen, also eben Mitarbeiter von Start-ups, die ihren Arbeitstag, so stellt man sich das zumindest im Ministerium vor, auch mal für mehrere Stunden unterbrechen, um sich ans Wasser zu legen, und dafür dann abends länger arbeiten wollen.

Aber lassen sich der traditionelle deutsche Mittelstand und junge, oft digitale Unternehmen wirklich so einfach zusammendenken? Friederike Welter, die Präsidentin des Instituts für Mittelstandsforschung in Bonn, glaubt an mehr Verbindendes als Trennendes. Politiker und Unternehmensvertreter, die ins Silicon Valley führen, begeisterten vor allem zwei Dinge, sagt Welter: die Innovationskraft und das schnelle Wachstum der Unternehmen dort.

Eine falsche Wahrnehmung, findet Welter: „Mittelständler sind innovativ.“ Nur richten sich ihre Produkte – im Gegensatz zu Apple und Amazon – meist nicht an Menschen, sondern an andere Unternehmen. Daher, sagt Welter, würden viele Innovationen im Mittelstand statt durch Forschung und Entwicklung durch Kundenwünsche ausgelöst. Auch, dass Unternehmen im Silicon Valley sehr schnell sehr groß würden, stimme nicht pauschal. Die meisten wüchsen erst nach zehn oder 15 Jahren stark. Unternehmen wie Apple zehrten zwar noch vom Geist des mystischen Tals, „aber mittlerweile sind viele auch etabliert“.

Umgekehrt hat Welter bei deutschen Start-ups eine interessante Beobachtung gemacht: Sie fühlten sich dem Mittelstand oft nicht zugehörig. Seit kurzem erst wandele sich das. „Manche sagen nun offensiv: Wir sind auch Mittelstand – sie nutzen den Begriff auch wie eine Marke, die im Ausland Gewicht hat.“

Peter Altmaier jedenfalls sagt, er wünsche sich, „dass Mittelständler und Start-ups künftig häufiger zusammenfinden“ – ob man nicht die Founders Foundation auch nach Passau, Görlitz oder in seine Heimatstadt Saarlouis bringen wolle? „Dann können Sie sich austauschen, welche Ideen geflogen sind – und welche abgesoffen wie eine Bleiente.“ Ob der Minister da vielleicht finanzielle Unterstützung zur Verfügung stellen könnte, lautet die Gegenfrage. Der bietet an, einige Treffen zu organisieren: „Sie kommen mit zwei, drei Start-ups und erläutern Ihr Modell – und wir laden die Mittelständler ein.“ Na immerhin.

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