Angeblich 3200 Deutsche vermisst - Cholerafälle dementiert Schwierige Hilfe für viele Flutopfer

Eine Woche nach der Flutkatastrophe warten Millionen Überlebende in einigen betroffenen Gebieten Südasiens noch immer auf dringend benötigte Hilfe. Viele Gebiete sind von der Versorgung abgeschnitten, berichten Hilfsorganisationen. Nach einem Bericht der Welt werden 3200 Deutsche vermisst.

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Nach Informationen der Zeitung „Die Welt“ werden etwa 3200 Deutsche vermisst. Diese Zahl sei in internen Beratungen hochrangiger Vertreter der Innenministerien von Bund und Ländern genannt worden, berichtet das Blatt unter Berufung auf Sicherheitskreise. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amts wollte die Zahl am Sonntagabend nicht kommentieren und verwies auf die Angaben von Staatssekretär Klaus Scharioth, der von „sehr deutlich über 1000“ gesprochen“ hatte. >>> Fotostrecke: Das Beben in Südasien und die Folgen 700.000 Kinder leiden in der Region Aceh im Norden Sumatras laut UNICEF an Krankheiten, Nahrungs- und Wassermangel, Verletzungen oder Traumata. Derweil wächst die Angst vor Seuchen. Starker Regen und Nachbeben erschweren die Hilfsarbeit zusätzlich. „Für die Menschen in der indonesischen Provinz Aceh wächst mit jeder Stunde die Todesgefahr“, berichtete das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen in Köln. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) befürchtet eine Zunahme von Todesfällen, wenn die Hilfe die Überlebenden der Flutkatastrophe nicht schnell erreicht. Rund fünf Millionen Menschen fehle es an grundlegenden Dingen wie Wasser, Obdach, Lebensmittel und medizinische Versorgung. „Wir haben große logistische Probleme“, sagte Jürgen Weyand vom Erkundungsteam des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) auf Sumatra dem Fernsehsender n-tv. „Es liegen reichlich Hilfsgüter hier in Medan, es fehlt aber an Transportmitteln. Wir chartern eigene Hubschrauber.“ Große Gebiete an der Westküste Sumatras seien noch nicht erreichbar. Das Kinderhilfswerk terre des hommes brachte am Sonntag zehn Tonnen Hilfsgüter per Flugzeug von Jakarta in das indonesische Katastrophengebiet Aceh. „Banda Aceh ist eine tote Stadt„, berichtete Frans van Dijk, Koordinator des Hilfswerks, das auch den Verlust von Mitarbeitern und deren Familien aus vier Projekten in Aceh beklagt, die sich um Opfer des Bürgerkriegs gekümmert hatten. Die indonesische Regierung befürchtet bis zu 100.000 Fluttote. Berichte über erste Fälle von Cholera auf Sri Lanka wurden am Sonntag jedoch offiziell dementiert. Sri Lankas Gesundheitsminister Nimal Siripala de Silva sagte der dpa am Sonntag bei einem Besuch in der verwüsteten Stadt Galle, rund 120 Kilometer südlich von Colombo: „Es gibt keinen einzigen bestätigten Fall von Cholera.“ Bislang gebe es auch keine Berichte über den Ausbruch anderer Seuchen, sagte de Silva. „Wir beten, dass es dazu nicht kommen wird.“ Ein Sprecher der Hilfsorganisation World Vision hatte gesagt, in einem Auffanglager in Galle habe ein Arzt vier Cholera-Fälle diagnostiziert. Angesichts der hohen Vermisstenzahlen scheinen sich Befürchtungen zu bewahrheiten, die Flutwelle könnte in der Katastrophenregion um den Indischen Ozean insgesamt deutlich mehr als 165.000 Menschen getötet haben. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurden insgesamt bis zu 5 Millionen Menschen obdachlos. In Thailand sind derzeit alleine in vier provisorischen Leichenhallen in der besonders schwer getroffenen Provinz Phang Nga knapp 7000 Tote aufgebahrt, berichtete ein dpa-Reporter am Sonntag. Die offiziell bestätigte Zahl der Todesopfer in Thailand lag am Samstag bei rund 4800, davon rund die Hälfte westliche Ausländer. Helfer im Krisengebiet hatten aber die Befürchtung geäußert, dass durch die Wassermassen weit mehr als 10.000 Menschen starben. Auf Sri Lanka erschwerten unterdessen heftige Regenfälle schon den zweiten Tag in Folge die Hilfsarbeiten. Bislang wurden dort 28.475 Tote gemeldet, Helfer befürchten dort jedoch mehr als 42.000 Opfer. Auch an den Südküsten Indiens beeinträchtigen Nachbeben, überflutete Krankenhäuser, unbefahrbare Straßen und ein Mangel an Koordination auf Seiten der Regierung die Hilfsbemühungen. Die Zahl der Todesopfer in Indien lag offiziell bei rund 9500. In überfüllten Notlagern klagten Mütter über den Mangel an Milch für ihre Kinder. Es gäbe lediglich Wasser. Ein weiteres großes Problem sind die unzureichenden sanitären Anlagen. Tausende müssen sich nur wenige Toiletten teilen. „Nach dem ersten Schock sind vor allem die Kinder total apathisch. Viele realisieren nach dem Chaos der ersten Tage jetzt erst, dass ihre Eltern nie wieder kommen“, berichtete der Malteser-Hilfsdienst in Südindien. Mit vier lokalen Partnerorganisationen versorgt der Hilfsdienst allein dort mehr als 40.000 Menschen mit Kochgeschirr, Decken, Matten, Lebensmitteln und Medikamenten. DPA/WIW

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