Angela Merkel Die Kanzlerin gibt den Deutschen, was sie wollen

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Wie halten wir Deutschen es mit dem Islam?

Und schließlich: Wie halten wir Deutschen es mit dem Islam? Als eine Dame bei einer Bürgersprechstunde Merkel gerade fragte, wie sie Europa und seine Werte vor den Muslimen verteidigen wolle, antwortete sie klug und ruhig, auch Christen stünde doch frei, ihre Religion zu zelebrieren, so entstehe Dialog.

Doch der Zuzug vor allem muslimisch geprägter Menschen wird unsere Nation verändern, wie selbst Merkel-Vertraute offen zugeben. Sie sprechen aus, was derzeit nicht in die öffentliche Stimmungslage passt: Verlieren die noch so hilfsbereiten Deutschen die Lust am Helfen, wenn die bunte neue Flüchtlingswelt ihnen mehr abverlangt als Bilder auf Facebook zu teilen?

Und wie lange wird es dauern, bis die Worte des Soziologen Heinz Bude wahr wirken, der gerade in der Zeit schrieb: „Der gute Mensch ist kein dummer Mensch. Immer sind die Plätze knapp und die Mittel beschränkt. Immer muss man auswählen und Vorkehrungen treffen, dass der Gast dem Gastgeber gegenüber sein Gesicht wahren kann.“

Auch „Dunkeldeutschland“ ist ja nicht verschwunden, selbst wenn Deutschland gerade so hell scheint. Rund 200 Brandanschläge auf Flüchtlingseinrichtungen hat es in diesem Jahr schon gegeben, mehrmals kam nur durch Zufall kein Mensch ums Leben. Beim Besuch im sächsischen Heidenau musste Merkel Plakate lesen, auf denen „Volksverräter“ stand. Im kleinen Kreis ließ sie keinen Zweifel daran, wie tief sie so etwas gerade in ihrer ostdeutschen Heimat traf.

Merkels Vorgänger Helmut Kohl und Gerhard Schröder haben gegen Ende ihrer politischen Karriere durchaus mutig politisches Kapital in Vorhaben investiert, die ihnen wichtig waren – Helmut Kohl in den Euro, Schröder in die Agenda 2010.

Das aktuelle Spätsommermärchen bietet Merkel unverhofft eine Mutprobe vergleichbarer Dimension. Sie muss nun die Flüchtlingseuphorie bewahren, aber auch unsere Werte und schlussendlich, so profan es angesichts der aktuellen Euphorie klingt, unseren Wohlstand.

Schließlich will Merkel, davon gehen alle aus, 2017 wiedergewählt werden. Und dafür muss sie so populär bleiben, wie sie derzeit ist, aber nicht im Irak, in Afghanistan, oder Syrien, sondern in Deutschland.

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