Angriff in Berlin Merkel will mit aller Härte und Entschlossenheit gegen Antisemitismus vorgehen

Zwei Kippaträger werden in Berlin angegriffen. Der Vorfall löst erneut eine Debatte über den schwelenden Antisemitismus in Deutschland aus.

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An der Straßenecke Lychener Straße/Raumerstraße wurden zwei Kippa tragende Männer beschimpft und attackiert. Quelle: dpa

Berlin Ein antisemitisch motivierter Angriff auf zwei Kippaträger in Berlin hat Empörung ausgelöst. Kanzlerin Angela Merkel mahnte am Mittwoch, mit Härte und Entschlossenheit gegen jegliche Form von Antisemitismus vorzugehen. „Dieser Kampf gegen solche antisemitischen Ausschreitungen muss gewonnen werden“, sagte sie nach einem Treffen mit den ostdeutschen Ministerpräsidenten in Bad Schmiedeberg.

Nach Angaben der Polizei wurden im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg am Dienstagabend zwei junge Männer im Alter von 21 und 24 Jahren von drei Personen antisemitisch beleidigt und attackiert. Einer der Täter habe mit einem Gürtel auf den 21-Jährigen eingeschlagen. Die Gruppe habe sich dann vom Tatort entfernt, sei jedoch von dem 21-Jährigen verfolgt worden. Der Schläger habe daraufhin eine Glasflasche genommen und versucht, den Verfolger damit zu schlagen. Eine Zeugin sei dazwischen gegangen und habe Schlimmeres verhindert. Der 21-Jährige sei leicht verletzt worden.

Außenminister Heiko Maas sagte den Zeitungen der Funke-Gruppe: „Wenn junge Männer bei uns attackiert werden, nur weil sie eine Kippa tragen, ist das unerträglich.“ Juden dürften sich in Deutschland nie wieder bedroht fühlen. „Wir tragen Verantwortung dafür, uns schützend vor jüdisches Leben zu stellen.“ CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer sagte der „Berliner Zeitung“, dass es solche Vorfälle in Deutschland gebe, sei eine Schande und zutiefst verstörend. „Antisemitismus muss mit aller Kraft und Konsequenz bekämpft werden, egal aus welcher Ecke er kommt.“ Erst vor kurzem hatte die Bundesregierung den ersten Antisemitismusbeauftragten eingesetzt.

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Annette Widmann-Mauz, sagte, der Angriff zeige, wie wichtig es sei, Antisemitismus auf allen Ebenen entschieden entgegenzutreten und die Projekte und die Arbeit gegen Antisemitismus weiter zu stärken.

Der Sprecher des Jüdischen Forums für Demokratie und gegen Antisemitismus (JFDA), Levi Salomon, erklärte, jüdische und nichtjüdische Menschen sollten gerade jetzt die Kippa tragen. „Wir dürfen den öffentlichen Raum weder islamistischen noch rechtsextremen Antisemiten überlassen.“

Die Deutsche Welle interviewte unterdessen einen Mann, bei dem es sich nach eigenen Worten um eines der Opfer handelt. Er sei israelischer Araber und nicht jüdischen Glaubens. Er habe zeigen wollen, „wie schrecklich es heutzutage ist, als Jude durch Berliner Straßen zu gehen“, sagte er dem Sender. 

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