Ankerzentren-Debatte Familienverbände und Nahles erhöhen Druck auf Minister Seehofer

Die geplante Einführung von „Ankerzentren“ für Asylbewerber stößt zunehmend auf Ablehnung. Nun haben auch Familienverbände Kritik geäußert.

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Der Bundesinnenminister wollte ab August oder September eine Pilotphase starten. Quelle: AP

Berlin Mehr als 20 Familien- und Flüchtlingsverbände haben sich mit einem offenen Brief gegen die Pläne für sogenannte Ankerzentren gewandt. Sie halten die geplanten Einrichtungen für ungeeignet für Kinder und Familien.

Die Rechte von Kindern und Jugendlichen müssten in allen Verfahren berücksichtigt werden, teilte Meike Riebau, rechtspolitische Sprecherin der Kinderhilfsorganisation Save the Children Deutschland, am Samstag mit. Dazu gehöre der Besuch von Schulen und Kindergärten und eine Umgebung, in der Kinder sicher und gesund aufwachsen könnten. „Das Kindeswohl muss Vorrang vor sicherheitspolitischen Erwägungen haben“, sagte Riebau.

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) plant die bundesweite Einführung von bis zu sechs Asyl- und Abschiebezentren für Asylbewerber in Deutschland spätestens ab September. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur sind bisher allerdings nur Bayern und Saarland zur Einrichtung solcher Zentren bereit.

Unter den 24 Unterzeichnern des Briefs an die Bundesministerien für Inneres und für Familie sowie an die Kommunen sind etwa die Verbände Pro Asyl, SOS Kinderdorf und das Deutsche Kinderhilfswerk.

Die SPD-Vorsitzende Andrea Nahles hat indes die Vorlage eines konkreten Konzeptes von Seehofer gefordert. Die entscheidenden Fragen seien noch ungeklärt, sagte Nahles der „Passauer Neuen Presse“ (Samstag). „Stattdessen kritisiert die CSU die Länder, weil diese angeblich blockieren, dabei machen die Länder nur darauf aufmerksam, dass sie nicht wissen, was auf sie zukäme – außer dass sich die Bundespolizei nicht beteiligen will.“ Solange Seehofer nicht für Klarheit sorge, werde er sich kritische Fragen gefallen lassen müssen, sagte Nahles.

Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, Helmut Dedy, forderte Lösungen mit Augenmaß. „Allerdings sollten die Einrichtungen keine Massenunterkünfte werden, die die betroffenen Städte überfordern“, sagte er der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Samstag). Die Zentren müssten sich in die Städte einfügen können.

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