++14.20 Uhr++
De Maizière betont, dass die Ermittlungen nicht abgeschlossen seien. Die terroristische Bedrohungslage bleibe hoch und die Behörden wachsam.
++14.18 Uhr++
Bundesinnenminister Thomas de Maizière bedankt sich in einer öffentlichen Stellungnahme bei den italienischen Polizisten und allen Beteiligten für die Zusammenarbeit. Er sei "sehr erleichtert, dass von diesem Attentäter keine Gefahr mehr" ausgehe.
++ 13.33 Uhr ++
Der Generalbundesanwalt bestätigt die Angaben des italienischen Innenministers zum Tod Anis Amris. "Für uns gehen jetzt die Ermittlungen mit hoher Intensität weiter", sagt Peter Frank. Insbesondere die Suche nach möglichen Unterstützern und Helfern stehe nun im Vordergrund. Derzeit liefen diese Ermittlungen gegen unbekannt, so der Generalbundesanwalt.
Was wir über Anis Amri wissen
Der in der Nacht des 23.12. in Mailand getötete Anis Amri (24) wird dringend verdächtigt, am Montagabend den Lastwagen auf den Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche gesteuert und mindestens zwölf Menschen getötet zu haben. Mehr als 50 weitere Besucher des Marktes wurden verletzt. Die Ermittler gehen von einem Terroranschlag aus.
Die Fingerabdrücke des Terrorverdächtigen wurden am Fahrerhaus des Lkw sichergestellt, der am Montagabend in die Menschenmenge gerast ist. „Wir können Ihnen heute mitteilen, dass es zusätzliche Hinweise gibt, dass dieser Tatverdächtige mit hoher Wahrscheinlichkeit wirklich der Täter ist“, sagte Bundesinnenminister Thomas de Maizière.
Seine Papiere lagen im Fußraum des Lastwagens, der für den Anschlag benutzt wurde. Das passierte aber erst am Tag nach dem Anschlag, weil die Fahrerkabine zunächst versiegelt worden war. Das Führerhaus war erst durchsucht worden, nachdem der Lkw am Dienstag abgeschleppt worden war.
Amri kam im Juli 2015 nach Deutschland. Laut NRW-Innenminister Ralf Jäger tauchte er erst in Freiburg, dann in Nordrhein-Westfalen und schließlich in Berlin auf, wo er seit Februar 2016 überwiegend gelebt habe.
Gemeldet war Amri laut „Spiegel Online“ unter anderem in Emmerich im Kreis Kleve (NRW). Dort durchsuchten Beamte eine Flüchtlingsunterkunft.
Ja, sein Antrag wurde aber im Juni dieses Jahres abgelehnt. Eine Abschiebung nach Tunesien scheiterte aber, weil er keinen Pass hatte. Seit Dezember galt Amri als untergetaucht.
Für die Behörden war er kein unbeschriebenes Blatt. Amri wurde in Berlin von März bis September dieses Jahres überwacht, weil es nach Angaben der Berliner Generalstaatsanwaltschaft Hinweise gab auf einen geplanten Einbruch. In dieser Zeit galt er auch als sogenannter Gefährder - damit sind unter anderem radikale Islamisten gemeint, denen schwere Straftaten zugetraut werden. Beweise für konkrete Anschlagspläne haben die Ermittler aber nicht gefunden.
Die Sicherheitsbehörden hatten nach „Spiegel“-Informationen vor Monaten vage Hinweise darauf, dass sich Amri im Chat mit einem Hassprediger als möglicher Selbstmordattentäter anbot. Entsprechende abgefangene Äußerungen von Amri seien aber so verklausuliert gewesen, dass sie nicht für eine Festnahme gereicht hätten.
Hinweise auf enge Kontakte Amris zum kürzlich verhafteten Abu Walaa haben die Ermittler nicht. Der Tunesier habe zwar in Salafistenkreisen verkehrt und sei auch in entsprechenden Wohnungen gewesen, hieß es aus Sicherheitskreisen. Auch NRW-Innenminister Ralf Jäger, sagte, Amri habe Kontakt zur radikal-islamistischen Szene gehabt. Ein wichtiges Teil eines salafistischen Netzwerkes soll er aber wohl nicht gewesen sein.
Ja, auch in anderen Ländern war er kein unbeschriebenes Blatt: Medienberichten zufolge wurde er in Italien und Tunesien bereits zu langen Haftstrafen verurteilt.
Amris Bruder Walid sagte Al-Chourouk, Anis habe Tunesien verlassen, weil er wegen Diebstahls eines Lastwagens zu Haft verurteilt worden war. Anis sei weder extremistisch noch religiös gewesen. Er soll aus einer armen Familie stammen, die in dem Ort Oueslatia rund 140 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Tunis wohnt.
++ 13.29 Uhr ++
Die Berliner Polizei hat das späte Auffinden einer Geldbörse des mutmaßlichen Attentäters Amri mit einem planmäßigen Vorgehen bei der Spurensicherung begründet. „Es gibt kriminaltechnische Standards, wie lange kriminaltechnische Untersuchungen dauern, die halten wir auch konsequent ein“, sagte Berlins Polizeipräsident Klaus Kandt. Es gehe nicht nur darum, einen Täter festzunehmen, sondern auch darum, die Taten vor Gericht zu beweisen. „Dazu gehört eben auch, dass man nicht Spuren vernichtet, sondern die Standards einhält.“
++ 13.17 Uhr ++
Bei der Person auf den am Donnerstag bekanntgewordenen Fotos einer Überwachungskamera vor einer Moschee in Berlin handelt es sich nicht um den mutmaßlichen Attentäter Anis Amri, teilte der Chef des Landeskriminalamts, Christian Steiof, mit. Nach Aussagen der Polizeibeamten, die Amri kennen oder zeitweise observiert haben, „ist die Person auf diesen veröffentlichten Bildern nicht Anis Amri“, sagte er. Am Donnerstagabend hatte das RBB-Fernsehen Bilder einer Überwachungskamera gezeigt und berichtet, darauf sei der tatverdächtige Tunesier vor einem Moschee-Verein zu sehen, der als Salafisten-Treffpunkt gilt.
Terroristische Einzeltäter in Europa
Ein Islamist ersticht im Umland von Paris einen Polizisten und verschanzt sich in dessen Haus. Die Polizei stürmt das Gebäude und erschießt den Täter. Später wird dort auch die Lebensgefährtin des Opfers tot aufgefunden.
Ein 25-jähriger Marokkaner eröffnet in einem Zug von Amsterdam nach Paris das Feuer und wird von mehreren Fahrgästen überwältigt. Die Pariser Staatsanwaltschaft geht von terroristischen Motiven aus.
Ein 35-Jähriger wird überwältigt, als er in einem Industriegas-Werk bei Lyon eine Explosion verursachen will. Er hatte zuvor seinen Arbeitgeber enthauptet und den Kopf mit zwei Islamisten-Flaggen auf den Fabrikzaun gesteckt.
Ein arabischstämmiger 22-Jähriger feuert in Kopenhagen auf ein Kulturcafé. Ein Mann stirbt. Vor einer Synagoge erschießt der Attentäter einen Wachmann, bevor ihn Polizeikugeln tödlich treffen.
In Brüssel erschießt im Jüdischen Museum ein französischer Islamist vier Menschen. Kurz darauf wird er festgenommen. Als selbst ernannter „Gotteskrieger“ hatte er zuvor in Syrien gekämpft.
Ein junger Kosovo-Albaner erschießt auf dem Flughafen Frankfurt/Main zwei US-Soldaten und verletzt zwei weitere schwer. Der Mann gilt als extremistischer Einzeltäter.
Der norwegische Rechtsterrorist Anders Behring Breivik tötet bei zwei Anschlägen insgesamt 77 Menschen. Er zündet zuerst eine Bombe im Osloer Regierungsviertel und erschießt dann 69 meist jugendliche Teilnehmer eines sozialdemokratischen Ferienlagers.
++ 13.11 Uhr ++
Die Gewerkschaft der Polizei reagiert erleichtert. Der „Albtraum eines bewaffneten, frei herumlaufenden Terroristen“ habe ein Ende gefunden, sagte der Vorsitzende Oliver Malchow. „Wir sind froh darüber, dass die italienischen Kollegen bei dem Zwischenfall in Mailand so professionell reagiert haben.“ Entwarnung könne jedoch nicht gegeben werden. „Unter anderem muss geklärt werden, ob und wo der getötete Anis Amri Hintermänner oder Unterstützer gehabt hatte.“
++ 12.24 Uhr ++
Bundeskanzlerin Angela Merkel will heute noch mit dem tunesischen Präsidenten Beji Caid Essebsi telefonieren. Dabei werde es auch um die Rückführung von abschiebepflichtigen Tunesiern aus Deutschland gehen, kündigt eine Regierungssprecherin an.
++ 12.22 Uhr ++
Die deutschen Behörden haben nach dem Anschlag von Berlin Sicherheitsmaßnahmen auf allen Ebenen überprüft und an vielen Stellen verstärkt, bekräftigte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums. „Gehen Sie ganz generell davon aus, dass alle Behörden in Bund und Ländern nach solchen Anschlägen alle möglichen Sicherheitsvorkehrungen noch einmal durchgehen, sozusagen jeden Stein umdrehen“, sagte der Sprecher. „Natürlich ist es so, dass Sicherheitsmaßnahmen verstärkt worden sind.“ Welche Schritte nach dem Anschlag im Detail ergriffen worden seien, wolle er nicht sagen, so dass Menschen, die möglicherweise Taten planen, davon nichts erführen. „Es gibt sichtbare Maßnahmen, es gibt nicht sichtbare Maßnahmen“, sagte der Ministeriumssprecher.