„Wenn wir in den Bundestag einziehen, wird der Effekt sein, dass die großen Parteien anfangen umzudenken. Dann wird ein Prozess in der Union, der SPD und der FDP einsetzen, der dazu führt, dass man auch die Währungsunion einmal kritisch hinterfragt“, sagt Lucke. Er hoffe darauf, dass die Wähler weitsichtig genug seien, zu erkennen, dass der augenblickliche, relativ gute Zustand der deutschen Volkswirtschaft vielleicht nicht von Dauer sei.
Die AfD will, so betonen Lucke und Adam, aber keine Ein-Themen-Partei der Euro-Gegner sein. Auch jenseits der Währungsfrage sei das Zusammenwachsen Europas eine zentrale Frage. Einen starken europäischen Staat lehnt Lucke ab: „Unsere Kritik hat Ähnlichkeit mit der von David Cameron“. Für Adam ist nach eigener Aussage der dritte Schwerpunkt der wichtigste: Die Zukunft der Demokratie angesichts der „Degeneration“ des Parlamentarismus. „Wir haben ein Parlament, das sich von der Exekutive einschüchtern ließ durch die Behauptung der Alternativlosigkeit“, sagt Lucke. Auch für andere Politikfelder, vor allem Bildung, Demografie, Integration werde man ein Programm entwickeln.
Viele der bekennenden Unterstützer und Mitglieder der neuen Partei sind zwar frühere Anhänger von Union oder FDP, aber in ein Rechts-Links-Schema wollen sich Adam und Lucke nicht einordnen lassen. "Wir vertreten unideologische Werte, die Menschen verschiedener Auffassungen teilen können", sagt Lucke.
Die Sammelbewegung "Wahlalternative 2013", aus der die Partei hervorgeht, kooperierte zunächst mit den Freien Wählern. Deren Misserfolg bei der Landtagswahl in Niedersachsen (1,1 Prozent) war jedoch ernüchternd. Mittlerweile ist die Kooperation aufgelöst. Lucke gibt dafür "strukturelle Gründe" an, auf die er nicht näher eingehen wolle. Auch seien die Freien Wähler zu "zaghaft", indem sie nur die Rettungspolitik, aber nicht die Währungsunion an sich in Frage stellten.
Zu den öffentlichen Unterstützern der Partei beziehungsweise ihrer Vorläuferorganisation gehören rund 13.000 Menschen, darunter zahlreiche bekannte Ökonomen wie Joachim Starbatty, emeritierter VWL-Professor in Tübingen und Schüler Alfred Müller Armacks. Er gehörte zu den Klägern gegen die Euro-Rettungspakete vor dem Bundesverfassungsgericht. Keine der etablierten Parteien dürfte einen derart hohen Anteil an promovierten oder gar habilitierten Mitgliedern haben.
Adam, Lucke und der stellvertretende Sprecher und frühere Staatssekretär Alexander Gauland, sind ehemalige CDU-Mitglieder. Adam und Gauland gehörten dem so genannten Berliner Kreis an, einer Gruppe CDU-interner Konservativer. Das in der "Zeit" als "Rebelliönchen" gegen Angela Merkel bezeichnete Projekt scheiterte am Druck der Parteiführung und internen Querelen. Lucke, Gauland und Adam haben ihrer Ex-Partei nun offen den Kampf angesagt.