Antisemitismus Was gegen den Judenhass zu tun wäre

Seite 2/2

Antisemitische Stereotype leben fort

Antisemitismus ist auch in den Reihen von AfD und NPD verbreitet. „Rechtspopulistische Parteien und Bewegungen wie AfD und Pegida arbeiten daran, antisemitische Ansichten wieder salonfähig zu machen“, sagt Josef Schuster, Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland

Laut der Mitte-Rechts-Studie der Universität Leipzig gehen antisemitische Straftaten überwiegend auf das Konto rechtsextremistischer Straftäter. Erst in der jüngeren Vergangenheit kam auch ein „erschreckendes Ausmaß“ an Antisemitismus bei jungen Muslimen mit Migrationshintergrund hinzu.

Die Gesichter der AfD

Der Historiker Götz Aly beantwortet in seinem gerade erschienenen Buch "Europa gegen die Juden" die Frage, wie der Holocaust möglich wurde, mit der europäischen Geschichte des Judenhasses seit 1880. Dieser resultierte, so Aly, nicht nur aus Nationalismus, sondern auch aus Neid auf den sozialen Erfolg von Juden in modernen Gesellschaften. Juden wurden als „anders“ abgestempelt. Das bereitete den Boden für die Deportationen und schließlich den Massenmord an den europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland im zweiten Weltkrieg.

Entsprechende antijüdischen Einstellungen sind immer noch verbreitet, wenn auch stagnierend bis rückläufig. „Mehr als 10 Prozent der Menschen denken, der Einfluss von Juden oder Jüdinnen sei heute noch zu groß – ein klassisches antisemitisches Stereotyp über den angeblich mächtigen Juden“, gibt Beck zu Bedenken.

„In den offiziellen polizeilichen Kriminalstatistiken können wir keinen quantitativen Anstieg in den vergangenen zwei Jahren feststellen“, sagt Josef Schuster, Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland. Aber: „Neue, unbürokratische Formen, antisemitische Vorfälle zu melden, wie es etwa die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) anbietet, zeigen jedoch ein anderes Bild.“ Demnach gebe es einen massiven Anstieg von Antisemitismus, der sich vor allem im Alltag in Worten, aber auch in abfälligen Gesten äußere.

„Solange jüdisches Leben in Deutschland hinter kugelsicheren Scheiben stattfindet, leben Jüdinnen und Juden in unserem Land immer noch im permanenten Ausnahmezustand“, sagt Beck. Was dagegen zu tun ist? „Ein differenzierter Umgang der deutschen Mehrheitsgesellschaft mit Israel wäre ein ebenso wichtiger Schritt wie die endgültige Akzeptanz, dass Juden keine Fremden, sondern integraler Bestandteil der Gesellschaft sind“, fordert Schuster.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%