AOK-Chef „Pharmabranche testet systematisch Grenzen der Zahlungsfähigkeit aus“

Martin Litsch, Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbands. Quelle: imago images

Angesichts neuer millionenteurer Präparate sieht der Chef der Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) die Finanzierung der Sozialversicherung in Gefahr.

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Der Vorstandschef des AOK-Bundesverbands, Martin Litsch, sagte der WirtschaftsWoche, eine zwei Millionen Euro teure Therapie gegen Muskelschwund deute auf völlig überzogene Preise: „Wir sehen mit Sorge, wie Pharmaunternehmen systematisch die Grenzen der Zahlungsfähigkeit unserer solidarischen Krankenversicherung austesten.“

Eine Allgemeine Ortskasse, die AOK Plus in Sachsen und Thüringen, hatte sich zuletzt bereit erklärt, die Kosten für das Novartis-Präparat Zolgensma zu übernehmen, das einem kleinen Jungen mit genetisch bedingter spinaler Muskelatrophie das Leben retten soll. Es ist das derzeit teuerste Medikament weltweit und das bislang einzige Mittel gegen die Krankheit, das nur einmal verabreicht werden muss. Noch ist das Mittel aber nicht zugelassen und die Wirkung nur wenig erforscht.

Ähnlich teure Therapien sind in den USA zuletzt gegen Krebs auf den Markt gekommen. AOK-Chef Litsch, der mehr als 26 Millionen Versicherte vertritt, verlangt Studien, die rasch nachweisen müssten, dass solche Mittel bereits vorhandenen Therapien deutlich überlegen sind. Nach zwölf Monaten am Markt kann ein Hersteller nicht mehr ohne weiteres frei einen Preis festlegen, die Kassen können dann mit ihm verhandeln. Dafür brauchen sie verlässliche Studienergebnisse.

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