Arbeit Erfahrungen mit dem Mindestlohn

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Der Mindestlohn soll Quelle: dapd

Für Forscher Lesch jedoch fängt das Problem hier erst an. „Solange eine Dienstleistung weiter nachgefragt wird, lohnt sich der Mindestlohn für die ansässigen Unternehmer“, sagt Lesch. „Aber was ist mit der Volkswirtschaft?“ Für die wird die Leistung unter Umständen teurer, zudem können die positiven Beschäftigungseffekte in Deutschland durch negative in den Nachbarländern überkompensiert werden, wo der Mindestlohn die gleiche Wirkung wie ein Einfuhrzoll hat.

Zumindest eines dieser Argumente scheint Peters’ praktische Erfahrung zu entkräften: den übermäßigen Preisanstieg. Heute ist die Nähe zur Grenze für ihn kein Problem mehr, sondern Standortvorteil. „In den Niederlanden kann man mehr verdienen.“ Auch an der Grenze zu Dänemark hat sich das Lohnniveau gedreht, statt sich über die skandinavische Konkurrenz ärgern zu müssen, pendeln norddeutsche Elektroinstallateure heute selbst Richtung Skagerrak. Bleibt das Niveau so moderat wie im Elektrohandwerk, wo der Mindestlohn lediglich in Ostdeutschland für die untersten drei tariflichen Lohnstufen eine Steigerung brachte, so Peters’ Erfahrung, dann wird das Preisniveau kaum beeinflusst.

Wirkung des Mindestlohns ist umstritten

Auch bei dieser Frage jedoch warnt Wissenschaftler Lesch vor einfachen Schlüssen. „Allein das Ausbleiben übermäßiger Lohnsteigerungen verheißt noch keinen Erfolg des Mindestlohns.“ Im besten Falle sei es Beleg dafür, dass die Lohngrenze wirkungslos geblieben sei. Im ungünstigen Fall könne man dies als Indiz dafür werten, dass eingetreten ist, was Ökonomen den „Klebeeffekt“ nennen: Demnach führt ein Mindestlohn dazu, dass sich die Löhne dem vorgegebenen Niveau annähern, insgesamt sinkt so das Lohnniveau.

Petra Schülke ist ebenfalls Unternehmerin, doch Peters’ Begeisterung für den Mindestlohn teilt sie nicht: „Er hat wenig gebracht, außer neue Bürokratie und unzufriedene Mitarbeiter.“ Die gelernte Krankenschwester betreibt den ambulanten Pflegedienst Carepool in Hannover mit gut 130 Mitarbeitern. Der seit Mitte 2010 in der Branche geltende Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde ist so niedrig, dass er auf die Bezahlung ihrer Angestellten keinen Einfluss hat.

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