Arbeitgebertag Angela Merkel umgarnt die Arbeitgeber

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Merkel zeigt sich humorvoll

Juergen Trittin sprach sich gegen die Ausnahmeregeln bei der EEG-Umlage für die stromverbrauchende Industrie aus Quelle: dapd

Derart eingeleitet wird die Rede der Kanzlerin zu einer Art Heimspiel. Wenn Angela Merkel sich wohlfühlt, dann kann sie am Rednerpult viel trockenen Humor versprühen. Und ganz offensichtlich fühlt sie sich bei den Arbeitgebern ziemlich wohl. Seit 60 Jahren sei die Stimme der BDA gut vernehmbar, kokettiert sie. „Und das hat sich auch mit Ihnen nicht geändert, Herr Prof. Hundt“, sagt Merkel. Als der Saal vernehmbar kichert, schließlich haben manche dem 74-jährigen Hundt schon unterstellt, er könne von seinem Amt nicht lassen, schiebt Merkel nüchtern hinterher: „Das sollte ein Kompliment sein.“

Die Kanzlerin sagt viel von dem, was den Damen und Herren in ihren dunklen Anzügen gefällt. Dass man Wachstum nicht durch Gesetze verordnen könne. „Unternehmen brauchen Freiraum und Leitplanken. Und genau das macht auch unser Verhältnis aus.“ Dass die Wirtschaft den Euro brauche, dass man Krisenländern aber strenge Vorgaben machen müsse. Und dann macht sie noch ein paar Ankündigungen. Schließlich naht das Wahljahr – und anders sind ihre Worte kaum zu verstehen. Die Bundesregierung wolle nochmal einen Anlauf wagen, die kalte Progression zu mindern – wenn nur die Opposition im Bundesrat zustimme. Und sie werde sich darum kümmern, ein Tarifeinheitsgesetz auf den Weg zu bringen. Dazu würde sie auch alle Beteiligten, auch BDA und DGB, ins Kanzleramt einladen. Nur eines verspricht die Kanzlerin nicht: Ursula von der Leyen bei ihren Rentenplänen zu stoppen: „Ich muss Frau von der Leyen vor nix schützen, und Sie muss ich ja auch nicht vor Frau von der Leyen schützen“, frotzelt Merkel auf der Bühne. Dennoch erntet sie am Ende tosenden Applaus.

Bundesumweltminister Altmeier präsentiert Reformen für das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG)

Trittin punktet nicht mit Sympathie

Jürgen Trittin hat es da sichtlich schwerer, obwohl er sich den Gastgebern optisch stärker angepasst hat als Frau Merkel. Er trägt einen schmalen dunkelblauen Anzug samt weißem Hemd und blau-weiß gestreiftem Binder von der Sorte, die sonst öfter FDP-Männer zieren. Nur die störrische Strähne hoch über der Stirn, die an die belgische Comicfigur Fantasio erinnert, hüpft etwas aus der Reihe.

Trittin zeigt sich schneidend, schlau und seriös – nur nicht unbedingt sympathisch. Anschließend wird er in eine Fernsehkamera sagen, die Veranstaltung sei gut für den „offenen Schlagabtausch“.  Die übrigen Redner nutzen das Podium eher, um sich den Unternehmern und Verbandsleuten anzunähern. Im Gegensatz zu allen Vorrednern wippt er drahtig hinterm Rednerpult herum und wiederholt ein ums andere Mal seine Kritik an der Regierung: „Das alles können wir uns nicht leisten.“  Der 58jährige greift das geplante Betreuungsgeld und die Einwanderungspolitik der Regierung an, die nichts gegen den Fachkräftemangel ausrichte. Dagegen habe die rot-grüne Koalition vor zehn Jahren und danach mit der Agenda 2010 schmerzhafte Reformen geschafft – „auch um den Preis, die Mehrheit zu verlieren“.

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