




Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) macht sich für ein Bundesprogramm zur Jobmarkt-Integration von Flüchtlingen stark. „Die Zahl der Flüchtlinge steigt und viele Menschen werden aufgrund der Situation in ihren Herkunftsländern dauerhaft in Deutschland bleiben“, sagte die Ministerin am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. „Wenn wir am Anfang in die Menschen investieren, vermeiden wir dauerhafte Sozialausgaben und ermöglichen ihnen ein eigenständiges Leben.“
Auch die Arbeitgeber fordern bessere Arbeits- und Ausbildungsmöglichkeiten für Flüchtlinge in Deutschland. Allein bei technischen, IT-, naturwissenschaftlichen oder mathematischen Berufen fehlen den Unternehmen derzeit laut einer vor wenigen Tagen vorgestellten Studie der Wirtschaft mehr als 137. 000 Arbeitskräfte.
Über das Mittelmeer nach Europa: Zahlen zu Flüchtlingen
Trotz der lebensgefährlichen Fahrt über das Mittelmeer wagen viele Tausend Menschen die Flucht nach Europa. 219.000 Menschen flohen laut Flüchtlingshilfswerk UNHCR 2014 über das Mittelmeer nach Europa; 2015 waren es bis zum 20. April 35.000.
3.500 Menschen kamen 2014 bei ihrer Flucht ums Leben oder werden vermisst; im laufenden Jahr sind es bis zum 20. April 1600.
170.100 Flüchtlinge erreichten 2014 über das Meer Italien (Januar bis März 2015: mehr als 10.100); weitere 43.500 kamen nach Griechenland, 3.500 nach Spanien, 570 nach Malta und 340 nach Zypern.
66.700 Syrer registrierte die EU-Grenzschutzagentur Frontex 2014 bei einem illegalen Grenzübertritt auf dem Seeweg, 34.300 Menschen kamen aus Eritrea, 12.700 aus Afghanistan und 9.800 aus Mali.
191.000 Flüchtlinge stellten 2014 in der EU einen Asylantrag (dabei wird nicht unterschieden, auf welchem Weg die Flüchtlinge nach Europa kamen). Das sind EU-weit 1,2 Asylbewerber pro tausend Einwohner.
...beantragten 2014 in der EU Asyl (2013: 50.000).
202.700 Asylbewerber wurden 2014 in Deutschland registriert (32 Prozent aller Bewerber), 81.200 in Schweden (13 Prozent) 64.600 in Italien (10 Prozent), 62.800 in Frankreich (10 Prozent) und 42.800 in Ungarn (7 Prozent).
Um 143 Prozent stieg die Zahl der Asylbewerber im Vergleich zu 2013 in Italien, um 126 Prozent in Ungarn, um 60 Prozent in Deutschland und um 50 Prozent in Schweden.
Mit 8,4 Bewerbern pro tausend Einwohner nahm Schweden 2014 im Verhältnis zur Bevölkerung die meisten Flüchtlinge auf. Es folgten Ungarn (4,3), Österreich (3,3), Malta (3,2), Dänemark (2,6) und Deutschland (2,5).
600.000 bis eine Million Menschen warten nach Schätzungen der EU-Kommission allein in Libyen, um in den nächsten Monaten die Überfahrt nach Italien oder Malta zu wagen.
Nahles sagte: „Es geht um die finanziellen und personellen Voraussetzungen in den Jobcentern, die Flüchtlinge in Arbeit bringen zu können.“ Diese Investition in die Zukunft sei bislang unterfinanziert. Über die laufenden Mittel des Europäischen Sozialfonds hinaus „brauchen wir ein eigenständiges Bundesprogramm“. Mehr Geld sei nötig für berufsbezogene Sprachkurse und Eingliederung in Arbeit.
Infolge des jüngsten Flüchtlingsgipfels von Bund und Ländern tagt an diesem Dienstag eine Arbeitsgruppe von Bundesministerien und den Ländern. Sie verhandelt über mehr Sprachkurse, Bildung und Berufsvorbereitung. Dies dient der Vorbereitung des nächsten Bund-Länder-Flüchtlingstreffens am 11. Juni.