Arbeitsmarkt 2,4 Millionen Menschen in Deutschland wollen mehr arbeiten

Bauarbeiter befestigen auf der Baustelle der Württembergischen Landesbibliothek Drähte an einem Eisengitter. Quelle: dpa

Im Mittel arbeiten die Deutschen 28,5 Stunden pro Woche. Jedoch ist das vielen zu wenig: 2,4 Millionen Menschen würden ihre Wochenarbeitszeit gerne aufstocken – vor allem um mehr Geld zu verdienen.

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Millionen Bundesbürger würden gerne mehr arbeiten. Rund 2,4 Millionen Berufstätige wollten im vergangenen Jahr draufsatteln und wünschten sich im Schnitt eine um 10,9 Stunden längere Wochenarbeitszeit, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte. Im Mittel arbeiteten diese Menschen 28,5 Stunden pro Woche. Darunter waren viele Teilzeitbeschäftigte und Mini-Jobber bei einem hohen Frauen-Anteil.

Maßgeblich für den Wunsch nach Aufstockung könnte das Gehalt sein: Bei der Befragung der Erwerbstätigen zwischen 15 und 74 Jahren sollten die Beschäftigten berücksichtigen, dass mehr Arbeit zu mehr Verdienst führe und eine Verkürzung umgekehrt zu Einbußen.

Einschließlich der Arbeitslosen, Rentner und der sogenannten „stillen Reserve“ gibt es in Deutschland sogar etwa 5,1 Millionen Menschen, die mehr arbeiten möchten, wie das Bundesamt bereits im Juli berichtet hatte. Ihre Zahl ist aber im Vergleich zu 2016 um knapp 7 Prozent gesunken, weil in der guten Konjunktur mehr Jobs vergeben wurden. Das ungenutzte Arbeitskräftepotenzial schmilzt also.

Die Arbeitslosenquote der Eurozone liegt bereits seit drei Monaten in Folge auf dem niedrigsten Niveau seit November 2008. Im September verharrte sie bei 8,1 Prozent, wie Eurostat in Luxemburg mitteilte.

Der Gruppe mit Wunsch nach Mehrarbeit standen auch 1,4 Millionen Erwerbstätige gegenüber, die gerne beruflich kürzer treten wollten - im Mittel um 10,8 Stunden pro Woche. Im Schnitt waren diese „Überbeschäftigten“ 41,8 Stunden pro Woche für den Beruf im Einsatz. Ihre Zahl ist im Vergleich zum Jahr zuvor stark um 20 Prozent gestiegen. Nach Einschätzung des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) handelt es sich häufig um hochqualifierte Führungskräfte.
In den Zahlen der Statistiker sind Menschen in Voll- und Teilzeit berücksichtigt. Teilzeitkräfte kamen im Schnitt auf 19,8 Stunden je Woche, Arbeitnehmer in Vollzeit auf 41,5 Stunden. Im Schnitt ergibt das eine Arbeitszeit von 35,5 Stunden. Dabei wurde auch eine mögliche zweite Stelle abgefragt und einberechnet. Etwa jeder 20. Erwerbstätige geht noch einem zweiten Job nach.

Die Vize-Fraktionsvorsitzende der Linken, Susanne Ferschl, verlangte pauschal kürzere Arbeitszeiten. „Die einen arbeiten bis zum Umfallen, die anderen haben keine oder zu wenig Arbeit. Wer die Ausweitung der Höchstarbeitszeit à la Österreich fordert, hat schon lange keinen Betrieb mehr von innen gesehen“, erklärte sie in Berlin. Die Grünen-Abgeordnete Beate Müller-Gemmeke verlangte bessere rechtliche Möglichkeiten für Teilzeitkräfte, ihre Arbeitszeit auszuweiten.

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