Die Berlin-Brandenburger Flughafengesellschaft benötigt im nächsten Jahr möglicherweise mehr als eine halbe Milliarde Euro Finanzhilfe vom Staat. Der Aufsichtsrat stimmte am Freitag zu, Darlehen in Höhe von bis zu 552 Millionen Euro bei den Gesellschaftern aufzunehmen, wie das Unternehmen mitteilte. Gesellschafter sind die Länder Berlin und Brandenburg sowie der Bund.
„Solange Corona das Reisen und den Flugverkehr bestimmt, sind die wirtschaftlichen Auswirkungen erheblich“, sagte Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup. Bis es einen Impfstoff gegen die Seuche gebe, bleibe es eine schwierige Zeit für alle Flughäfen in Deutschland.
Allerdings hatte das Unternehmen schon vor der Coronakrise einen Bedarf von etwa 375 Millionen Euro für 2021 angemeldet, vor allem weil dann noch Rechnungen für den neuen Hauptstadtflughafen BER zu begleichen sind. Er soll nach jahrelangen Verzögerungen am 31. Oktober ans Netz gehen.
Für das nächste Jahr rechnet das Unternehmen dort mit etwa 18 Millionen Fluggästen. Im vergangenen Jahr waren es an den Bestandsflughäfen Tegel und Schönefeld knapp 36 Millionen Passagiere. In diesem Jahr werden nur 10 Millionen erwartet.
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Rund 14 Jahre nach dem ersten Spatenstich für den neuen Hauptstadtflughafen BER gibt es für die Eröffnung seit der vergangenen Woche auch den letzten notwendigen Behördenstempel. Die Gemeinsame Obere Luftfahrtbehörde Berlin-Brandenburg gestattete am 1. Oktober die Betriebsaufnahme und übergab das Betreiberzeugnis, wie das brandenburgische Verkehrsministerium und die Flughafengesellschaft mitteilten. Die Behörde habe den BER auf Herz und Nieren geprüft und nun den letzten wichtigen Meilenstein gesetzt, bemerkte Minister Guido Beermann (CDU). Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup sagte: „Nach menschlichem Ermessen steht einer Eröffnung des BER am 31. Oktober 2020 nichts mehr entgegen.“
Der neue Flughafen an der Berliner Stadtgrenze im brandenburgischen Schönefeld sollte eigentlich vor neun Jahren in Betrieb gehen.
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