B20-Gipfel in Berlin Schäuble zeigt der Finanzbranche die kalte Schulter

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„Nationalismus und Protektionismus sind nie die richtige Antwort“

Doch das Leben ist eben kein Wunschkonzert. Unternehmen und Politik müssten sich anpassen an die widrigen Umstände. Auch das ist eine Botschaft, die vom B20-Gipfel ausgesendet wird. Natürlich hofft auch Schäuble auf baldige Entwarnung und eine Einigung beim kommenden G20-Gipfel in Hamburg. „Nationalismus und Protektionismus sind nie die richtige Antwort“, sagte er. Die Globalisierung könne nicht zurückgedreht, aber gemeinsam besser gemacht werden, erklärte der CDU-Politiker, ohne die USA namentlich zu nennen. Die G20-Gruppe arbeite effektiv und sei das beste Format dafür.

US-Präsident Donald Trump sieht den freien Welthandel kritisch und hat angekündigt, die US-Wirtschaft nach dem Motto „Amerika zuerst“ („America first“) stärker vor ausländischer Konkurrenz schützen zu wollen. Schäuble hob hervor, dass es aus seiner Sicht keine Alternative zur internationalen Zusammenarbeit gibt. Es gebe im G20-Kreis durchaus Differenzen - entscheidend sei aber, dass die Gesprächskanäle offen blieben und Schritt für Schritt Fortschritte erzielt würden. Schäuble mahnte auch eine weitere Umsetzung der international verabredeten Regeln zur Bankenkontrolle und eine Reduzierung der weltweiten Haushaltsdefizite an. Strukturreformen seien ein Schlüssel – im Notfall auch „in kleinen Schritten“.

Das B20-Treffen („Business 20“) ist Teil der Beratungen der G20-Gruppe der führenden Industrie- und Schwellenländer. Deutschland hat in diesem Jahr den G20-Vorsitz und richtet Anfang Juli den Gipfel der Staats- und Regierungschefs in Hamburg aus.

In der B20-Runde sind nationale Wirtschafts- und Industrieverbände der G20 vertreten. Das Netzwerk, das nach eigenen Angaben mehr als 6,8 Millionen Unternehmen repräsentiert, berät die G20-Regierungen und erstellt Empfehlungen. Den deutschen B20-Vorsitz hat Jürgen Heraeus, Aufsichtsratschef des familiengeführten Technologiekonzerns Heraeus übernommen. Auf die Länder der G20-Gruppe entfallen gut 85 Prozent der Weltwirtschaft, mehr als 75 Prozent des globalen Handels sowie zwei Drittel der Weltbevölkerung.

In einer weiteren Runde ging es außerdem um die Digitalisierung der Weltwirtschaft und die Folgen für Unternehmen und Gesellschaft. Inzwischen kursieren zwei Forderungspapiere aus der Wirtschaft und der Politik. Die Unternehmen fordern mehr Engagement beim Ausbau des Breitbands. Auch die Politik fordert Internet für alle. Im Kern decken sich beide Papiere.

Doch in einem Punkt gibt es einen Unterschied. Weltweit haben 250 Millionen weniger Frauen Zugang zum Internet als Männer. Das B20-Papier der Wirtschaft hat das Thema der digitalen Ungleichheit offenbar nicht auf die Agenda gesetzt. Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries hakt auf dem Podium nach, der neben ihr sitzende Siemens-Vertreter und -Vorstand Klaus Helmrich windet sich ungeschickt. Eine befriedigende Erklärung kann er so schnell nicht liefern. Zypries ergreift die Gelegenheit, um Helmrich einen einzuschenken. „Frauen sind wichtig.“

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