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Quelle: dpa

Der Dax und die GroKo sind ein Duo Infernale

Beat Balzli
Beat Balzli Ehem. Chefredakteur WirtschaftsWoche Zur Kolumnen-Übersicht: Balzli direkt

Ausgerechnet im Abschwung leidet Deutschland an einer Managementschwäche – aber nicht nur in der Politik, sondern auch in der Wirtschaft.

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Es wäre wohl die günstigste Konjunkturspritze aller Zeiten. Die ganze Welt schaut zu, wie Donald Trump im Ukraine-Gate versinkt. Er soll sein Amt missbraucht haben, um seinem Erzrivalen Joe Biden und dessen Sohn Hunter eine Ermittlung anzuhängen. Am Ende könnte ihn ein Amtsenthebungsverfahren den Job kosten – und aus der Weltwirtschaft würde ein zentraler Unsicherheitsfaktor verschwinden.

Hätte, hätte, Fahrradkette. Noch ist Trump im Amt, und der Abschwung nimmt seinen Lauf. Deutschland wirkt dabei nicht wettbewerbsfähig. Die Steuerquote ist zu hoch, die Infrastruktur zu marode und das Bildungssystem zu schwach. Wer schon mal chinesische Austauschschüler über den Physikunterricht in einem deutschen Gymnasium hat lachen hören, weiß, um was es geht.

Die GroKo-Jahre unter der Führung von Angela Merkel haben dem Land nicht gutgetan. Das Politikversagen lässt sich an jeder bröckelnden Autobahnbrücke mit Händen greifen – oder an jeder Milchkanne, die vielleicht ein paar Fliegen empfängt, aber sicher nicht den neuen Mobilfunkstandard 5G. Da helfen auch ein paar hektisch aus dem Boden gestampfte Innovationsagenturen wenig.

von Konrad Fischer, Jürgen Salz, Christof Schürmann, Cornelius Welp

Dieser Teil der Wahrheit wurde oft aufgeschrieben. Nichts davon ist falsch, kein Vorwurf an die Politik übertrieben. Aber es ist eben nur ein Teil der Wahrheit. Um der drohenden Rezession zu entfliehen, reicht ein Umschwenken der Politik längst nicht mehr aus. Auch in den Chefetagen deutscher Konzerne braucht es ein Umparken im Kopf. Noch herrscht dort mitunter eine Monokultur des Denkens, die Innovationen eher verhindert als voranbringt. Das Kartell der Klone hält Frauen, Seiteneinsteiger und Ausländer von der Führungsebene weitgehend fern. Kaum ein anderer Börsenindex auf der Welt vereint so viel alte Schule auf sich wie etwa der Dax. Und allzu oft wacht dort im Aufsichtsrat der Ex-CEO über seinen Nachfolger. Das garantiert Erfahrung und Kontinuität – Verkrustungen leider auch.

Zu viele Schwergewichte der deutschen Wirtschaft schlittern gerade Richtung Krise. Als hätte in den hermetisch geschlossenen Managerzirkeln niemand gemerkt, dass sich die Zeiten ändern – wie exemplarisch beim Börsenabsteiger Commerzbank. 30 Jahre nach dem Start des World Wide Web entdeckt sie nun ihre Onlinetochter Comdirect. Für die alles entscheidende Frischzellenkur braucht es vielleicht nicht nur im Weißen Haus ein Amtsenthebungsverfahren.

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