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Donnerstag zeichnet die WirtschaftsWoche zum ersten Mal die beste Masterarbeit der DACH-Region aus und kürt aus zehn Finalisten den Supermaster. Quelle: Getty Images

Dieser Text ist für Optimisten akut suchtgefährdend

Beat Balzli
Beat Balzli Ehem. Chefredakteur WirtschaftsWoche Zur Kolumnen-Übersicht: Balzli direkt

Untergangspropheten zeigen gerne auf Deutschlands Standortnachteile. Doch vielleicht ist alles nur halb so schlimm – dank zehn spezieller Menschen.

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Schönreden hilft nichts. Das Image Deutschlands als wettbewerbsfähige Hightechnation hat gelitten. Im Hort der Dichter und Denker wird dilettiert. Während andere hochkomplexe Tunnelsysteme termingerecht durchs Alpenmassiv treiben, kriegt das Land Berlin nicht mal den Bau eines Flughafens auf die Reihe. Während andere ihre Züge auf die Sekunde und den Millimeter genau an Bahnhöfen stoppen lassen, jagt die Deutsche Bahn ohne Halt der verlorenen Zeit hinterher. Während andere schon mit dem jüngsten Mobilfunkstandard 5G arbeiten, steckt Deutschland tief im Funkloch fest. Während andere hippe Elektroautos bauen, manipuliert die weltweit größte Autoindustrie lieber jahrelang die Abgaswerte – und sieht jetzt nur noch die Rücklichter der ausländischen Konkurrenz.

Genial wirkt das nicht. Im Gegenteil, für Untergangspropheten bestätigt es nur, was sie eh schon längst zu wissen glauben: Früher war alles besser, vor allem der Standort. Und viele Ökonomen, die sich mit der Wettbewerbsfähigkeit der Nationen beschäftigen, geben ihnen auch noch recht. Eine fatale Gemengelage aus Analogem und Marodem, kombiniert mit zu hohen Steuern, Strompreisen und Bürokratiekosten lässt das Land in manchen internationalen Rankings weiter abrutschen.

Ist also alles hoffnungslos? Keineswegs. Denn erstens führt die Liebe der Deutschen zur Selbstzerfleischung zu Übertreibungen. Und zweitens vergessen viele die Kraft des Nachwuchses. Die WirtschaftsWoche tut das nicht. Kommenden Donnerstag zeichnet sie zum ersten Mal die beste Masterarbeit der DACH-Region aus und kürt aus zehn Finalisten den Supermaster – mithilfe einer prominent besetzten Jury und in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Deutscher Volks- und Betriebswirte.

Die Werke ganzer Generationen von Akademikern verstaubten bislang ungenutzt in Archiven oder auf Dachböden. Damit ist jetzt Schluss – zum Glück. Denn die Qualität und Originalität der eingereichten Arbeiten beweist, was in der nächsten Generation der Young Professionals steckt: so viele Ideen für intelligente Lösungen drängender Probleme – für Optimisten akut suchtgefährdend.

Allerdings haben alle Finalisten noch dieselbe Schwäche: Keiner von ihnen kann einen Flughafen bauen. Das schafft hoffentlich der Supermaster 2020. Die Ausschreibung dafür beginnt in wenigen Monaten.

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