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Blick beim UN-Gipfel: Greta Thunberg und Donald Trump. Quelle: REUTERS

Greta und Donald wollen leider dasselbe

Beat Balzli
Beat Balzli Ehem. Chefredakteur WirtschaftsWoche Zur Kolumnen-Übersicht: Balzli direkt

Rechtspopulisten und Klimaaktivisten versuchen aus unterschiedlichen Gründen, die Globalisierung zu stoppen. Dabei übersehen beide eine neue Gefahr.

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Die Belagerung rund um die Siegessäule dürfte nur der Anfang sein. Die Klimaschützer von Extinction Rebellion legten vor wenigen Tagen am Großen Stern in Berlin den Verkehr lahm. Wenn sie sich demnächst an Flugzeuge ketten, sollte das keinen erstaunen. Die fliegenden CO2-Schleudern sind für die Umweltschützer von heute die neuen Castor-Transporter. Und nicht nur das: Sie stehen für eine entgrenzte Mobilität und damit für die verhasste Globalisierung, das Resultat einer ressourcenfressenden Arbeitsteilung im Kapitalismus. Greta segelt ja nicht zufällig klimaneutral über den Atlantik.

Doch ausgerechnet in diesem zentralen Punkt stimmen die Aktivisten mit ihrem Erzfeind Donald Trump überein. Der von einem Amtsenthebungsverfahren bedrohte US-Präsident möchte die Globalisierung ebenfalls zurückdrehen – freilich aus ganz anderen Gründen. Wortreich beschrieb er jüngst vor der UN-Generalversammlung, warum die Zukunft „nicht den Globalisten“ gehöre, sondern den Patrioten. „Wenn unsere Nationen besser sind, dann ist unsere Zukunft heller, alle Menschen werden glücklicher sein“, polterte Trump.

In seinem Kampf gegen den weltweiten Freihandel hat Trump leider schon einiges erreicht. Von der Generation Greta wird er nun unfreiwillig unterstützt.

von Peter Steinkirchner, Rüdiger Kiani-Kreß

Der Prozess der Desintegration des globalen Handels ist im vollen Gang und wird sich künftig beschleunigen. Die Welt zerfällt gerade in die regionalen Blöcke Nordamerika, Asien und Europa. Die enormen Lohnunterschiede zwischen Industrie- und Schwellenländern treiben die Globalisierung seit der Finanzkrise nicht mehr an. China und Co. sind teurer geworden, und neue Technologien ermöglichen es dem reichen Westen, die Produktion zu Hause zu halten.

Der Protektionismus von Trump und neuerdings der Druck der Klimabewegung werden den grenzüberschreitenden Austausch weiter bremsen. „Souveränität“ heißt das neue Zauberwort.

Das spart im Idealfall zwar CO2, aber verlangsamt das Wachstum und spaltet die Weltwirtschaft. Das globale System wird instabiler, weil die gegenseitige Abhängigkeit sinkt. Das Interesse der Regierungen an friedlichen Konfliktlösungen nimmt ab. „Wenn Waren nicht Grenzen überqueren, werden es Soldaten tun“, unkte einst der französische Ökonom Frédéric Bastiat.

Fridays for Future ist eine gute Idee – Fridays for Peace vielleicht bald auch.

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