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Gründet endlich Fridays for Future Wealth!

Beat Balzli
Beat Balzli Ehem. Chefredakteur WirtschaftsWoche Zur Kolumnen-Übersicht: Balzli direkt

Die nächste Generation braucht nicht nur eine intakte Umwelt, sondern einen Plan, wovon sie darin leben soll. Die Politik hat keine Antwort – im Gegenteil.

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Menschen rechnen sich gerne vor Scheidungen und dem Fiskus arm. Deutsche Politiker tun das auch vor dem Wähler. Nichts riecht hierzulande strenger als der Verdacht, sein Geld womöglich richtig angelegt zu haben. Rendite klingt in den Ohren der Öffentlichkeit wie Raubrittertum. Wer wohlhabend ist, kann das nicht auf ehrliche Art und Weise geworden sein, schwingt als Subtext mit. Und wenn doch, wurde er wohl zu wenig hart besteuert.

Und so tragen Volksvertreter aus allen Lagern ihren erbärmlichen Leistungsausweis als Anleger wie eine Monstranz vor sich her. Wirtschaftsminister Peter Altmaier von der CDU machte im Wirecard-Untersuchungsausschuss den Anfang: „Ich habe nur ein Sparbuch und eine bescheidene Immobilie.“ SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz romantisiert kurze Zeit später sein Girokonto. Und vor wenigen Tagen folgt Grünen-Chef Robert Habeck nach. Auf die Frage, wie er sein Geld anlege, antwortete er der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“: „Im Wesentlichen tilge ich den Kredit für unser Haus.“ Aus seiner Studentenzeit hat Habeck noch einen Spartipp parat. „Alles aufessen. Was gekocht wird, wird gegessen“, rät der Grünen-Politiker. „Und wenn man satt ist, hebt man es sich für den nächsten Tag auf.“

Die gestellte Bescheidenheit bedeutet vor allem für die nächste Generation nichts Gutes. Spätestens seit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts kommt Verzicht zwar bestens an. Die Politik bessert das Klimagesetz nach und versetzt nebenbei ganze Industrien in Existenzängste. Doch wovon der Nachwuchs auf der geretteten Erde leben soll, bleibt im Dunkeln. Die Konzepte für eine jobschonende Transformation der Wirtschaft existieren bislang nur in der Theorie. Bei der Altersvorsorge sieht es noch düsterer aus. Folgt die Jugend dem Vorbild der staatlich versorgten Politiker, lässt sie ihr Sparkonto von Negativzinsen vernichten und lebt im Alter von Essensresten.

Denn an der Rente ist in Zukunft nur eines sicher: Sie wird nicht reichen. Zudem bleiben die Zinsen noch länger tief, weil die hoch verschuldeten Staatshaushalte etwas anderes nicht verkraften können. Um eine private Altersvorsorge kommt also keiner herum. Es ist Zeit, dass nicht nur hippe Fintechs wie Trade Republic das Aktiensparen populär machen, sondern sich die Politik konsequent mit dem Thema beschäftigt. Auch das gehört zu einer lebenswerten Zukunft für künftige Generationen. Fridays for Future Wealth hätte viel zu fordern.

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