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Das neuartige Coronavirus breitet sich weiter aus. Viele Länder erhöhen ihre Sicherheitsvorkehrungen. Quelle: REUTERS

So werden Sie immun gegen Trump und Corona

Beat Balzli
Beat Balzli Ehem. Chefredakteur WirtschaftsWoche Zur Kolumnen-Übersicht: Balzli direkt

Protektionismus, Pandemien und Klimabedenken bedrohen die Globalisierung. Sie lässt sich nur mit umgebauten Wertschöpfungsketten verteidigen.

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Das Symbol für Hysterie hat neuerdings die Form einer Flasche. Alle Welt sucht im Internet nach dem Zusammenhang zwischen dem global grassierenden Coronavirus und dem mexikanischen Bier Corona Extra. Kaum eine Anfrage trendet bei Google mehr. Kaum eine Anfrage könnte dümmer sein. Und doch steht sie beispielhaft für den Ausnahmezustand, den die Menschheit gerade glaubt zu fühlen. Tatsächlich steigen täglich die Zahl der Infizierten, die Zahl der Toten und die Zahl der betroffenen Länder. Längst ist das Problem auch in Europa angekommen.

Das Coronavirus ist der nächste große Belastungstest für die globalisierte Just-in-Time-Philosophie. So nennt sich dieses fahrlässige Handlungsmuster, weltweit Schnäppchen zu jagen und sich zu Hause das Lager zu sparen. Vorräte gelten als so antiquiert wie Atombunker, als totes Kapital, das nichts abwirft. Doch der aktuelle Fall beweist, dass Management ohne Risikopuffer fahrlässig ist. Kaum fällt ein Glied der Logistik aus, bricht alles zusammen.

Labile Lieferketten sind nur ein weiterer Beweis dafür, dass die Produktionsstruktur der vernetzten Weltwirtschaft in ihrem Extremzustand an ihre Grenzen stößt. Der Wohlstandsmotor wurde überzüchtet – auch weil ihm ein völlig überholtes Kostengefüge zugrunde liegt. Die klimaschädlichen Emissionen von Frachtfliegern und -schiffen sind in den zu tiefen Logistikpreisen nicht enthalten. Die Internalisierung externer Kosten, wie es Volkswirte nennen, würde die internationale Arbeitsteilung neu sortieren.

Zu guter Letzt ist aber eine verwundbare und klimaschädliche Globalisierung vor allem ein einfaches Opfer für Donald Trump. Er ist der größte Feind des Freihandels – egal, ob er im Weißen Haus sitzen bleibt oder nicht. Die demokratischen Herausforderer predigen seine Nötigung-per-Strafzoll-Doktrin längst so laut wie er.

Als Ausweg aus der Wachstumsfalle bleibt nur die „Glokalisierung“. Das Prinzip „Think global, act local“ nehmen vorausschauende Manager ernst. Es funktioniert wie eine Art Impfung gegen Trump, Corona und Co. Das klassische Exportmodell hat den Zenit überschritten. Stattdessen müssen Firmen noch intensiver dort produzieren, wo die Absatzmärkte sind. 3D-Drucker und Roboter machen einst undenkbare Strukturen denkbar – selbst die Heimholung ausgelagerter Produktionen. Wer das mit einem Corona-Bier feiern will, gefährdet seine Gesundheit übrigens nicht.

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