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Das ganze Land beklagt sich über die erbärmliche Performance des Politikbetriebs. Zahlt Politikern endlich einen Leistungslohn! Quelle: imago images

Zahlt Politikern endlich einen Leistungslohn!

Beat Balzli
Beat Balzli Ehem. Chefredakteur WirtschaftsWoche Zur Kolumnen-Übersicht: Balzli direkt

Das ganze Land beklagt sich über die erbärmliche Performance des Politikbetriebs. Das liegt unter anderem an den falschen Anreizen.

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Ein Insolvenzverwalter als Parteichef wäre die richtige Besetzung. Der SPD laufen die Kunden weg, der Stimmenumsatz bricht ein, und die Chefin schmeißt hin. Weil kaum einer nachfolgen will, sollte jetzt ein Technokrat ran. Er würde nüchtern ausloten, ob sich der Laden sanieren, fusionieren oder nur noch abwickeln lässt.

Das Nokia des Politikbetriebs kann sich derzeit nicht über zu wenig Häme beklagen. Einziger Trost ist die Tatsache, dass es der langjährigen Konkurrenz nicht viel besser geht. Auf YouTube hingerichtet, taumelt die trutschige CDU durch die Trümmer der alten Bundesrepublik und klammert sich unter der Führung von Annegret Kramp-Karrenbauer ans Fax-Gerät.

Kein Tag vergeht, an dem nicht die erbärmliche Performance des Politikbetriebes beklagt wird. So meinte etwa BDI-Chef Dieter Kempf, dass SPD und CDU „einen großen Teil des in sie gesetzten Vertrauens verspielt“ hätten, unter anderem wegen eines „ungesunden Maßes an Umverteilung“. Vergessen hat er dabei den Klimaschutz und den Breitbandausbau und, und, und. 1000-mal aufgezählt und nichts passiert.

Dabei drängt sich die Frage auf, warum die Demokratie solch schlechte Ergebnisse produziert. Einer von vielen Gründen könnten die falsch gesetzten Anreize für die handelnden Personen sein. Der selbstlose Volksdiener, den der Parteifilz nach einer jahrelangen Ochsentour auf den Chefsessel hievt, um sich dort für ein Butterbrot auf Facebook bepöbeln zu lassen, funktioniert als Berufsziel nicht mehr. Wer sich das heute noch antut, kann nicht anders oder nichts anderes.

Die Arbeit des Politikers muss dringend attraktiver werden. Es muss für Spitzenämter einen wettbewerbsfähigen Lohn mit einer Leistungskomponente geben, die gute Performance belohnt und schlechte bestraft. Wer wie in Berlin eine Flughafenruine produziert, soll das spüren – nicht nur am Wahltag. Zudem braucht es eine Öffnung des politischen Milieus für Seiteneinsteiger, um Unabhängigkeit und Fachwissen zuzulassen und der Betriebsblindheit vorzubeugen.

Die größte Herausforderung dürfte aber die gesellschaftliche Anerkennung sein. Nur wenn alle dem Politiker mit einem Mindestmaß an Respekt begegnen, haben die Besten einen Anreiz einzusteigen. Und das ist dringend nötig. Im weltweiten IMD-Standortranking rutschte Deutschland nun um weitere zwei Plätze auf Position 17 ab. So darf es nicht weitergehen. Einen Insolvenzverwalter als Kanzler will niemand.

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