Bankenpräsident Sewing: Hohe Inflation droht zum „Spaltpilz“ zu werden

Der Chef der Deutschen Bank und Vorsitzende des Bundesverbandes deutscher Banken warnt vor den sozialen Auswirkungen einer dauerhaft hohen Inflation. Quelle: Bloomberg

Die Teuerungsrate müsse „so schnell wie möglich“ gesenkt werden, sagte der Deutsche-Bank-Chef. Sonst drohten erhebliche soziale Verwerfungen.

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Die extrem hohe Inflation birgt nach Ansicht von Bankenpräsident Christian Sewing erhebliches soziales Konfliktpotential. „Hohe Inflationsraten und negative Realzinsen sind ein Spaltpilz für die Gesellschaft“, sagte der Deutsche-Bank-Chef in seiner Funktion als Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Die Teuerungsrate müsse „so schnell wie möglich heruntergeführt werden“.

Kräftige Preissteigerungen für Energie und Lebensmittel hatten die Teuerungsrate in Deutschland im Mai auf 7,9 Prozent und damit auf den höchsten Stand seit fast 50 Jahren getrieben. Die erste Schätzung für dem Monat Juni will das Statistische Bundesamt an diesem Mittwoch (29.6.) veröffentlichen.

„Es spricht vieles dafür, dass wir den Höhepunkt der Inflation im Herbst sehen könnten“, sagte Sewing. „Aber grundsätzlich wird uns die Inflation länger begleiten und trotz der nun angekündigten Zinsmaßnahmen nicht in den nächsten zwölf Monaten verschwinden.“

Die Europäische Zentralbank (EZB), die für den Euroraum mittelfristig stabile Preise bei einer jährlichen Teuerungsrate von zwei Prozent anstrebt, will bei ihrer nächsten regulären Sitzung am 21. Juli die Leitzinsen im Euroraum um jeweils 0,25 Prozentpunkte anheben.

Dies sei das richtige Signal, sagte Sewing. „Ich habe immer gesagt, dass ich mir einen solchen Zinsschritt etwas früher gewünscht hätte, aber jetzt sind wir auf dem richtigen Weg und nun sollten wir die EZB darin unterstützen, diese Politik auch durchzuhalten.“

Bankkunden dürfen zumindest auf ein Ende von Negativzinsen auf dem Konto hoffen. „Natürlich wird die Branche ihre Konditionen auch wieder anpassen, wenn die EZB keine negativen Einlagenzinsen mehr erhebt“, sagte Sewing.

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Auf die Frage, warum die Branche nicht in einer konzertierten Aktion schon jetzt die von vielen Bankkunden als Strafzinsen empfundenen sogenannten Verwahrentgelte abschaffe, sagte Sewing, über konkrete Konditionen müsse jedes Institut für sich entscheiden. Der BdB-Präsident betonte: „Wir haben über Jahre hinweg Negativzinsen gesehen, und in den meisten dieser Jahre wurden die Negativzinsen nicht in der Breite an Privatkunden weitergegeben. Deshalb sollte man den Schwarzen Peter nicht den Banken in die Schuhe schieben.“

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