
Mehr noch als der Mittelfranke Günther Beckstein galt der Niederbayer Erwin Huber lange Zeit als Hoffnungsträger der CSU. Aus kleinen Verhältnissen stammend hat er sich rechtschaffen hochgearbeitet. Tüchtigkeit und Fleiß, preußische Tugenden mithin, kamen ihm dabei zu Gute. Minister in der Staatskanzlei war er, mehrere Male Finanzminister, Wirtschaftsminister - immer ein treuer Diener seiner Partei, deren Vorsitz er nach dem - auch von ihm - herbeigeführten Sturz des CSU-Übervaters Edmund Stoiber für kurze Zeit übernehmen durfte.
Jetzt ist Hubers Karriere am Ende. Erst das Desaster bei der Landtagswahl, welches der erfolgsverwöhnten Partei die Alleinregierung kostete, dann das Schlamassel bei der Landesbank, das arg am Nimbus des wirtschaftlich erfolgreichen Musterlandes Bayern kratzt. Wenn Huber jetzt seinen Hut nimmt, übernimmt er für beides die Verantwortung.
Herausforderung für Seehofer
Im Hintergrund dürfte ein Dritter gewirkt haben. Der neue Superstar Horst Seehofer, den die bayrische Volkspartei am Wochenende zu ihrem neuen Vorsitzenden und der Bayrische Landtag am Montag zum Ministerpräsidenten wählen sollen. Er braucht einen unbelasteten Neuanfang - ohne die Königsmörder Huber und Beckstein, ohne neue Skandalnachrichten aus der Staatsbank.

Deshalb wohl die Eile, mit der sich ausgerechnet die Bayern um die Milliarden aus dem gerade in Kraft getretenen Rettungspaket bemühen. Deshalb das Eingeständnis des 6,4 Milliarden Euro tiefen Loches bei der Staatsbank, das alle bisherigen Vorstellungen sprengt - für das aber auch andere bayrische Spitzenpolitiker verantwortlich sind, die vor Huber die Finanzen des Freistaats führten. Nun hat der Mohr seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen.
Jetzt die besten Jobs finden und
per E-Mail benachrichtigt werden.
Hubers Abgang zeigt aber auch: Die Personaldecke der CSU ist dünn. Gestandenes Nachwuchspotenzial ist weit und breit nicht in Sicht. Hierin liegt die größte Herausforderung für Seehofer, den neuen großen starken Mann im Bayern. Der aber hatte bislang vor allem seine eigene Karriere im Sinn - als Förderer von Nachwuchstalenten hat er sich noch nicht hervorgetan.