BCG-Experte Strack "Bis 2030 fehlen rund 6,1 Millionen Arbeitskräfte"

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Was können die Unternehmen tun?

Und was bedeutet das konkret?

Die Arbeitsproduktivität müsste deutlich stärker wachsen als in der Vergangenheit – und zwar zusammen mit den anderen genannten Maßnahmen von jährlich 0,6 auf 0,8 Prozent, was eine immense Kraftanstrengung aller Beteiligten erfordert. Um das zu schaffen, müssten Staat und Unternehmen auf breiter Front weitaus mehr in Bildung und Digitalisierung investieren. Abbrecherquoten wie bisher können wir uns nicht mehr leisten. Bildung und Qualifizierung auf allen Ebenen bis zum hohen Rentenalter werden die zentralen Themen in den nächsten Jahrzehnten werden – der vierte Hebel.

Steigt die Produktivität nicht schon durch Entwicklungen wie Roboter, Künstliche Intelligenz und Industrie 4.0 so schnell, dass der Bedarf an Arbeitskräften deutlich zurückgeht?

Einen Teil dieser technologiegetriebenen Produktivitätssteigerungen haben wir in unserer Studie berücksichtigt. In den nächsten zehn Jahren führt Industrie 4.0 aber sogar zu einem wachsenden Arbeitskräftebedarf, allerdings insbesondere für höher qualifizierte Mitarbeiter. Langfristig werden Künstliche Intelligenz und Roboter sicherlich alle Branchen betreffen – auch Büroarbeiter.

In diesen Berufen dauert es überdurchschnittlich lange, Stellen neu zu besetzen

Was können die Unternehmen unabhängig von der Politik tun, um sich Arbeitskräfte zu sichern?

Sie brauchen noch mehr als bisher eine langfristige und nachhaltige Personalstrategie, die aus vier Punkten besteht.

1. Transparenz schaffen: Wie viele Mitarbeiter mit welchen Qualifikationen brauche ich in den kommenden Jahren, welche habe ich? Strategische Personalplanung wird wichtiger als die finanzielle Planung.

2. Sie benötigen in viel größerem Maße eine Zielgruppen-spezifische Employer-Branding- und Recruiting-Strategie. Und das gilt nicht nur für Mitarbeiter der Generation Y.

3. Weiterqualifizierung wird ein Riesenthema. Wenn man bei einigen Qualifikationen zu viele und bei anderen zu wenige Mitarbeiter hat, stellt sich die Frage: Kann ich die Leute querqualifizieren und wie mache ich das?

4. Was bisher in Deutschland kaum eine Rolle spielt, ist eine Personalbindungsstrategie. Wenn der Arbeitsmarkt viel kompetitiver wird, muss sich jede Firma fragen: Wie kann ich eine Kultur schaffen, die bewirkt, dass der Mitarbeiter bleiben will?

Professionelle Personaler sind also ein zukunftsträchtiges Berufsfeld. Sie müssen aber künftig noch strategischer und analytischer vorgehen.

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