
San Francisco Die Meldung schlug ein wie eine Bombe. Die Berliner Staatsanwaltschaft bestätigte am Mittwoch den Fund eines verdächtigen Stoffs bei dem 55-jährigen Politiker Volker Beck. Die „Bild“-Zeitung hatte als Erstes über den Vorfall berichtet. Dem Blatt zufolge soll es sich dabei um die synthetische Droge Crystal Meth handeln, die den Ruf hat, noch gefährlicher als Heroin oder Kokain zu sein. Beck äußerte sich nicht näher zu den Vorwürfen, erklärte aber, dass er seine Ämter in der Grünen-Fraktion zur Verfügung stelle.
Schnell verbreitete sich auf Twitter der Hashtag #BreakingBeck - mit Anspielung auf die erfolgreiche US-TV-Serie „Breaking Bad“, in der ein unbescholtener Hochschullehrer durch unvorhersehbare Ereignisse immer tiefer im Sumpf der Drogen versinkt und sich nicht mehr daraus befreien kann.
Vieles deutet darauf hin, dass es sich jetzt um das Ende der politischen Karriere des Grünen-Politikers handelt. Seit über 30 Jahren als Abgeordneter im Bundestag und langjähriger Parlamentarischer Geschäftsführer der Grünen-Fraktion machte er oft von sich reden und setzte sich vehement für die Rechte von Minderheiten ein, kämpfte gegen Rassismus und Vorurteile. Ob er selbst jetzt noch einmal aus dem Morast der moralischen und sozialen Vorurteile auftauchen wird, ist noch offen. Hebt der Bundestag seine Immunität auf, könnte ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft auf ihn zukommen.
Der Blick in die USA verrät, dass es möglich ist, Drogenvorwürfe politisch zu überleben. Wenn auch nicht immer unbeschadet. Es kommt darauf an, wie die Betroffenen damit umgehen.
Die USA in den 60er und 70er Jahren: Vietnamkrieg, Flower-Power, San Francisco, freie Liebe und Drogen, Eric Clapton macht den Song „Cocaine“ von JJ Cale weltberühmt. Viele der jungen Männer und Frauen, die damals aufgewachsen sind, bekleiden heute politische Ämter.
So gefährlich ist Crystal Meth
Crystal Meth (offiziell: Methamphetamin) wurde erstmals im Jahr 1893 synthetisiert. Die Droge wird meist aus Ephedrin oder Hyperephidrin hergestellt, dieses findet sich zum Beispiel in apothekenpflichtigen Erkältungsmitteln. Werden diese Stoffe mit Jodwasserstoff in einer chemischen Reaktion reduziert, entsteht die Droge.
Methamphetamin unterdrückt Müdigkeit, Hungergefühl und Schmerzen. Je häufiger es eingenommen wird, desto mehr gewöhnt sich der Körper an die Droge, so dass die Dosis stetig erhöht werden muss, damit die Wirkung erreicht wird.
Die Zeitspanne bis zum Wirkungseintritt der Droge hängt von der Einnahmeart ab. Wird es gespritzt oder geraucht, tritt die Wirkung sofort ein, wird es oral eingenommen, dauert es 30 bis 45 Minuten. Die Wirkungsdauer variiert zwischen sechs und 48 Stunden, da die Droge vom Körper sehr langsam abgebaut wird.
Bei Abhängigen stellen sich oft Haarausfall, Zahnschäden, Hautentzündungen und Aggressivität ein. Wird Methamphetamin fehlerhaft hergestellt, erhöht sich das Risiko der Einnahme.
Die Preise für Methamphetamin variieren je nach Region, das Gramm kostet zwischen 65 und 85 Euro. Es ist günstiger als Kokain, das pro Gramm bis zu 90 Euro kostet.
Während der Blitzkriege gegen Polen und Frankreich 1939/40 wurde Methamphetamin unter dem Namen Panzerschokolade von vielen Soldaten, Fahrzeugsführern und Piloten verwendet, um Müdigkeit und Angst zu unterdrücken. Unter dem Handelsnamen Pervitin wurde die Droge noch bis in die Achtziger hinein zur Leistungssteigerung verwendet.
Journalisten und politische Gegner wissen, was sich damals in High Schools oder Freiluftkonzerten abgespielt hat. Darum gehört die Frage nach dem Drogengebrauch längst zum Standardrepertoire. Die einen gestehen, die andern nicht, andere werden erwischt. Das Urteil der Wähler ist nicht vorherzusehen.
Trey Radel, republikanischer Kongressabgeordneter aus Florida, schrieb im November 2013 Geschichte. Ihm gebührt die Ehre, als erster gewählter Volksvertreter im US-Kongress während seiner Amtszeit wegen eines Drogenvergehens verurteilt worden zu sein. Damals, als 37-Jähriger, war er Undercover-Agenten in die Falle gegangen, als er versuchte, 3,5 Gramm Kokain für 250 Dollar zu kaufen. Um einen langen Prozess unter den Augen der Öffentlichkeit zu vermeiden, bekannte er sich schuldig und bekam eine Gefängnisstrafe auf Bewährung. Aber politisch war er nicht mehr tragbar.





Ausgerechnet er war einer der schärfsten Befürworter einer Gesetzesinitiative, nach der sich Sozialhilfeempfänger, die Essensmarken vom Staat bekamen, routinemäßig Drogentests unterziehen sollten. Bei einem positiven Ergebnis sollten die Leistungen gekürzt werden. Die Häme, die ihm, der auch noch alkoholabhängig war, entgegenschlug, war überwältigend. Nach einer Entziehungskur kehrte er in die Politik zurück. Ende Januar 2014 verließ er den Kongress, in dem er zunehmend isoliert war. Es drohte ihm eine Untersuchung der Ethik-Kommission, die ihn wie auch seine Familie und Freunde schwer hätte belasten können. 2015 eröffnete er eine Agentur für Krisenkommunikation.