
Der Benzinpreis in Deutschland nähert sich der Marke von 1,70 Euro pro Liter. Damit kündigt sich ein neuer Rekordpreis für Sprit an. In mehreren Städten kostet ein Liter Super E10 bereits 1,69 Euro, berichtete der ADAC gestern in München nach einer aktuellen Erhebung an Tankstellen in 20 deutschen Großstädten. Der bundesweite Durchschnittspreis lag nach Angaben aus der Mineralölwirtschaft bei 1,66 Euro für einen Liter E10 und bei 1,69 Euro für einen Liter der meistgetankten Sorte E5 mit fünf Prozent Ethanol. Für Diesel müssen die Autofahrer nach Branchenangaben durchschnittlich 1,54 Euro pro Liter zahlen.
Ursachen für den Rekordpreis
Die Preise für Benzin, Diesel und Heizöl liegen bereits seit rund sechs Wochen auf einem sehr hohen Niveau. Ursache sind hauptsächlich der gestiegene Rohölpreis sowie der noch immer relativ schwache Euro. Offenbar hilft auch die Ankündigung Saudi-Arabiens, auf sinkende Rohölpreise hinarbeiten zu wollen und Angebotslücken auszugleichen, den Autofahrern wenig. Auch vom Euro-Dollar-Kurs ist derzeit keine durchgreifende Besserung zu erwarten. Tatsächlich ist der Ölpreis vor allem seit der Verschärfung des Atomstreits mit dem Iran und der Drohung, die wichtigste Ölhandelsroute zu schließen, deutlich gestiegen. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordsee-Sorte Brent schwankte zuletzt um die Marke von 125 Dollar. Vor einem Jahr kostete Brent noch rund 110 Dollar je Barrel.
Wie sich der Benzinpreis zusammensetzt
Die jüngsten Daten beziehen sich auf den Einkaufspreis im Januar. Im Durchschnitt lag der Einkaufspreis am europäischen Großmarkt für Ölprodukte in Rotterdam bei 56,1 Cent pro Liter.
Je Liter Benzin werden festgeschriebene 65,5 Cent Mineralölsteuer fällig, außerdem werden 19 Prozent Mehrwertsteuer erhoben.
Nach Abzug von Einkaufspreis und Steuern bleiben laut Branchenverband noch 10,8 Cent je Liter als Deckungsbeitrag. Damit müssen die Mineralölkonzerne die Kosten für die Tankstelle, Transport, Lagerung, Werbung, Verwaltung und die Beimischung von Biokomponenten begleichen.
Als Gewinn streben die Ölgesellschaften einen Cent je Liter an. Das ist allerdings nur der Gewinn, der an der Tankstelle verdient wird. Die Mineralölkonzerne, denen die Tankstellen weit überwiegend gehören, verdienen allerdings auch an Förderung, Transport, Lagerung, etc. entlang der gesamten Wertschöpfungskette nach Kräften. Die aktuelle Studie des Energieexperten Steffen Bukold spricht daher auch von einem Anstieg der Bruttomarge der Mineralölwirtschaft (Tankstellenpreis minus Rohölpreis) von 11,5 Cent Ende November 2011 auf 16,3 Cent je Liter Superbenzin Anfang März. Darin ist somit auch die Marge der Raffinerien enthalten. Bei der abweichenden Darstellung der Mineralölwirtschaft ist der Gewinn der Raffinerien in der Position der Einkaufskosten enthalten.
Die Bundestagsfraktion der Grünen wollte diese Argumentationskette nicht einfach so hinnehmen und beauftragte den Hamburger Energieexperten Steffen Bukold mit einer Studie. Sein Fazit: Die Mineralölkonzerne haben Autofahrer an der Tankstelle in den vergangenen Monaten regelrecht geschröpft. Die Preisaufschläge seien viel höher, als es allein durch die höheren Ölpreise gerechtfertigt wäre. Danach ist der Preis für Superbenzin in den vergangenen drei Monaten um 11,3 Cent pro Liter gestiegen. Aber nur 6,6 Cent pro Liter ließen sich durch höhere Rohölpreise oder einen veränderten Euro-Dollar-Wechselkurs erklären. 4,7 Cent hätten die Konzerne somit zusätzlich aufgeschlagen.