BER 1000 Tage Nicht-Eröffnung am Berliner Flughafen

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Brüssel ist mal wieder schuld

Auch hier Beispiel: Die Terminals wurden größer, das interne IT-Netz blieb klein. Das LAN-Netz ist das zentrale Nervensystem des Flughafens. Daran angeschlossen sind 350 Einzelsysteme: Lichtsteuerung, Deutsche Flugsicherung, Sicherheitssysteme, Entrauchungsanlage, Anbindung der Airlines, die Bodendienste, die Feuerwehr und so weiter. Erst als Hartmut Mehdorn neuer Chef des BER wurde, passte das Unternehmen das LAN-Netz an den größeren Flughafen an.

Die strengen EU-Beamten

Brüssel ist mal wieder schuld. Weil die EU-Kommission die Regelungen für den Sicherheitscheck von Flüssigkeiten änderte, brauchte der noch gar nicht fertige Flughafen Platz für größere Scanner. Die Schleusen bei der Sicherheitskontrolle mussten daraufhin von drei auf sechs Meter verdoppelt werden. Das erforderte den Anbau von zwei zusätzlichen Gebäuden. Der Eröffnungstermin wurde deshalb von Oktober 2011 auf Juni 2012 verschoben. Schon damals hätte klar sein müssen, dass man 2012 nicht eröffnen kann. Die unglaubliche Folge der EU-Verordnung: „2011 hat die Bauleistung die Planung überholt“, sagt ein Insider. Es wurden offenbar Leistungen angeordnet, um schnell fertig zu werden. Aber eine richtige Planung „hat es nicht gegeben“. Ein Beispiel dafür: Bei den Kabeltrassen wurde alles reingekloppt, ohne die Auswirkungen auf andere Gewerke zu berücksichtigen.

Der ambitionierte Technikchef

Kann man einen 2,5-Milliarden-Bau verantwortlich leiten und nebenbei eine Doktorarbeit schreiben? Manfred Körtgen konnte. Der damalige Geschäftsführer des BER promovierte neben seinem Job 2010 an der Universität Kassel – mangelnde Zeit war offenbar kein limitierender Faktor. Thema seiner Doktor-Arbeit (200 Seiten dick, 29 Euro): „Optimierungsansätze zur prozessorientierten Abwicklung komplexer Baumaßnahmen unter Einsatz neuer Informations- und Kommunikationssysteme“. Die mündliche Prüfung bestand Körtgen mit Bravour - am 29. April 2010, mitten in der Bauphase des Flughafens.

Die größten Flughäfen der Welt
Suvarnabhumi International Airport Quelle: dpa
Incheon - Seoul Quelle: dpa
Denver Quelle: REUTERS
Singapur Quelle: dpa
JFK Airport in New York Quelle: REUTERS
südchinesische Airport Guangzhou Quelle: dpa
Istanbul Airport Quelle: REUTERS

Der gewiefte Zeichner

Auf einen schön klingenden Titel war auch Alfredo Di Mauro aus. Der Planer der Entrauchungsanlage am Flughafen, die irgendwann so viele Probleme machte, war von Hause aus technischer Zeichner mit Gesellenbrief. Doch gegenüber Geschäftspartnern erweckte er den Anschein, er habe Bauingenieur an der Hochschule studiert. Auch technische Zeichner dürfen im Prinzip Entrauchungsanlagen entwerfen und umsetzen. Dem BER-Chef Mehdorn wurde das Verwirrspiel aber zu bunt – er setzte Räuchermännchen Di Mauro vor die Tür.

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