Berichterstattung über Flüchtlinge „Will Seehofer ARD und ZDF abschieben?“

Mit seiner scharfen Kritik an der Berichterstattung der öffentlich-rechtlichen Sender zur Flüchtlingskrise löst CSU-Chef Seehofer Empörung aus. Die Linken fragen schon, ob er nun ARD und ZDF abschieben wolle.

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Mit scharfen Worten gegen ARD und ZDF: Horst Seehofer (CSU), Ministerpräsident von Bayern. Quelle: dpa

Berlin Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer hat in deutlichen Worten die Berichterstattung der öffentlich-rechtlichen Fernsehsender kritisiert. „Wenn die nicht Livesendungen hätten, dann hätten sie wenige der Lebenswirklichkeit entsprechende Programminhalte“, sagte Seehofer dem Magazin „Der Spiegel“.

So habe das ZDF ja auch seine Berichterstattung über die Silvesternacht in Köln im Nachhinein bedauern müssen. Was für Seehofer ein Indiz dafür ist, was bei den Medien falsch gelaufen ist: „Zum Teil gab es eine Berichterstattung, die wenig mit der Realität zu tun hatte“, kritisierte der CSU-Chef die Sendungen zur Flüchtlingskrise. Und fügte hinzu: „Für mich ist viel zu häufig die persönliche Überzeugung der Autoren der Maßstab für die Berichterstattung.“

Mit seiner Kritik hat Seehofer scharfen Widerspruch in der SPD ausgelöst. „Das ewige Genöle von großen Teilen der CDU und CDU gegen den öffentlich-rechtlichen Rundfunkt nervt“, sagte der Sprecher des konservativen Seeheimer Kreises in der SPD, Johannes Kahrs, dem Handelsblatt. „Auf diese Art untermauern sie den Vorwurf der AfD über die Lügenpresse und werten die gute Arbeit von ARD und ZDF ab, statt ihnen den Rücken zu stärken.“ Das sei „peinlich und kontraproduktiv“.

Kahrs sagte mit Blick auf die Köln-Berichterstattung: „Jeder macht Fehler, irgendwas findet man immer, wenn man seine ideologische Grundhaltung zum Ausdruck bringen möchte.“ Kahrs warf der Union in dieser Hinsicht eine „schizophrene Haltung“, weil sie „überall den Kulturverfall und den Niveauverlust bejammern, gleichzeitig aber Privatsender ermöglicht haben und deren Niveau nie kritisieren“.


„Versuch, im rechten Sumpf nach Wählerstimmen zu fischen“

Die Grünen-Medienexpertin Tabea Rößner sagte dem Handelsblatt: „Horst Seehofer zündelt gerne und auch seine Äußerungen zur Berichterstattung der Öffentlich-Rechtlichen ist vor allem das: Der populistische Versuch, im rechten Sumpf nach Wählerstimmen zu fischen.“ Dass ARD und ZDF Versäumnisse in ihrer Berichterstattung zugegeben hätten, zeige, „dass sie im Gegensatz zu Horst Seehofer zur Selbstkritik fähig sind“.

Linksparteichef Bernd Riexinger fragte Seehofer indirekt, welche Konsequenzen er sich nun für die TV-Sender vorstelle. „Na los, Herr #Seehofer, es liegt Ihnen doch auf der Zunge: Lü-gen-p......! Und nun? #ARD und #ZDF abschieben?“, schrieb Riexinger im Kurznachrichtendienst Twitter.

Auch der Bayerische Journalistenverband reagierte. Auf Twitter wies die Organisation die Seehofer-Äußerungen als „üble und unsachliche Kritik“ zurück.

Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Dieter Janecek erklärte ebenfalls bei Twitter: „#Seehofer macht den #Orban“.

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