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Berlin intern

CDU-Mittelständler wagen den Umbruch

Henning Krumrey Ehem. Redakteur

Die CDU-Mittelstandsvereinigung hat einen jungdynamischen Vorsitzenden gewonnen und zwei mediale Zugpferde verloren. Ein Umbruch ins Ungewisse.

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Oswald Metzger hatte versucht, Vorsitzender der Mittelstandsvereinigung der CDU/CSU (MIT) zu werden – und war krachend gescheitert. Quelle: dpa

Das erste schwarz-grüne Experiment dieser Tage war schon gescheitert, bevor sich die Verhandlungsdelegationen von Union und Ökos am Dienstagabend vergangener Woche trennten. Am Wochenende zuvor hatte Oswald Metzger, einst führender Finanzpolitiker der Grünen und seit 2008 Mitglied der CDU, versucht, Vorsitzender der Mittelstandsvereinigung der CDU/CSU (MIT) zu werden – und war krachend gescheitert. Freilich lag es nicht an seiner politischen Herkunft, sondern an einer explosiven Mischung aus Vorstellung und Vorstellungen. Seine Bewerbungsrede beim Bundeskongress war fahrig, und als er mit nur 28 Prozent bedacht wurde, reagierte er geschockt. Mit dieser „Klatsche“ könne er auch als Stellvertreter keine wirksame „Doppelspitze“ bilden. So hatte sich Metzger das gedacht: Er tritt in Talkshows auf, während sich der neue Chef um den Kontakt zu Partei und Fraktion kümmert. Dafür erntet er Buhrufe, denn an ein Duo aus Innendienst-Vorsitzendem und Medien-Vize hatten die wenigsten gedacht.

Das Problem der MIT: Kein echter Unternehmer fand sich für den Führungsposten. Der einzige Interessent, der überhaupt mal einen Kleinbetrieb geleitet hatte – Gereon Haumann aus Rheinland-Pfalz – zog seine Kandidatur noch vor der Wahl zurück und einen Posten als Vollzeit-Funktionär beim Hotel- und Gaststättenverband Dehoga vor.

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So blieb neben Metzger nur der CDU-Bundestagsabgeordnete Carsten Linnemann, der bemüht herausstrich, dass er ja fast selbst ein Unternehmer sei; sein Lebenslauf hingegen weist ihn als promovierten Bankvolkswirt aus. Bevor er 2009 mit erst 32 Jahren ins Parlament kam, diente er unter anderem als Assistent von Deutsche-Bank-Professor Norbert Walter. „Ich komme aus einer Mittelstandsregion“, pries Linnemann sein Paderborn. „Ich komme selbst aus einer Mittelstandsfamilie, meine Eltern haben sich 1977 mit einer Buchhandlung selbstständig gemacht.“ Heute führe der Bruder das Geschäft.

In seiner Bewerbungsrede hatte Linnemann den scheidenden Vorsitzenden Josef Schlarmann zwar als intellektuellen Kopf und laut vernehmbare Stimme gelobt, in dieses Schalmeien aber schärfste Kritik gepackt. Denn künftig soll alles anders werden. „Ich möchte die Mittelstandsvereinigung wieder stärker an das Parlament heranbringen“, kündigte er an. In der Vergangenheit hatte es zwischen der Organisation und dem parlamentarischen Arm erheblich geknirscht. Während Schlarmann von außen mit scharfen Kommentaren für ein klares marktwirtschaftliches Profil des Verbandes sorgte, standen die Abgeordneten als Weichmacher da, die am Ende stets dem Kurs der CDU-Vorsitzenden und Bundeskanzlerin folgten und brav nickten.

Schlarmann hatte es sich durch seine reine Lehre auch mit Angela Merkel verscherzt. Linnemann dagegen setzt auf enge Kooperation. „Es ist entscheidend, dass wir mit am Koalitionstisch sitzen.“ Denn da fielen die Entscheidungen. Seine Vorschläge sind Schläge gegen Schlarmann: Er wolle „in Zukunft mit hoher Sachlichkeit und hoher Fachlichkeit“ in die Debatten eingreifen, „damit wir auch ernst genommen werden in Berlin“. Das wird spannend, denn im Bundestag hat der Neue schon mal gegen Merkels Euro-Rettungskurs gestimmt.

Auch Metzger hatte betont, dass er „selbstständig“ ist, aber die Firma, die er führt, ist der Ein-Mann-Betrieb Oswald Metzger. In der MIT will er aktiv bleiben, als „marktwirtschaftlicher Frontkämpfer“. Denn „viele ordnungspolitische Stimmen haben wir ja nicht“.

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