
Die Mehrheit war erdrückend, und doch kam es auf seine Stimme an. Karl Josef Laumann, der Vormann des CDU-Arbeitnehmerflügels, durfte den Antrag zum Mindestlohn einbringen, der bei den Schwarzen Lohnuntergrenze heißt.
Und Laumann sollte auch den tosenden Beifall des Parteitags einheimsen: Seht her, die CDU hat ein Herz für die Geknechteten, die als Wachleute fünf Euro in der Stunde oder als Zimmermädchen zwei Euro pro Raum bekommen, obwohl sie mehr verdienten.
Die Delegierten klatschten aus Respekt für den kernigen Maschinenschlosser. Die Parteispitze applaudierte aus Dankbarkeit dem gewieften Strategen. Denn der Fraktionsvorsitzende im nordrhein-westfälischen Landtag hat ihr das heikelste Thema für den Bundestagswahlkampf 2013 abgeräumt.
Erhofftes Signal erreicht
Laumanns Antrag zum Bundesparteitag gegen Micker-Löhne enthielt als Maßstab die Zeitarbeitsbranche, „weil mir nichts anderes eingefallen war“. Zwischen sieben und acht Euro liegt also der Lohn, den Christdemokraten für zumutbar halten. Der Aufstand des Wirtschaftsflügels brachte das Thema in die Schlagzeilen: CDU jetzt auch für Mindestlohn – das erhoffte Signal war da. Jetzt durfte auf dem Parteitag bloß nichts schiefgehen.
Denn der CDU geht es um das Verhetzungspotenzial der Mini-Löhne und die Attacken der politischen Konkurrenz. Die CDU galt zusammen mit der FDP als Schutzpatronin jener Unternehmer, die ihre Mitarbeiter billig schaffen und den Rest für den Lebensunterhalt vom Staat aufstocken lassen. „Unsere Leute schämen sich für diese Löhne“, weiß Laumann.
Der neue Weg werde „auf viele CDU-Wähler positiv wirken“. Unterstützung kam von anständig zahlenden Betrieben, die unter tariffreier Billigkonkurrenz leiden.