
Man kann es mit den Worten des Fußballers Jürgen "Kobra" Wegmann sagen: "Erst hatten wir kein Glück, und dann kam auch noch Pech dazu." Viele kennen es als Murphys Gesetz. Oder man nimmt drei Buchstaben: SPD. Den Sozialdemokraten will einfach nichts gelingen. Seit Monaten kleben die Umfragewerte bei 23 bis 25 Prozent. Jeder Versuch, aus dem demoskopischen Ghetto auszubrechen, misslang. Attacken gegen den "Baron aus Bayern" konnten Karl-Theodor zu Guttenberg nichts anhaben. Er liegt in der Beliebtheitsskala auf Rang zwei, SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier auf Platz acht, noch hinter dem einst verhassten FDP-Chef Guido Westerwelle. Angriffe auf die Kanzlerin – verpufft. Angst um Arbeitsplätze – hat nicht gezogen. Sonderschutz für Rentner, Soziales, Europa, Pannen-Atomreaktoren – alles wirkungslos.
Genossen setzen auf das Prinzips Guttenberg mit weiblichen Mitteln
Im Willy-Brandt-Haus ist die einstige Zuversicht ("Wir können Wahlkampf") Unsicherheit und Verzweiflung gewichen. Selbst SPD-Kampagneros sehen "kein Konzept, keine Strategie". Noch ist es ihnen nicht gelungen, der Kanzlerin eine Debatte über SPD-Themen wie Arbeit, Sicherheit, Verteilungsgerechtigkeit aufzuzwingen. Nur acht Wochen vor der Wahl scheint es manchem Strategen schon zu spät, aus einer plötzlich gestarteten Idee ein glaubwürdiges Herzensanliegen der Genossen darzustellen. Nach Steinmeiers guter Rede auf dem SPD-Parteitag Anfang Juli brach es wieder ab. Die Minister Steinbrück und Gabriel versuchen sich in starken Sprüchen, doch sie kämpfen allein.
Erst kein Glück, und dann kam auch noch Ulla dazu. Der Verlust von Dienstwagen und Glaubwürdigkeit der Gesundheitsministerin, die gern Ärzte, Kliniken und Versicherte zur Sparsamkeit auffordert, unterminiert Steinmeiers Wahlkampfstart. Gefährlich wird es immer dann, wenn diejenigen, die Zugriff auf fremder Leute Geld haben, damit nicht so umgehen, als wäre es ihr eigenes. Nicht jede Redewendung – und sei sie auch von Goethe – lässt sich umkehren: Es gefällt eben nicht alles, was erlaubt ist. Helfen da neue Gesichter?
Jung, Provinz, adrettes Aussehen – das beschreibt nicht mehr nur den frischen CSU-Aufsteiger. Die Genossen setzen auf Manuela Schwesig. Die 35-jährige Sozialministerin von Mecklenburg-Vorpommern, gerade mal neun Monate im Amt, ist die Fortsetzung des Prinzips Guttenberg mit weiblichen Mitteln. Zum Beweis, dass sie ebenfalls Forschheit und Fortune verbindet, fehlen ihr allerdings Zeit und ein Amt mit bundespolitischer Bedeutung.
Steinmeier, das ist in Berlin immer häufiger zu hören, habe Mitleid verdient. Das ist das Schlimmste, was sich über einen Kanzlerkandidaten und Macher sagen lässt.