Die neue WiWo App Jetzt kostenlos testen
Download Download

Berlin intern Polit-Promis als Pausenclowns

In Krisenzeiten ist alles anders: Machten früher Hinterbänkler in den lauen Wochen Schlagzeilen, sind es heute Prominente der ersten Reihe.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Sigmar Gabriel Quelle: dpa

Mit ihr hatte in Berlin niemand mehr gerechnet. Seit Jahren war sie nicht mehr da gewesen. Aber am Dienstag tauchte sie plötzlich auf: die Sommerpause.

"Keine Termine" prangte fast höhnisch in der täglichen Übersicht für den Dienstag vergangener Woche, die das Bundespresseamt verschickt. Es listet öffentliche Auftritte von Ministern und Staatssekretären der Regierung auf, aber auch das eine oder andere sonstige Ereignis. Doch plötzlich: nichts. Das hat es lange nicht gegeben.

Aber natürlich bedeutet "keine Termine" nicht, dass nichts los wäre. Dafür gibt es ja die Sommerpausenclowns, die selbst dann Bewegung vortäuschen können, wenn eigentlich Stillstand regiert. Anders als früher sind es nicht mehr Hinterbänkler, die sich als Leermeister profilieren, sondern Promis.

Zeitungen trotz Sommerpause gefüllt

Sigmar Gabriel beispielsweise, der ein kaltblütiger Politiker zu sein scheint. Denn bei sommerlicher Wärme entwickelt der SPD-Vorsitzende derart ungeahnte Aktivität, dass im Vergleich dazu sein normales Pensum im Frühjahr oder Herbst schon wie Winterstarre wirkt. Vielleicht aus der Sorge, er würde außerhalb der politischen Funkstille im parteiinternen Kanzlerkandidatenrennen nicht beachtet, präsentierte er just in seiner angeblichen Vaterpause erst Pläne zur Bankenrettung und dann für die höhere Besteuerung Wohlhabender.

Am vergangenen Dienstag, der "keine Termine" vorsah, füllte der füllige Genosse die Zeitungsspalten mit seiner Idee, per Grundgesetzänderung mehr Schulden Europas beim deutschen Steuerzahler abzuladen.

Da freut man sich fast schon über den luxemburgischen Ministerpräsidenten Jean-Claude Juncker, der sich immer aufregt, dass seine Kollegen aus der Euro-Gruppe so oft öffentlich schwadronierten, um dann selbst per Interview mitzuteilen, dass ein Austritt Griechenlands zwar nicht wünschenswert, aber sicherlich beherrschbar sei.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%