Ihr Vater hat noch sein Leben lang hart gearbeitet. Das wollte sich Andrea Nahles nicht antun, also ging sie in die Politik. Da sitzt sie nun und denkt an sich und an weiter nichts (böses).
Das ist schon eine seltsame Politikwelt, die kein Problem damit hat, sich selbst diametral besser zu versorgen als das Volk dessen Diener sie ist.
"Obwohl alle Erträge der Farm brüderlich geteilt werden, beanspruchen die Schweine die von den Kühen gewonnene Milch und die Äpfel alleine für sich. ... Da die Schweine gewissermaßen die Leitung der Farm übernommen haben, sei dieses Privileg im Interesse aller Tiere. Würde es den Schweinen nämlich nicht gut gehen, könnten sie ihre Aufgabe nicht richtig erfüllen ..." - George Orwell, Animal Farm.
So aber funktioniert die Farm, der Staat nicht mehr für alle, sondern so richtig gut nur noch für die herrschenden Schweine.
Aber das ist ja nur ein Buch. Mit einer gewissen Logik. Einerseits geht es nur wenigen richtig gut und andererseits scheint es egal, dass die vielen anderen ihre Aufgaben nur suboptimal erfüllen können.
Schauen wir uns drei Themenbereiche an und entwickeln einfach mal vollkommen un/vernünftige, naiv-blauäugige Denkansätze:
Pension vs Rente,
Diät vs Gehalt,
Nebentätigkeiten vs Hartz-IV-Sanktionen.
Ja, das klingt nach Neiddebatte, nach Populismus gar. Aber der Vergleich ist wichtig. Er zeigt sehr schön die Schieflage unseres kompletten Systems zugunsten einiger weniger Selbstbediener.
1. Pension vs Rente
Wer Glück hat, geht nach 45 anrechenbaren Jahren, im Alter von 63 und durchschnittlich knapp 1.000 Euro in Rente.
Der Politiker geht nach 23 Jahren Bundestagszugehörigkeit, im Alter von 55 Jahren und 4.836 Euro in Pension.
Statt die Rente für ihren Vater auf unser aller Kosten durchzuboxen, sollte Andrea Nahles ihm einfach die Hälfte ihrer eigenen Pension abgeben. Da bekäme er locker mehr als das Doppelte der ihm nun in Aussicht stehenden Rente und Deutschland könnte zig Milliarden Euro sinnvoller in die Zukunft dieses Landes investieren.
Überhaupt sollte jeder Politiker ein oder zwei Rentner alimentieren, oder? Und sei es nur, um diese beiden Schicksale zu koppeln. Sei es, um das Verständnis zu wecken, dass man heute von der Rente nur schlecht leben kann, wenn man nicht zufällig schon ein kleines Häuschen für den Eigenbedarf abgezahlt hat.
Warum nicht die Politikerpension analog der deutschen Durchschnittsrente anpassen und später erhöhen?
Dann würde es uns allen besser gehen. Die Politik würde sich zumindest mehr Mühe geben, die Rentensysteme von Grund auf zu reformieren.
2. Diät vs Gehalt
Andrea Nahles und Friends erhöhten sich ihre Diäten und lassen diese nun analog eines durchschnittlichen Richters am Bundesgerichtshof wachsen. Klar. Eine Nummer kleiner geht's nicht.
Warum nicht direkt die Diäten analog der Profis der Fußballbundesliga steigen lassen, da beide doch in einer Liga spielen? Oder wie die Honorare der Formel-I-Fahrer? Stimmt, das ist kurzfristig pietätlos.
Fast unverdächtig wären da Diätensteigerungen analog der Kostensteigerungen und Realisierungswahrscheinlichkeiten von Elbphilharmonie, Berliner Flughafen, Stuttgart21.
Diäten und Gehälter werden auch in Zukunft brutal auseinanderlaufen. Nicht zuletzt, weil die Rente (mit 63) nicht finanzierbar ist!
Aus der Armut in die Armut
Andrea Nahles muss dafür sorgen, dass die Menschen weniger verdienen. Denn je weniger die Menschen verdienen, desto geringer ihre Rente. Strafe muss sein. Das sichert darüber hinaus die Arbeitsplätze der Vorstände. Und damit Andreas eigene Karriere nach der Politik.
Ihre Ideen, und die der Politik:
Mindestlohn ab 18, oder 21, oder 25 - je nachdem mit wem man heute spricht. Damit die jüngeren Jugendlichen nicht zu früh anfangen, Rentenanwartschaften anzusammeln. Offiziell: damit sie nicht aus der Schule/Ausbildung in den Job flüchten.
Dabei hatte ich bisher gedacht, wir lassen die Klassenräume und Toiletten und Turnhallen absichtlich verrotten, damit die Kids sich schneller einen Job suchen, sobald sie die gefühlte Orthographie beherrschen.
Natürlich kann man derartiges als Politiker nur über Gesetze lösen. Weise Menschen würden den Schülern die Relevanz von Bildung über die Schule vermitteln.
Kein Mindestlohn fürs Praktikum. Praktikanten geht es eh zu gut. Folge: es wird noch mehr Praktikums-, statt Azubi-Stellen geben.
Mehr Teilzeitjobs, Minijobs, (sach-)grundlos befristete Verträge, damit eine Probezeit endlich zwei Jahre und nicht mehr nur sechs Monate dauert, und niemand sich in seinem Job mit seiner Performance wirklich sicher fühlt. Gesund macht das nicht gerade.
Alles wundervolle Mechaniken, die Menschen in ihren prekären Verhältnissen zu halten, sie aus der Arbeits-Armut, über eine Arbeitslosigkeits-Armut in die Alters-Armut zu führen - während die dafür verantwortlichen Politiker sich dumm und dämlich verdienen.
3. Nebentätigkeiten vs Hartz-IV-Sanktionen
Und als ob dies alles noch nicht reichen würde, kann der Politiker so viel nebenher verdienen wie er möchte. Aus verfassungsrechtlichen Gründen, so die Entschuldigung, kann der Nebenverdienst nicht mit der Diät verrechnet werden. Klar.
Bei Hartz-IVlern dagegen drohen sofort brutale Sanktionen. Besitzen darf man sowieso nichts mehr.
Man muss komplett nackt am Boden liegen, ehe der Sozialstaat sich gnädig erweist.
Alles blauäugig, naiv, un/vernünftig, populistisch, klar, ich weiß. Aber es wird Zeit, einmal jenseits der 'Vernunft' und 'Effizienz' dieses Staates und seiner vielen Monarchen zu fragen, ob diese Vernunft und diese Effizienz uns alle noch retten kann ...
Die Menschen werden noch abhängiger vom Staat und den Almosen der Politik. Wir sind dann ungebildet und arm und süchtig nach Instant Gratification. Das ist das Bermuda-Dreieck menschenverachtender, repräsentativer Demokratie. Barbarei. Animal Farm ist nichts dagegen.