




Die Indianer sagen: Steig ab, wenn das Pferd tot ist. In Berlin stehen Herden toter Pferde auf Diäten- und Pensionskrücken in der politischen Ödnis herum. (Politische) Glücksritter werden magisch von exorbitanten Pensionen und der Aussicht angezogen, nach ihrer politisch-lobbyistischen Lehrzeit im durchschnittlichen Vorstand eines verzweifelten Unternehmens zu reüssieren. Wie unsere Unternehmen haben es die Parteien geschafft, sich jeglichen Inhaltes, jeglicher Relevanz, jeglichen visionären Denkens zu entledigen. Deshalb passen beide oft derart gut zu einander.
Nirgendwo ist eine Vision in Sicht, die - größer als der Einzelne - alle eint, motiviert und voller Tatendrang an einem Strang in Richtung Zukunft ziehen lässt. Wähler und Konsumenten staunen nicht schlecht und wählen das vermeintlich kleinere Übel. Wie Unternehmen haben auch Parteien ihre distinktive Relevanz für die Menschen verloren, seit sie sich nicht mehr voneinander unterscheiden. Me-too-Unternehmen, Me-too-Marken, Me-too-Produkte. Me-too-Parteien. Während sich die Partei allein auf ihren rostigen Kompass Populismus versteift, ihren Weg in die Irrelevanz zu vollenden, verlässt sich das Unternehmen auf die Gleichgültigkeit seiner Protagonisten, etwas Bedeutungsvolles zu kreieren. Fatal.
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Wie das Unternehmen ist die Partei nur eine weitere Machtstruktur, die von der Spitze her stinkt. Dort sitzt nicht der mit der relevantesten Vision für unser Land, sondern der mit den stärksten Ellbogen. Alle wollen an genau diese Spitze und auf dem Weg dorthin verraten Sie Ihre Ideale - falls Sie einmal welche hatten, die sich von einer hohen Diät oder Pension unterscheiden.
Wie im durchschnittlichen Unternehmen findet man auch in der Partei keine Unternehmer - also Menschen, die etwas unternehmen - mehr, sondern allein Manager, stromlinienförmige Handlanger ohne Verbindung zum Hirn. Denn da oben ist keines mehr. Nur ein Controller. Im vielfalt-, freiheits- und phantasieraubendsten Sinne des Wortes. Geleitet von einer unsichtbaren Macht namens vorauseilender Gehorsam. Eben wie in der Partei, die nur noch gedanklich gleichgeschaltete Funktionsmilizen kennt, die dem individuellen Gedanken stante pede den Garaus machen.
Ich mag das, wenn Unternehmen ihren Mitarbeitern das Recht auf freie Meinungsäußerung nehmen, und das zum Beispiel 'Social Media Guideline' nennen. Das ist modern. Das ist politisch korrekt. Das ist repressiv. Wie der Fraktionszwang, die Parteiräson. Widerspruch in sich. Das Individuum geht unter in der Partei, wie auch im durchschnittlichen Unternehmen, eher einem Ameisenstaat gleichend als einem demokratischen Gebilde. Das Individuelle geht unter - sei es als Idee, Inspiration oder Innovation. Sei es als Denken außerhalb der Box, über den Tellerrand hinaus, zu neuen Ufern, Horizonten. Initialfunke gar einer neuen Bewegung, Richtung, Welt.