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Berühmte letzte Worte

Das Handwerk ist die neue Bundeswehr

Imagekampagnen sind Armutszeugnisse. Deutsches Handwerk, Bahn und Bundeswehr brauchen eher Ehrlichkeit, Realismus und mutige Selbsterkenntnis.

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"Die spannendsten Arbeitsplätze der Welt"
Die Motive der aktuellen Jugendkampagne sind "ausgewählte Beispiele dafür, dass man sich im Handwerk selbst verwirklichen kann”, sagt Holger Schwannecke, Generalsekretär des deutschen Handwerksverband. Quelle: PR
Entstanden sind die Motive bei den Dreharbeiten für das Online-Video zu „Handwerk bringt dich überall hin“, für die Handwerker auf außergewöhnlichen Arbeitseinsätzen in ganz Europa begleitet wurden. Quelle: PR
Auf www.handwerk.de werden die Plakate um Kurzvideos ergänzt werden. Ein QR-Code auf den Bildern leitet direkt dort hin. Quelle: PR

Nun soll das Handwerk wiedermal mit Hilfe einer Kampagne gerettet werden. Eindrucksvoll, wie handwerklich hilflos die Verantwortlichen in Tateinheit mit ihrer Agentur agieren.

Wiedermal werden Ursache und Wirkung verwechselt. Weder bei der Bundeswehr, noch beim Deutschen Handwerk oder der Bahn kann man Images mit glänzenden Kampagnen retten. Dafür kennen zu viele Menschen die traurige Wahrheit.

Images entstehen langsam. Sie sind geronnenes Handeln der Unternehmer, manifestierte Erfahrungen der Bürger - sei es durch Begegnungen der ersten, zweiten oder dritten Art.

Der Kampf um das perfekte Image wird nicht an der nächsten gut ausgeleuchteten Plakatwand entschieden, sondern für den Kunden zum Beispiel beim Telefonat mit dem Handwerker. Und beim Azubi beim ersten Besuch in der Werkstatt.


Da ist dann schnell Schluss mit der schönen Glitzerwelt der plakatweiten Cinemascope-Werbelüge.

Spart Euch das Geld für teure Kampagnen, liebe Handwerker, und streicht dafür lieber Eure unverschämten Anfahrtspauschalen. "Vorbeikommen kostet keine hundert Euro", klar, wenn Bauknecht einen Elektriker aus der Nähe Osnabrücks schickt. Das ist image-bildend, und wirkt nachhaltiger als Eure lustigen Plakate, die eher an 'Deutschland sucht den Superstar' erinnern als an ehrliche Arbeit.

Denn darum geht es: um ehrliche Arbeit. Um Realitäten, die einen begeistern, nicht bunte Werbebildchen. Um die wahren Stärken des Handwerks, nicht verbrämenden Hochglanz. Um Selbsterkenntnis und die Konzentration auf das Wesentliche:

Ein Image lebt nicht vom Tanz um plakatierte Einhörner, sondern einer in der Breite des Angebotes gelebten Haltung. Egal, ob Ihr Euch Bundeswehr, Versicherung, Bahn oder Deutsches Handwerk nennt.

Ich zum Beispiel möchte in meiner Wohnung nur Handwerker haben, die ihren Job von Herzen gerne machen, die ihre Erfüllung gefunden haben und ihr Werk mit Stolz verrichten. Ich brauche keinen Azubi, der darauf wartet, entdeckt und aus seinem trostlosen Leben herausgerissen zu werden, weil Ihr ihm einst das Blaue vom Himmel heruntergelogen habt, um ihn in Eure trostlose Werkstatt zu locken und als billigste Arbeitskraft optimalst ausnutzen zu können.

Eindrucksvoller kann man ein Budget nicht verschwenden, als die neuen Image-Stereotypen einer in der Breite nicht existenten Handwerkerschaft über Deutschland auszurollen.
Das bewirkt im Zweifel nur eine noch höhere Kognitive Dissonanz, noch mehr Frust und noch mehr Ausbildungsabbrecher.

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