Beruf und Familie Was Arbeitnehmer mit kleinen Kindern brauchen

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Inoffizielle Selbsthilfe und Forderungen nach verkürzten Ferienzeiten

Die drei Sandstein-Geschäftsführer in Dresden haben insgesamt acht Kinder und verlangen von ihren Leuten, in einer Kernzeit von 10 bis 14 Uhr anwesend zu sein. "Wir werben mit all dem und schreiben das in Stellenangebote", sagt Bojunga. Sandstein reserviert auch auf eigene Kosten einen Platz in einer städtischen Kita.

Selbsthilfe unter der Hand

Anderswo müssen Eltern sich gegenseitig unterstützen. In Foren im Internet tauschen sich Eltern aus, bei welchen Müttern sie ihre Kindergarten-Knirpse über Mittag lassen können und was der gängige Preis dafür ist. Das läuft gezwungenermaßen oft unter der Hand. Im Westen und Süden der Republik ist es auf dem Land durchaus noch üblich, dass Einrichtungen mittags für zwei Stunden schließen. Warmes Essen und Mittagsschlaf sind nicht vorgesehen. Doch auch Teilzeitjobs lassen sich nicht stets von acht bis zwölf Uhr hinter sich bringen.

In einigen Betrieben können Mitarbeiter einen steuerfreien Zuschuss vom Chef bekommen, um ihre Kinder betreuen zu lassen. Diese vom Staat begünstigte „Anti-Herd-Prämie“ soll zur schnellen Rückkehr ermuntern. Das nun gestartete Betreuungsgeld soll dagegen Anerkennung fürs Zuhausebleiben zeigen – beides Beispiele für die teure wie ziellose deutsche Familienpolitik. Über den Erfolg oder Misserfolg des Betreuungszuschusses haben nach Jahren zudem weder das Bundesfamilien- noch das Bundesfinanzministerium einen Überblick, Zahlen gibt es nicht.

Der Großkonzern Siemens lässt sich den Zuschuss zur Betreuung zum Beispiel jährlich rund elf Millionen Euro kosten. Rund 13.000 Beschäftigte bekommen ihn: 100 Euro pro Monat und für jedes Kind, das noch nicht in die Schule geht. Mitarbeitern in Elternzeit winkt darüber hinaus ein Kinderbetreuungszuschuss von bis zu 500 Euro pro Monat und Kind für bis zu 14 Monate nach der Geburt, wenn sie in Teilzeit wieder einsteigen. Das Unternehmen will, dass vor allem Frauen den Kontakt halten und nach der Babypause wiederkommen.

Doch während sich bei den Kleinsten viel bewegt hat, stehen Eltern oft noch hilflos vor dem großen Loch, das sich in der Schulzeit auftut. Ihr Urlaub ist in der Regel kürzer als die Ferienzeit der Sprösslinge. Schüler haben insgesamt knapp drei Monate frei im Jahr, ihre Eltern meist höchstens sechs Wochen. Unions-Politiker fordern deshalb regelmäßig, die Schulferien zu kürzen, um den Eltern die Betreuung ihres Nachwuchses zu erleichtern.

Größere Unternehmen versuchen, die Lücke zu füllen. Die Wirtschaftskanzlei Rödl & Partner hat zunächst mit einer eigenen Kita im Nürnberger Stammhaus Abhilfe geschaffen. Doch Schulkinder stellen ihre Eltern vor ganz neue Probleme: Nachmittags sind die meisten Schulen zu, in den Ferien ist Betreuung Fehlanzeige.

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