Beschwerden gegen Ärzte Die Meldepflicht für Behandlungsfehler tut not

Die aktuellen Zahlen zu Behandlungsfehlern von Ärzten zeigen nur einen kleinen Ausschnitt. Mediziner sollten gezwungen sein, offener mit eigenen Schwächen umzugehen. Das bedeutet allerdings höhere Kosten für alle.

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Quelle: Fotolia

Zuerst die gute Nachricht: Ärzte in Krankenhäusern und Praxen arbeiten in den allermeisten Fällen angemessen, präzise und einwandfrei.

Jedes Jahr allerdings veröffentlichen die Prüfer der gesetzlichen Krankenkassen wie auch die Ständeorganisation der Ärzte selbst eine Statistik der schlecht verlaufenen Operationen oder unnötigen Komplikationen und Folgeschäden. Diese Zahlen sind nur Hinweise, sie bieten keinen brauchbaren Überblick, wie sich die Leistung der Mediziner tatsächlich ändert.

Die Prüfer der gesetzlichen Krankenkassen haben 2016 weniger Behandlungsfehler registriert. Sie stellten in 4072 Fällen einen medizinischen Fehler fest - bei 3564 davon entstand den Patienten ein Schaden. Doch das sind nur die Patienten, die sich selbst an den Medizinischen Dienst der Kassen (MDK) gewandt haben. Manche tun das trotz großer Beschwerden nicht, andere wählen gleich den juristischen Weg samt Anwalt und Gericht.

Insgesamt erhielten die Krankenkassen im vergangenen Jahr mehr Patientenbeschwerden als zuvor. Doch auch das sagt noch nichts über die Lage aus. Seit einiger Zeit ermuntern Kassen ihre Versicherten und beraten sie, falls sie einen ärztlichen Behandlungsfehler vermuten. Doch gewisse Hürden – etwa feste Fragenkataloge der Kassen – sind bei der Bearbeitung von Patientenbeschwerden sinnvoll. In manchen Fällen erwarten Kranke zu viel von einer Behandlung, andere fühlen sich vom Gesundheitssystem grundsätzlich schlecht behandelt.

Wie kann sich die Situation für Betroffene dennoch verbessern? Zwei Neuerungen sind sinnvoll. Eine Meldepflicht für Behandlungsfehler ähnlich wie in Großbritannien ist sinnvoll. Sie würde dazu zwingen, aus Fehlern zu lernen statt sie zu vertuschen. Kliniken und Arztpraxen sollten ihren Patienten zeigen, wie sie mit Fehlern umgehen und sie das nächste Mal vermeiden können.

Wer mehr Fehler eingesteht, muss aber auch damit rechnen, dass Patienten dafür Schmerzensgeld, Entschädigungen oder gar monatliche Unterstützungszahlungen bekommen. Das dürfte den Betroffenen helfen, aber auch die ohnehin steigenden Haftpflichtprämien für die Gesundheitsberufe nach oben treiben. Die Kosten des Systems würden also steigen. Was heute noch häufig bei einem Betroffenen hängen bleibt oder bei seiner Kasse, die Folgebehandlungen bezahlt, könnte zum Beispiel ein neuer Haftungsfonds auffangen.

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