Besteuerung Den Reichen geht es an den Kragen

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Wie Frankreich seine Reichen behandelt

Gerade waren sie wieder in aller Munde: der Schauspieler Gerard Depardieu, der Optiker Allain Afflelou und all die anderen, die jüngst aus Frankreich die Steuerflucht ergriffen haben. 3744 exakt waren es laut einer im August publik gewordenen Aufzählung des französischen Wirtschafts- und Finanzministerium, die Einkommen von über 100.000 Euro vor dem Fiskus in Sicherheit bringen wollten. 714 wollten zudem der Vermögenssteuer entgehen.

Dies suggeriert ein fast panisches Fluchtbestreben nach dem Wahlsieg von Francois Hollande und seinen Genossen. Hatten diese doch die Steuer für Einkommen ab 150.000 Euro von 41 auf 45 Prozent erhöht und zudem für die Dauer von zwei Jahren eine Reichensteuer von 75 Prozent für Einkommensmillionäre eingeführt.

Reichensteuer wieder aufgehoben

„Die Sozialisten vertreiben die Reichen“ lautete daraufhin eine der Schlagzeilen. Als „Gauner, denen jeder Bürgersinn fehlt“, beschimpfte ein Abgeordneter der regierenden Sozialisten die Auswanderer.

Die Reichensteuer wurde zwar wie versprochen zum 1. Januar 2015 wieder aufgehoben. Geblieben ist allerdings die Belastung durch die Kapitalertragssteuer, für die - nach einem Abschlag von 40 Prozent - ebenfalls die progressiven Sätze der Einkommenssteuer gelten, sowie die Vermögenssteuer. Frankreich ist eines der wenigen Länder in der EU, das diese Steuer noch erhebt. Der Name „Solidaritätssteuer auf Vermögen“ (ISF) hat nicht zufällig moralischen Charakter.

Was die Deutschen mit Frankreich verbinden
Was die Deutschen mit den Franzosen verbindenAm 22. Januar jährt sich der Elysee-Vertrag zum 50. Mal. Aus diesem Anlass hat die Deutsche Botschaft am Montag in Paris das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage vorgestellt. Die Frage lautete: Welches Bild haben die Franzosen von den Deutschen und umgekehrt? Ein kurzer Überblick, über die Begriffe, mit denen die Deutschen den französischen Nachbarn identifizieren. Quelle: dpa
Wir Deutschen erinnern uns gerne an die Dinge, die in der langen Beziehung mit Frankreich über den Rhein zu uns kamen: Vor allem an die französische Küche. Egal ob Käse, Austern (im Bild) oder Coq au Vin - La cuisine francaise zählt zu den Begriffen, die am häufigsten bei der Umfrage genannt wurden. Quelle: REUTERS
Die Baguette wurde bei 27 Prozent der Befragten am häufigsten genannt.
Auch an Wein denken die Deutschen besonders häufig, nämlich 32 Prozent der Befragten. Nicht verwunderlich: Weine aus Frankreich dominieren den Weltmarkt. Im Bild: Eine Degustation in Beaune, im Weingebiet Burgund. Quelle: REUTERS
Auch oft genannt: Der Eiffelturm, das Wahrzeichen der französischen Hauptstadt. 37 Prozent der Befragten dachten spontan als erstes an dieses Monument aus Stahl und Schrauben, das im 19. Jahrhundert gebaut wurde. La Tour Eiffel zählt zu den größten Touristenmagneten der Stadt. Quelle: Reuters
Auf dem ersten Platz: Die Hauptstadt Paris, die bei 56 Prozent der Befragten als erstes genannt wird. Das wirtschaftliche und politische Zentrum Frankreichs verbindet wie wenige Hauptstädte auf der Welt die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Landes. Der Arc de Triomphe und das Büroviertel La Défense (beides im Bild) sind ein gutes Beispiel dafür. Quelle: REUTERS

Für Vermögen von 800.000 bis 1,3 Millionen Euro gilt eine Steuer von 0,5 Prozent. Danach erhöht sie sich Schritt für Schritt auf 1,5 Prozent für Vermögen ab 10 Millionen Euro. Der Unternehmerverband Medef nennt die Vermögenssteuer häufig als Grund dafür, dass Mittelständler ihre Firma aufgeben.

Die Zahl der ISF-Pflichtigen ist übrigens zwischen 2013 und 2014 um sechs Prozent gestiegen auf 331.010. Die gute Performance des französischen Aktienindex CAC 40 mit einem Plus von 20 Prozent sowie der Anstieg der Immobilienwerte trugen ebenso dazu bei wie die Reumütigkeit einiger, die ihr Hab und Gut aus dem Ausland zurücktransferierten. Ihr Vermögen belief sich auf insgesamt 476,28 Milliarden Euro. Die „Gauner“ sind also in der kleinen Minderheit. Der Staat kassierte 5,19 Milliarden Euro an ISF.

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