Das "Bambi", wie sich Christian Lindner in seiner bei Friedrich Schiller entlehnten Antrittsrede als Ritter wider den tierischen Ernst 2014 in Aachen selber nannte, hat eine sehr schwierige Aufgabe übernommen und ist seit seinem Amtsantritt am 7. Dezember 2013 noch keinen wesentlichen Schritt nach vorn gekommen. Die FDP pegelte sich in den vergangenen zwei Monaten bei vier Prozent noch leicht unter ihrem Bundestagswahlergebnis ein und liegt damit in der Tendenz noch unterhalb der AfD, die zu sechs Prozent tendiert.
Bis Ende der sechziger Jahre war die FDP eine sehr liberale, stramm konservative, weltoffene Bürgerpartei. Dann erlebte sie ihren bis heute nicht recht erklärten, heftigen 68er-Bruch unter dem damals neuen Tandem Walter Scheel und Hans-Dietrich Genscher. In den siebziger Jahren kam es mehr als einmal vor, dass aus der FDP heraus Positionen vertreten wurden, die links von der damals durchaus linken SPD lagen.
Die FPD als Karriereschmiede
1982 beendete Genscher das 13-jährige sozialliberale Intermezzo und führte die FDP zurück an die Seite der CDU Helmut Kohls. Mit einem gewissen Recht konnte die FDP stets für sich in Anspruch nehmen, ihre unterschiedlichen, größeren Koalitionspartner jeweils zu liberalen Korrekturen veranlasst zu haben. Das ist nicht viel, aber es ist auch nicht wenig für eine kleine Partei und die FDP war vor allem dank der Konstanz ihrer parlamentarischen Vertretung auch eine gute Karriereschmiede. Man lernte innerhalb der FDP, wie Politik geht, und entsprechend brachte die Partei auch immer das geeignete Personal in ausreichender Zahl hervor.
Auch Guido Westerwelle hat sich in dieser FDP-Schule in vergleichsweise jungen Jahren zu einem guten Debattenredner entwickelt. Sein womöglich größter Fehler war allerdings, dass er die FDP in seiner Zeit als Parteichef zu der angepasstesten und auf inhaltliche Unauffälligkeit getrimmtesten Partei in der Bundesrepublik machte. Mit lautem Getöse inszenierte sich Westerwelle selbst(herrlich) und seine Partei als Hüter und Hort des Liberalismus, der Freiheit, der Individualität, der Eigenverantwortung, der Demokratie, der Marktwirtschaft und natürlich der Steuersenkungen für Großkapital und Mittelstand.
Doch jenseits dieser Worthülsen blieb von der FDP nichts übrig. Innerparteiliche Mitdenker wurden schnell zu bloßen Ja-Sagern. Vom Liberalismus, von welchem auch immer, war am Ende der Amtszeit als Parteilenker nichts übrig geblieben. Viel Reden, bei Westerwelle wurde das gerne auch Krähen genannt, aber nichts Konkretes sagen, das wurde zum Markenzeichen der FDP, an dem sie geistig erstickte, weshalb sehr viele Wähler am 22. September 2013 beschlossen, dass die FDP überflüssig sei.