Bettina Röhl direkt

Bildungsabsolutismus, Gender und das Grundgesetz

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Der Bildungsplan 2015 und seine Ideologen

Aus dem Abkürzungsverzeichnis des von wenig Bildung, aber viel Ideologie strotzenden Bildungsplans ergibt sich, dass hinter der Formulierung der "LSBTTI-Menschen" "die Gruppe von lesbischen, schwulen, bisexuellen, transsexuellen, transgender und intersexuellen Menschen" steht. Dieser Minderheit von Menschen wollen die Bildungsplaner das Leben versüßen, erleichtern oder sonst in einer sehr undefinierten Form verbessern. Zu diesem Zwecke soll die heterosexuelle Mehrheit der Kinder und Jugendlichen in den Genuss von Selbsterfahrungsunterricht kommen. Unterricht von Lehrern, die weder zu diesem Zwecke ausgebildet sind, noch eine moralische, geschweige denn verfassungsrangige Berechtigung besitzen.

Man muss die Dinge im großen Kontext der Bildungspolitik sehen und die derzeit noch regionalen, unterschiedlichen Schwerpunkte zu dem gewollten Ganzen zusammen setzen. Kleine Kinder sollen wie, siehe Berlin, in Rollenspielen "erlernen", was lesbisch, schwul oder transgender ist. Sie sollen aber auch lernen, wie es ist, ein "Coming-Out" zu haben, was ein "Darkroom" ist, was "Selbstbefriedigung" ist oder was es für Sexualpraktiken gibt. Und Jungs sollen lernen, wie es sich anfühlt Mädchen zu sein und Mädchen sollen lernen, wie es sich anfühlt ein Junge zu sein.

Dieser höchst aggressive und alle Menschen unter Generalverdacht stellende, gequirlte Irrsinn steckt auch hinter dem derzeit diskutierten sogenannten Bildungsplan 2015 in Baden-Württemberg. Und, wie immer, wenn Ideologen, die, wie schon in der Kolumne "Winfried Kretschmann und der Bildungsplan 2015" ausgeführt, an der Macht sind, sehen sich diejenigen, die dem hoheitlichen Bildungstreiben ablehnend gegenüber stehen, in der Rolle der Idioten, der dümmlichen Nicht-Versteher, der ewig Gestrigen, der Vorurteilsbehafteten, der Anti-Demokraten und, wie es heute gern heißt, der Schwulenhasser.

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Der Bildungsabsolutismus, der sich in Deutschland sukzessive etabliert hat, verfolgt jede Kritik mit der Kampfparole, man solle kritisch diskutieren, aber bitte nicht so. Jede geäußerte Kritik wird als per se unmoralisch, sektiererisch und auf Diskriminierung besonnen, diskreditiert. Wer sich gegen die Bildungspolitik engagiert, wie derzeit eine Petitionsinitiative in Baden-Württemberg, steht schnell auf einer Art Rechtsaußenposition. Nun machen es einem die Kritiker der Bildungspolitik auch nicht immer leicht. Sie argumentieren oft genug jammernd und moralin, mindestens was die Kommentare der anonymen Schwärme angeht, die zum Beispiel die Petition im Internet umschwirren.

Der Bildungsabsolutismus allerdings, der sich auch gegen die vertikale Gewaltenteilung in Gestalt der Bildungshoheit der Länder heraus gebildet hat, ist verfassungswidrig und zwar in toto und im Detail und um es an dieser Stelle gleich zu ergänzen, auch die radikal-feministisch beherrschte Gender-Ideologie, die von oben oktroyiertes geltendes Recht in Deutschland ist, ist mit dem Grundgesetz nicht vereinbar. Wo kein Kläger ist, gibt es auch keinen Richter. Das ändert aber nichts daran, dass der parteiübergreifende Konsens in Sachen Bildungspolitik auf den Prüfstand des Bundesverfassungsgerichtes gehört.

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