Bettina Röhl direkt

Der Irrsinn der Entmännlichung unserer Gesellschaft

Bettina Röhl Publizistin

An der Universität Leipzig wird seit kurzem ein (männlicher) Professor mit Herr Professorin angesprochen. Die Gender-Ideologen blasen zum Angriff auf die Sprache und leiten damit einen neuen Orbitalsprung bei der Durchgenderung der Gesellschaft ein.

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Frauen in einer Ausstellung zum Thema Gender Quelle: AP

Hat Deutschland überhaupt eine Regierung? Artikel 63,1 des Grundgesetzes offenbart das volle Dilemma. Dieses Land ist führungslos. "Der Bundeskanzler wird auf Vorschlag des Bundespräsidenten vom Bundestag (...) gewählt", so die Verfassung. Eine Bundeskanzlerin gibt es in diesem Rechtsstaat schlechterdings nicht.

Der Bundespräsident, der wiederholt in der Verfassung als "der" Bundespräsident vorkommt, ist männlich und Basta. Aber nach dem hierzulande geltendem Gender-Recht ist das mit dem Bundespräsidenten natürlich kein Problem. Solange die Verfassung sprachlich nicht durchgegendert ist, wird einfach so getan, als wenn der Bundespräsident auch genauso gut eine Frau sein könnte.

Und wenn man die Entscheidung der Universität Leipzig, die sofort auf die Uni Potsdam ausgestrahlt hat, männliche Professoren ab sofort offiziell als Herr Professorin zu führen, hochrechnet, dann ist der Schritt nicht mehr weit, dass gemäß des neuen Gender-Rechts der ehrenwerte Herr Gauck demnächst offiziös mit Herr Bundespräsidentin Gauck anzusprechen ist. Wichtig für alle politisch korrekten Nachrichtensprecher! Es wird ab sofort heißen:  die Herr Bundespräsidentin nimmt die Herr Ministerin unter die Bundesflagge die Amtseid ab! Aber nun wollen wir ja die Gender-Fanatiker, die ihre sowohl den Mann als auch die Frau verachtende Ideologie gegen das Grundgesetzes in das deutsche Gesetzesgefüge einbrennen wollen, nicht verspotten. Der Spott ist männlich und das geht schon mal gar nicht.

Der schönste Unterschied der Welt

Alle Substantive mit einem "der" davor abschaffen, funktioniert nicht, weil dann zu viele real existierende Gegenstände nicht mehr bezeichnet werden können. Bliebe also die Alternative den Artikel "der" abzuschaffen. Dann hieße es: Die Mann, die Frau, das Kind. Oder: Die Mann, die Frau und das Auto oder die Eisenbahn von die Mann. Dann doch lieber auch das Wörtchen "das" abschaffen. Machen wir es auf die englische Tour und verwenden nur noch "die". Mit anderen Worten: die Mann, die Frau, die Kind. "Die" ist dem englischen the ja auch am Nächsten.  "Die" wäre dann nicht mehr weiblich, mangels männlichem Gegenpart, sondern geschlechtsneutral.

Woher kommt eigentlich der Fanatismus vermittels Manipulation einer gewachsenen Sprache das weibliche Element in den Vordergrund zu schieben? Die Männer waren traditionell sehr gelassen. Lässig haben sie akzeptiert, dass der Plural in der deutschen Sprache sowieso durch den Artikel "die" dargestellt wird: die Männer, die Frauen, die Kinder.

Selbst die übelsten Biologisten unter den Gender-Kämpfern, besser Kämpferinnen, die mit unsinnigen physikalisch-chemisch-biologischen Behauptungen den schönsten Unterschied der Welt, nämlich den zwischen Mann und Frau für nicht existent erklären, können die Tatsache nicht leugnen, dass das offenbar Böseste in der menschlichen Welt, das Testosteron, der Hoden, der Penis im Plural weiblich werden. Mindestens heißt es: die Testosterone, die Hoden und die Penisse.

Die intimste Stelle des Menschen

An den Universitäten wird seit Jahren gegendert, dass die Schwarte kracht. Von dieser Tendenz werden die Schulen und neuerdings auch die Kitas und Kindergärten zunehmend erfasst. Klar, die Gender-Mainstreaming-Strategie ist erklärtermaßen ein Versuch mittels Umerziehung der Menschen Politik zu machen. Also sind die Bildungseinrichtungen für die Unterwanderung durch Gender-Mainstreamer bevorzugte Ziele.

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