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Das wahre Gesicht des Populismus

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Die populistische Gender-Politik

Toleranz darf jede sexuelle Minderheit von der Mehrheit erwarten, aber auch die Mehrheit, die auch aus einzelnen Individuen besteht, hat einen Anspruch auf Toleranz durch die Minderheiten.
von Bettina Röhl

Ein anderes Beispiel für Populismus ist die Gender-Politik. Diese ist langfristig noch teurer als die Rente mit 63 und sie ist menschenverachtend obendrein. Eine extreme Minderheit der politischen Klasse beherrscht vergleichsweise rücksichtslos und diktatorisch die Gesellschaft und Politik. Gleichzeitig lässt sich die große Mehrheit der Menschen genderistisch beherrschen, ohne zu wissen, worum es eigentlich geht. Dort, wo die Menschen erfahren haben, was Gender bedeutet, sind sie in erdrückender Mehrheit dagegen. Sie sind geschockt, entsetzt, frustriert, aber auf Duldung gepolt. Hier wird eine ganz andere Form von Populismus sichtbar. Wer Karriere machen will, schließt sich den Unterdrückungsstrukturen der Gender-Industrie an und verteidigt undemokratisch herrschende Minderheitenstrukturen, bei denen er sich anbiedert.

Dies ist eine volksverachtende Variante des Populismus. Derjenige, der sich gegen Gender äußert und damit als Gefahr für die "Minderheitendiktatur" empfunden wird, läuft Gefahr von der Seite der Macht als "Populist" diffamiert zu werden, obwohl er in bester demokratischer Manier unterdrückte Mehrheitsinteressen retten möchte. Auch eine Art Widerspruch in sich selbst: ein Demokrat, der der Demokratie das Wort redet, ist kein Populist, sondern jemand, der den durch und durch undemokratischen Populismus wehrhaft bekämpft, eben wie es sich für einen Demokraten gehört.

Die Fehler, die in der Integrationspolitik gemacht wurden und gemacht werden, sind vom politischen Establishment zu vertreten, von wem sonst. Politische Kritik an derartigen Fehlern wird vom herrschenden Establishment regelmäßig als Populismus verunglimpft. Da ist man dann endgültig im Bereich schwachsinniger, aber durchaus gängiger Argumentationsketten angelangt.

Wenn Eliten, die sich in einer Demokratie um Mehrheiten zu bewerben haben, sich missliebige Minderheiten vom Halse halten, in dem sie diese zum Beispiel "populistisch" nennen und sich ihre Reaktionen auf diese missliebigen Minderheiten weitestgehend in Vokabeln und Denkschemata wie "Populismus" erschöpfen, dann werden diese Eliten höchstselbst zu den eigentlichen demokratischen Störern. Allerdings muss sich die schweigende Mehrheit den Vorwurf gefallen lassen, den herrschenden Eliten allzu leichtfertig zu folgen.

Meinungsvielfalt geht anders

Meinungsvielfalt geht anders als in der real existierenden bundesrepublikanischen Gesellschaft. Die populistischen Denk-Ge- und -Verbote sind zu einem demokratischen Problem dieser Gesellschaft geworden. Und die Tatsache, dass die Grünen mit ihrer autoritären Denkunkultur und ihrer linksradikal saturierten Empfindungskultur oder die Betonsozialisten von der Linkspartei integraler Bestandteil der herrschenden Elite sind, beraubt die Demokratie ihrer Opposition.

Wenn es noch Opposition in der Bundesrepublik gibt, dann hat sie, wenn überhaupt, außerhalb des Parlamentes eine Chance. Die sich selbst APO nennende Rest-FDP nimmt diese Chance allerdings nicht wahr. Stattdessen stürzt sie sich in einen angepassten Selbstauflösungsprozess. Und die vielen berühmten, unabhängigen Geister und Querdenker dieser Gesellschaft sind zumeist gar nicht unabhängig, sondern eben linkspopulistisch, das heißt, mainstreamkompatibel angepasst, der Karriere wegen. Die Einzelstimmen, die es übernehmen Mindermeinungen zu vertreten, bekommen allzu leicht den Stempel eben "Populisten" zu sein.

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