Moderator: Es ist außerordentlich freundlich Frau Ök und Herr Murkel, dass Sie sich zu diesem Interviewgespräch über das Thema Energie in Deutschland bereitgefunden haben. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Schließlich hat es im Zusammenhang mit der Anti-Atomkraftbewegung, die sogar eine neue Partei in diesem Land hat entstehen lassen, sehr viele Gewaltexzesse gegen Menschen und gegen Sachen gegeben, wenn hier an diese feinsinnige Unterscheidung noch mal erinnert werden darf. Und heute ist das Thema Energie oder die noch nicht gewendete Energie, die alle wenden wollen, ein wahrhaft vermintes Gebiet. Klingt militärisch und ist auch heftig. Wer was Falsches sagt, ist schnell weg vom Fenster und keiner weiß, was richtig ist. Ich habe Sie zum Gespräch gebeten, weil Sie sich beide gern und immer wieder in den Energiediskurs eingemischt haben.
Stellen Sie sich also bitte einmal vor, Sie wären die Regierung in Deutschland! Sie wären beide Bundeskanzler und hätten - jetzt bitte gut aufpassen - einen großen gemeinsamen Wunsch frei, wie Sie Deutschland, sozusagen über Nacht, zu einer perfekten Energievollversorgung aus ausschließlich erneuerbaren Energien verhelfen. Ihre Ideen werden, so das Spiel, in dem Moment erfüllt, in dem sie ihr Wunschszenario klar, deutlich, verständlich hier in unserer kleinen Runde geäußert haben. Einzige Bedingung, das ist der Haken: Ihr Wunsch muss physikalisch machbar sein. In diesem kleinen Märchen wären Sie beide natürlich sofort gemachte Leute, wenn Ihr Energiewunsch funktionieren würde und das Land oder Urbi et Orbi, um groß zu denken, ab sofort in den Zustand eines energetischen Schlaraffenland versetzt würden. Also nur Mut, nur zu! Ein Wunsch! Keine grundlegende Korrektur, keine Phantastereien, nur Realität und Realisierbares und dann wird hier und da sicher ein wohlwollendes Augenzudrücken für kleine Nachbessereien drin sein. Also top, die Wette gilt.
Frau Siggi Ök: Wenn ich vorpreschen darf? Das ist nicht ganz fair uns hier ultimativ öffentlich in die Situation zu stellen einen Wunsch zu äußern. Jedes Kind weiß doch, dass Wünsche nicht oder nur zufällig in Erfüllung gehen. Das ist also ein unfairer Überfall.
Alles für die Umwelt
Moderator: Aber Frau Ök, Herr Murkel, Sie reden doch seit 30 Jahren im großen Energiekonzert mit. Da müssen Sie doch Träume und Visionen haben und vor allen Dingen natürlich konkrete Konzepte.
Herr Angie Murkel: Wenn ich jetzt einspringen darf. Nehmen sie das Rein und Raus und noch mal Rein und Raus, ich spreche von der Atomenergie. Da haben wir schon sehr viele Konzepte gehabt und nicht keines, wie sie es unterstellen. Das Problem ist, dass sich in der Politik immer alles ändert. Und gute Politik heißt, dass man auf neue Entwicklungen flexibel reagiert. Nehmen sie das Raus aus der staatlichen Stromversorgung und das Rein in die privatisierte Stromversorgung. Jetzt wird die noch kaum abgeschlossene Privatisierung wieder rückgängig gemacht. Die Förderung privater Investitionen in Windräder und Solaranlagen ließ die Strompreise steigen und die Industrien, die diese Anlagen herstellen, ins Kraut schießen. Und jetzt der Katzenjammer, die Förderung soll gedrosselt werden, die Industrien verlieren Geld und Arbeitsplätze. Und die Vollversorgung ist nicht in Sicht.
Moderator: Das sind einige sehr gute Gedanken!
Herr Murkel: Ich bin Physiker, wie die aktuell regierende Bundeskanzlerin. Mir können Sie glauben, die meisten Deutschen glauben Bundeskanzlerin Merkel. Und das liegt nicht nur daran, dass sie sich nie festlegt und immer nur mit wenigen Statements zu vernehmen ist, sondern auch daran, dass sie Physikerin ist.
Frau Ök: Nein, da muss ich widersprechen. Die SPD hat die soziale und die Grünen haben die ökologische Kompetenz und das ist viel wichtiger als etwas von Energie zu verstehen.
Herr Murkel: Ich darf doch sehr bitten, die Unionsparteien haben die Werte und die Wirtschaftskompetenz und das ist entscheidend.
Moderator: Es ist verständlich, dass Sie beide eine Warmlaufphase brauchen. So leicht ist es vielleiht gar nicht einen Wunsch beziehungsweise ein schlüssiges Idealkonzept zu formulieren, das auch wirklich tragen könnte. Wer sich solange wie Sie beide in die Energiedebatte einmischt, kann schon mal kurzfristig betriebsblind werden. Aber das Rein und Raus und Rein und Raus, also die Sache mit der Atomenergie, war doch schon ein großer Ansatz, Herr Murkel. Wollen Sie nicht einfach mit dem ultimativen, alternativlosen Energievorschlag zur Energiewende rauskommen? Konkret: Wie sieht eine gelungene Energiewende am Ende aus?
Frau Ök: Nein, wenn wir in diesem Spiel also gemeinsam im Kanzleramt sitzen, dann möchte ich an der Projektierung unseres Wunsches konzeptionell mitwirken. Es geht ja, wie sie sagten, um einen gemeinsamen Wunsch, ein gemeinsames Konzept. Ich meine die Energie ist schließlich eine wichtige Sache für jeden von uns und man könnte regelrecht sagen, dass Wirtschaft, also das wirtschaftliche Wohlergehen hierzulande und auf der Welt von bezahlbarer Energie abhängen. Und dabei fällt mir ein, dass wir es unseren Kindern und Kindeskindern schuldig sind die Energiegewinnung umweltschonend zu gestalten.
Die Energiewende und der Sand im Getriebe
Der Netzausbau ist weit hinter dem Plan zurück. Die Betreiber der teuren Offshore-Windsparks in Nord- und Ostsee sind verärgert, dass es immer neue Verzögerungen gibt, beim Energiesparen gibt es kaum Fortschritte, die Debatte über die Ökostromförderung entwickelt sich zum Dauerbrenner - die Liste ließe sich fortsetzen. Die Regierung muss an zahlreichen Stellschrauben drehen, ein abgestimmtes Konzept ist in vielen Bereichen aber noch nicht erkennbar.
Der Ausbau der erneuerbaren Energie liegt nicht nur im Plan, er übertrifft sogar die Erwartungen. Im ersten Halbjahr 2012 machte Ökostrom erstmals mehr als 25 Prozent am deutschen Strommix aus, insgesamt wurden knapp 68 Milliarden Kilowattstunden ins Stromnetz eingespeist. Die Windkraft hat mit 9,2 Prozent den größten Anteil, vor der Bioenergie mit 5,7 Prozent. Der Anteil der Solarenergie hat sich binnen Jahresfrist fast verdoppelt und liegt nun mit 5,3 Prozent auf dem dritten Platz, vor der Wasserkraft mit vier Prozent.
Der Anstieg der erneuerbaren Energien kann für die Stromkunden teuer werden. Wenn mehr Ökostrom produziert wird, steigt auch die Umlage zur Förderung der Energie aus Sonne, Wind oder Wasserkraft, die über den Strompreis gezahlt wird. Diese ist im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) festgelegt und liegt aktuell bei 3,59 Cent pro Kilowattstunde. Das bedeutet für einen Durchschnittshaushalt rund 125 Euro Zusatzkosten pro Jahr. Der Aufschlag dürfte sich nun deutlich erhöhen. Spekuliert wird bereits über einen Anstieg auf 5,3 Cent zum Jahreswechsel, was die Kosten für einen Durchschnittshaushalt auf 185 Euro hochtreiben würde.
Das ist noch offen. Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) warnt immer wieder, dass hohe Strompreise die Wettbewerbsfähigkeit gefährden könnten. Er fordert deshalb eine Reform der Förderung. Die Regierung hat jedoch erst 2011 eine Reform des EEG auf den Weg gebracht, die Anfang 2012 in Kraft trat und bei der Solarförderung nochmals verändert wurde. Außerdem ist der Strompreis viel stärker gestiegen als die Ökoenergieförderung. Umweltschützer halten mangelhaftes Energiesparen und pauschale Befreiungen für die stromintensive Industrie für die eigentlichen Preistreiber.
Neben dem Ausbau der Windkraftanlagen an Land gilt der Ausbau der Offshore-Windenergie, also der Windkraftanlagen im Meer, als wichtiger Pfeiler der Energiewende. Bis zum Jahr 2020 sollen vor den Küsten Windenergieanlagen mit einer Kapazität von 10 000 Megawatt zur deutschen Stromerzeugung beitragen. Das sind ungefähr 2000 Windkraftwerke. Gegenwärtig arbeiten in der Nordsee aber erst 28 Anlagen mit 140 Megawatt Leistung. Dazu kommen noch 21 kleinere Windkraftwerke in der Ostsee - macht zusammen gerade einmal 180 bis 190 Megawatt.
Das größte Problem ist nach wie vor die Anbindung der Anlagen in Nord- und Ostsee an das Festlands-Stromnetz. Zudem reichen die Leitungen an Land nicht für den Weitertransport des Windstroms in den Süden Deutschlands. Die Stromerzeuger sehen wegen der Verzögerungen beim Netzanschluss inzwischen die ganze Energiewende in Gefahr. Sie verlangen dringend Klarheit, wer dafür haftet, wenn die Windparks stehen, aber nicht ans Netz gehen können. Wirtschaftsminister Rösler und Umweltminister Peter Altmaier (CDU) haben vorgeschlagen, dass die Verbraucher die Kosten für Verzögerungen über den Strompreis mittragen sollen. Rösler hofft auf eine endgültige Regelung noch im Sommer.
Für die Energiewende werden laut Bundesregierung 3800 Kilometer an neuen Stromautobahnen benötigt. Weitere 4400 Kilometer des bestehenden Netzes sollen fit gemacht werden für die schwankende Einspeisung von Wind- und Sonnenenergie. Die Netzbetreiber haben einen Entwurf für einen Netzentwicklungsplan vorgelegt, bis Mitte August soll eine zweite Version fertig sein. Die Bundesnetzagentur verlangt nun, der Ausbau müsse viel schneller gehen. Rösler fordert deshalb bereits, vorübergehend Umweltstandards außer Kraft zu setzen, so dass zum Beispiel bei Klagen gegen den Bau von Leitungen eine Gerichtsinstanz ausreicht.
Herr Murkel: Das habe ich schon immer gewusst und ich habe es auch schon oft gesagt: auf die Umwelt kommt es an.
Ök und Murkel gemeinsam: Die Umwelt. Das ist der Schlüssel! Unser Wunsch muss die Umwelt berücksichtigen UND den steigenden Energiebedarf der Menschen decken!!!
Ök: Also Herr Murkel, an der Stelle möchte ich mich entschieden von Ihnen absetzen. Noch wichtiger als die Energiegewinnung ist für unseren Wunsch, den wir hier äußern dürfen, das Energie-Einsparen. Es geht darum den Energieverbrauch zu drosseln.
Murkel: Ach, Frau Ök, Sie nun wieder! Energie einsparen. Das segelt bei mir im Kopf unter Energieeffizienz. Das ist ein alter Hut! Da sagen Sie überhaupt nichts Neues!
Ök: Unter uns gesagt, die Stromnetze müssen sozialisiert werden.
Optimaler Stromspeicher gesucht
Moderator: Wenn ich Sie beide erinnern darf. Sie haben nur einen einzigen gemeinsamen Wunsch frei.
Ök: Mit der Gemeinsamkeit ist es schwer, wenn die andere Seite nicht mitzieht.
Murkel: Also ich wäre dafür, dass in der Nordsee mindestens zehn große Megawindparks entstehen. Und in der Ostsee noch einmal fünf.
Ök: Fein, dann wissen wir woher die Energie her kommt. Dann machen wir die grünen Bedenkenträger platt. Nix da Wattwürmer, Haifische und Hobbysurfer. Da kennen wir keine Robbenbabys mehr! Unter uns gesagt, dieser ganze Anti-Großprojekte-Quatsch, den machen wir so zum Schein mit, aber der nervt. Wenn's ums Ganze geht, dann kennen wir keine Parteien mehr, dann kennen wir nur noch Deutsche. Und unter uns: die Natur gedeiht ja am Besten neben Schnellstraßen und Industriekombinaten.
Murkel: Keine Diffamierung des Ostens, ich meine natürlich des früheren Ostens, ich meine der neuen Bundesländer!
Ök: So neu sind sie nun auch wieder nicht mehr!
Murkel: Aber vor allem, es muss alles Hightech sein. Vor allem viel Computer für die Dosierung und die Verteilung der Energie. Und natürlich brauchen wir effiziente Speicherkapazitäten für diesen verdammt flüchtigen Strom, der immer diesen verdammten Wind braucht, der viel zu selten und so unzuverlässig bläst.
Ök: Und der Wind bläst oft zur Unzeit!
Moderator: Ja, zur Unzeit. Dann gibt es ein Überangebot. Deswegen ist es ja so schön, dass sie hier die Speicher erwähnen, die die Grundlasttauglichkeit der sogenannten erneuerbaren Energien herstellen könnten. Aber was halten Sie von dem Einwand, dass die Fachleute aus Forschung und Technik seit 150 Jahren den optimalen Stromspeicher suchen und noch nicht gefunden haben?
Ök und Murkel im Duett: Das ist das Problem!
Moderator: Und solche Probleme löst der Wunsch nicht. Wie gesagt. Sie dürfen sich nur Dinge wünschen, die physikalisch machbar sind.
Murkel: Ahhh, Geld spielt also keine Rolle bei unserem Wunsch in ihrem Spiel? Wir können uns alles leisten? Nur physikalisch muss es klappen? Dann müsste man noch mal ganz von vorne in Ruhe nachdenken, bevor man sich auf so einen Wunsch festlegt.
Europa - das ist die Lösung
Moderator: Ich fasse erstmal zusammen: Sie würden beide Windmühlen der neuesten Generation, die natürlich in zehn oder zwanzig Jahren veraltet und erneuerbar, also ich meine auszutauschen wären, in die Meere klotzen. Und wie geht es dann weiter?
Ök: In der frühkindlichen Ästhetikerziehung müsste man gleich die richtigen Weichen stellen, damit der Mensch der Zukunft eine Landschaft ohne Windräder, Sonnenkollektoren und Biogasfabriken hässlich und leer und geradezu widernatürlich findet. Und ja, ein bisschen Energieerziehung der Bevölkerung, also Aktivierung des Spar-oder Energieeffizienzwillens der Menschen, das müsste natürlich auch von vorne herein zum Wunsch dazu gehören.
Murkel: Da kommen ja schon die richtigen Ideen. Wenn ich nur an das Elektrofahrrad für die Kurzstrecke denke. Großes Stichwort: E-Mobilität.
Moderator: Sehr schön. Allerdings: Auch ein E-Auto braucht Strom. Überall und in jedem Dorf muss man tanken können.
Ök: Klar, deswegen schlagen wir, wenn ich für Murkel mal mitreden darf, die lange Leitung, also ich meine viele lange Leitungen vor, vom Norden der Republik ganz in den Süden, wo, glaube ich, die großen Energieverbraucher sitzen.
Murkel: Naja, Verbraucherindustrien sitzen natürlich zum Teil überall in Deutschland und es müssten bei Bedarf auch an geeigneten Standorten neue Industrien entstehen können.
Ök: Klar, aber wir wollen unseren Wunsch ja nicht zu sehr auf mögliche Entwicklungen in Zukunft, die noch gar nicht absehbar sind, fokussieren. Also die langen Leitungen, die sind schon sehr wichtig. Vielleicht über große Knotenpunkte, wo zukünftige Speicherkapazitäten leicht angedockt werden könnten, denn eins ist doch klar. Der effiziente Speicher wird über lang oder kurz kommen, davon bin ich überzeugt.
Murkel: Und dann gehen die Leitungen weiter zu den Verbrauchern und wenn's mal nicht reicht, dann haben wir ja noch das Rauschen der Wasserkraftwerke in Deutschland. Zugegeben, das ist nichts Dolles, aber wir haben ja auch noch diese chinesischen, äh, ich meine diese Sonnenkollektoren.
Moderator: Und wenn an einem schönen milden Novembernachmittag weder der Wind bläst noch die Sonne scheint noch Strom aus Wasserkraft zu erzeugen ist, dann haben wir ja noch die Speicher der Zukunft, die allerdings noch nicht in Sicht sind? Habe ich sie so richtig verstanden?
Ök und Murkel schreien rein: Und wir haben ja die Energiesicherheit aus dem europäischen Stromverbund. Überhaupt Europa, das ist die Lösung unseres Wunsches.
Ök: Da gibt es ganz nahe bei uns ordentlichen Atomstrom, demnächst vielleicht noch mehr. Da gibt es Strom aus Kohle und Gas. Und aus den Erneuerbaren gibt es natürlich auch Strom. Das merkt in Deutschland gar keiner, wo der Strom herkommt.
Murkel: Die meisten Leute denken doch, dass der Strom aus der Steckdose kommt. In Wahrheit sind es doch nur ein paar Verrückte, die die ganze öffentliche Diskussion vergiften und diese ewige Energiewenderei hoch reden und dann vermiesen.
Glücklich werden mit Verzicht
Moderator: Warum wünschen Sie sich nicht...
Ök: Da gibt es doch auch noch diese Wasserstoffspeichergeschichte. Ich meine, der Strom spaltet Wassermoleküle. Man fängt den reinen Wasserstoff auf und wenn man den wieder verbrennt - und bedenken sie, den Wasserstoff kann man auch noch transportieren - dann kriegt man den Strom wieder zurück.
Murkel: Ja, mit einem erheblichen Verlust in der Energiebilanz.
Ök: Das ist überhaupt das Stichwort schlechthin: Energiebilanz und natürlich die Ökobilanz.
Murkel: Aber wenn man zu viele Lebensmittel, also quasi Lebensmittel für die Stromerzeugung oder zur Erzeugung von Biodiesel oder überhaupt so verwendet, dann leiden noch mehr Menschen auf der Welt unter Hunger.
Ök: Da haben Sie recht, Herr Murkel, das mit dem Biodiesel, das geht unter keinen Umständen. Deshalb frage ich ja, was ist denn nun mit dem Wasserstoff?
Moderator: Wenn ich noch mal auf den Punkt zurück kommen darf, an dem sie mich unterbrochen haben: warum wünschen sie sich nicht, dass so viele Windmühlen und Photovoltaikanlagen, und "schnelle Biobrüter", damit meine ich Gülle-Gas-Anlagen, und Speicherwerke, und seien es auch ineffiziente Pumpspeicherwerke usw. gebaut werden, dass selbst unter ungünstigsten Bedingungen die Vollversorgung Deutschlands noch gewährleistet ist? Und vielleicht noch Anlagen zur Nutzung der Erdwärme, so das selbst eine Miniausbeute an dem Novembernachmittag für die Versorgung des Landes ausreicht?
Murkel: Also, das ist nun eine völlig absurde Idee! Da müssten wir ja das ganze Land mit Energieanlagen zupflastern. Das würde ja den Lebensraum einschränken. Das wäre viel zu teuer und gar nicht machbar. Und übrigens hätte man selbst dann nicht an jedem Ort im Land die notwendige Strommenge zur Verfügung.
Moderator: Ja, ganz ohne Umerziehungsmaßnahmen des Volkes, die oben ja schon anklangen, wird es also nicht gehen, wenn ich sie so höre. Die Zukunft heißt ja ohnehin Abschied nehmen vom gewohnten Luxus, von den lieb gewonnenen individuellen Freiheiten. Der Mensch muss wieder lernen, dass es auf die inneren Werte, auf das Gemeinsame, auf das Miteinander der Menschen ankommt. Glücklich werden mit Verzicht. Und mit mitmenschlicher Wärme oder so.
Ök: Ja, das ist es.
Moderator: Das war jetzt aber eine Falle. Die Weltbevölkerung wächst und es gibt Länder und Regionen, in denen große Zahlen von Menschen Hungers sterben und unter größter Unterversorgung leiden, so dass eine Verzichtsideologie für diese Welt etwas zynisch wäre.
Ök: Ja, man müsste also die internationale Friedensforschung, da gibt es ja diese schrecklichen Bürgerkriege, die alles zerstören, auch die Ernten, irgendwie mit in unseren Energie-Wunsch einbeziehen.
Murkel: Auch die internationale Arbeitsteilung sollte in unseren Wunsch einbezogen werden. Die Frage stellt sich: Warum müssen energieintensive Industrien überhaupt in Deutschland bleiben?
Ök: Zum Beispiel wegen der Arbeitsplätze.
Murkel: Aber es wäre ein schöner Beitrag zur Entwicklungshilfe, wenn wir statt Arbeitskräfte aus anderen Ländern abzuziehen von unseren Arbeitsplätzen etwas dorthin abgeben würden.
Ök: Herr Murkel, das ist ein raffinierter Gedanke, aber die Zuwanderung bleibt!
Eine Energiewende, die Vorbild für die ganze Welt ist
Moderator: Ihre Überlegungen ziehen ja große Kreise! Mir scheint...
Murkel: Vergessen Sie Ihren Gedanken nicht, wir müssen ja auch noch zur Steuer-und Subventionspolitik kommen und schließlich kann ja auch noch der Gesetzgeber ein bisschen Druck ausüben.
Moderator: Sehr guter Gedanke!
Ök: Aber es gibt keine Steuer oder Subvention, die Strom erzeugen. Und Gesetze erzeugen keinen Strom.
Moderator: Ich glaube, sie treffen den Nagel auf den Kopf, aber bitte vergessen Sie Ihren Wunsch nicht.
Ök: Man sieht eben, selbst, wenn man sich etwas wünscht..
Moderator: wird noch lange kein Konzept daraus.
Murkel: Ganz genau!
Ök: Also ich bin immer für Steuern und Subventionen und für knallharte Gesetze.
Murkel: Intelligent müsste das Ganze gemacht werden.
Ök: Und sozial! Und sehr kompetent!
Moderator: Es gibt da ja seit langem diese ungeheuer große Experten-Gutachter- und Beraterindustrie, wollen Sie da mal nachfragen, ob die ein physikalisch realisierbares Konzept haben, das sie dann als Wunsch formulieren könnten?
Murkel: Hören Sie mir bloß damit auf! Die stellen nur grüne Fragen und geben nur grüne Antworten! Diese Leute rotieren alle in ihrem grünen Kreisel und verstehen nix von der Realität.
Moderator: Es wird Zeit, dass Sie Ihren Wunsch formulieren!
Ök: Da fällt mir etwas ganz Wichtiges ein. In der Mitte und im Süden des Landes gibt es ja auch mittlere und höhere Gebirge! Und da stürmt es manchmal ganz schön. Also vielleicht brauchen wir den Strom der Nordlichter gar nicht. Dann haben wir auch keinen Ärger mit den Grünen, die die langen Stromleitungen weder über noch unter der Erde haben wollen.
Murkel: Wo sie das ansprechen, wir brauchen ein neues Enteignungsrecht!
Moderator: Nur zu, wir hören gern offene Worte, das können sie alles in ihren Wunsch einbauen.
Murkel: Wir haben ja die neuen Kohle -und Gaskraftwerke ganz vergessen.
Endlichkeit fossiler Brennstoffe
Moderator: Jetzt darf ich doch mal sehr bitten. Gerade die wollten doch alle schon vor langer Zeit abschaffen.
Murkel: Keine Sorge, die sind ja heute umweltfreundlich. Man presst das CO2 einfach in die Erde und weg sind die schädlichen Abgase.
Ök: Naja, man hofft, dass die potenziellen Erdbeben, derentwegen man kein Atomkraftwerk baut, nicht plötzlich CO2-Bomben katastrophalen Ausmaßes in die Atmosphäre entlassen.
Moderator: Ich meine, Kohle und Gas kann doch keiner wollen angesichts der Endlichkeit fossiler Brennstoffe, die man auch als Rohstoffe viel besser gebrauchen kann, als das man sie verheizt.
Ök und Murkel: Wir würden gern noch mal über unseren Wunsch einen Tag schlafen.
Moderator: Das Wunschkonzert gibt es aber nur heute.
Murkel: Ok, dann wünschen wir uns eben jetzt und sofort eine wirkliche Energiewende, die Vorbild für die ganze Welt ist und die basierend auf der tieferen Einsicht der Bürger eine bezahlbare, nachhaltige Vollversorgung liefert.
Ök: Und dies auf ökologischem Höchstniveau. Wir wünschen uns eine Energiewende, die den oft außer Kontrolle geratenen Energiediskurs in Deutschland, in dem sich viel zu viele Aggressionen entladen, beruhigt.
Murkel: Ich wünsche mir ein flexibles Konzept, die Vermeidung weiterer Fehlinvestitionen und auch dass nicht weiter falsche Hoffnungen geschürt werden. Und natürlich, dass das Ganze...
Ök: ....auf einer realistischen Basis durchgeführt wird.
Murkel: Dezentral, verbrauchernah, das ist das, worauf es ankommt.
Ök: Ich habe es schon gesagt, die Menschen müssen den Energiegürtel enger schnallen, wenigsten bei uns in Deutschland. Und natürlich müssen die Amis gezwungen werden ihren Pro-Kopf-Vebrauch dramatisch zu reduzieren, damit sie nicht länger ein schlechtes Vorbild sind.
Moderator: Mir fehlt in ihrem Wunsch die Intensivierung der Forschung. Die Kernfusion hat große Potenziale, aber auch die Technik der Windräder oder der Solaranlagen ist nicht am Ende.
Ök: Richtig, Mittel zur Forschung gehören natürlich auch zur Energiewende.
Murkel: Das hätten wir nicht vergessen!
Moderator: Wir leben ja im Ranking-und Benotungszeitalter. Welche Note geben sie denn nun Ihrem eigenen, eben formulierten Energiekonzept?
Murkel: Ich glaube, das gehört doch jetzt gar nicht zu dem Wunsch.
Ök: Ich habe ja schon ganz am Anfang gesagt, dass Sie ein bisschen unfair fragen.