Bettina Röhl direkt

Was hinter der Marke Alice Schwarzer steckt

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Frauen und Männer sind nicht gleich

Um bei dem von Alice Schwarzer so bejubelten Fall David Reimer zu bleiben: Ihm war mit der Zerstörung des Penis unumkehrbar die Orgasmusfähigkeit genommen worden. Und mit der Kastration ist ihm dann auch noch die natürliche Männlichkeit abgeschnitten worden. "Kunstscheide" und Östrogenspritzen hatten weder eine Frau aus ihm gemacht, noch ihm den abgeschnittenen Orgasmus (dann als weiblichem Orgasmus) ermöglicht. Und die Erziehung zum Mädchen ist bekanntlich auch noch fehlgeschlagen. Trotzdem steht der Zwillingsversuch, der von John Money und seinen Jüngern starrsinnig und menschenverachtend als geglückter Nachweis gehandelt wird, dass Mann und Frau im Prinzip gar nicht existierten und bloße Erziehungs-und Umweltkonstrukte wären, kaum angefochten in der sexualwissenschaftlichen Genderliteratur.

Die Beweiskraft des Falles Reimer ist indes tatsächlich erdrückend. Der Fall Reimer beweist, dass die Beliebigkeit des Geschlechts ein großer Irrealismus ist. Und es erschüttert, dass es bis heute Stimmen aus einschlägigen Kreisen gibt, die die Meinung verbreiten, dass der Fall Reimer ein gelungenes Experiment wäre, weil es zeigte, dass man es konkret, so wie man die Geschlechtsumwandlung damals angegangen ist, zwar nicht machen sollte. Dass es aber mit verbesserten Methoden heute oder in naher Zukunft gelingen könnte, aus einem samenspendenden Mann eine eizellenspendende Frau zu machen.  

Frankenstein klebte gleichsam aus Ton, Steinen, Scherben einen Menschen, ein männliches Wesen und offenbar keinen angenehmen Zeitgenossen, zusammen. Aber das ist Gott sei Dank nur Literatur. John Money dagegen experimentierte im realen Leben und zerstörte menschliches Leben. Und Schwarzer war eine Anhängerin dieses Menschenexperiments. Insofern muss man wohl nicht nur John Money als jemanden bezeichnen, der sich in einen frankensteinschen Größenwahnsinn hinein gesteigert  hat, sondern man muss auch seine Apologetin Schwarzer, die dieses Menschenexperiment schon mal bejubelte, als einigermaßen realitätsverlustig bezeichnen.

Hinterfragen Sie sich selbst: Stimmen diese Klischees über Frauen und Männer im Job?

Alice Schwarzers "Antwort" 2008

Diesen großen und nicht kleinen Irrtum und Sündenfall der Alice Schwarzer, nämlich ihr öffentliches Triumphieren über die angeblich geglückte Geschlechtsumwandlung des Jungen Bruce Reimer in das Mädchen Brenda Reimer hat die Autorin 2005 in dem Beitrag "Der Sündenfall der Alice Schwarzer?" bei Cicero online erstmalig öffentlich gemacht.

Bis dahin war untergegangen, dass Schwarzer sich bereits 1975 in ihrem Buch "Der kleine Unterschied" derartig in dieses Menschenexperiment verrannt hatte, dass sie es als durchschlagenden Beleg dafür nahm, dass auch "Der kleine Unterschied" keinen Unterschied machte. Für Schwarzer gab es immer die bösen Eigenschaften des Mannes und die deutlich besseren der Frau. Demgegenüber ist allerdings zu erwidern: Ein Mann ohne Hoden ist keine Frau! Schwarzer hat fünf Jahre später bei Cicero erwirkt, dass der Text von der Seite Cicero verschwand. Der damalige Chefredakteur Michael Naumann nannte 2010 auf Anfrage der Autorin unspezifisch "juristische Gründe", die er allerdings nicht näher umreißen mochte oder konnte und verwies darauf, dass derselbe Text ja auch frei zugänglich auf einer privaten Website der Autorin zu lesen wäre und dass er den viel gelesenen und kommentierten Beitrag, der die Diskussion um Gender Mainstreaming in Deutschland auslöste (siehe die Folgeveröffentlichung von Eva Herman in ihrem Buch "Das Eva-Prinzip" im März 2006 und Volker Zastrows Artikel über John Moneys Menschenexperiment im Juni 2006 in der FAZ und dann weitere Artikeln, die diesen Fall aufgriffen) aus dem Netz genommen habe. Im Übrigen saß Schwarzer für einige Zeit im Beirat des Monatsmagazins Cicero. Inzwischen gibt es einen solchen Beirat nicht mehr.

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