Bewaffnung Nachfrage nach Kleinen Waffenscheinen steigt weiter an

Die Zahl der Kleinen Waffenscheine hat sich in den vergangenen fünf Jahren mehr als verdoppelt. Die Polizei sieht das zumindest teilweise kritisch.

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Viele Polizeibehörden warnen vor Gefahren für den Nutzer selbst oder vor einer Gefährdung Unbeteiligter - zumal einige der Waffen täuschend echt aussehen. Quelle: dpa

Die Zahl Kleiner Waffenscheine ist in Deutschland im vergangenen Jahr erneut angestiegen. Damit waren zum Jahreswechsel 664 706 solcher Scheine im Nationalen Waffenregister eingetragen, wie das Bundesinnenministerium der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage mitteilte. Die Zahl hat sich binnen fünf Jahren mehr als verdoppelt.

Ein Kleiner Waffenschein wird ab 18 Jahren von der Polizei oder einer kommunalen Behörde erteilt und berechtigt zum Führen von Schreckschuss-, Reizstoff- oder Signalwaffen. Diese Waffen verursachen, solange sie nicht aus äußerster Nähe abgefeuert werden, keine lebensgefährlichen Verletzungen.

Bevor man den Kleinen Waffenschein bekommt, prüfen die Behörden die persönliche Eignung und Zuverlässigkeit – man darf zum Beispiel nicht vorbestraft sein. Viele Polizeibehörden warnen vor Gefahren für den Nutzer selbst oder vor einer Gefährdung Unbeteiligter - zumal einige der Waffen täuschend echt aussehen.

Nutzen darf man auch Schreckschusspistolen, Reizgas- oder Signalwaffen nur auf Schießständen, auf geschütztem Gelände oder in eng umgrenzten Fällen wie Notwehr – die dann im Zweifelsfall auch einer gerichtlichen Prüfung standhalten. Bei öffentlichen Veranstaltungen wie Volksfesten, Demonstrationen oder im Kino dürfen solche Waffen auch mit Kleinem Waffenschein nicht mitgeführt werden.

Zahl in fünf Jahren mehr als verdoppelt

Zum 31. Dezember 2015 waren laut Bundesinnenministerium 285 911 Kleine Waffenscheine im Nationalen Waffenregister verzeichnet, 2016 waren es 469 741, 2017 dann 557 560 und Ende 2018 waren es 610 937 Einträge.

Die Polizeigewerkschaften betrachten die Entwicklung mit gemischten Gefühlen. Der Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Heiko Teggatz, sieht den Anstieg gelassen. Da vor der Erteilung des Scheins eine Zuverlässigkeitsprüfung stehe, „kann davon ausgegangen werden, dass die Besitzer solcher Waffen nicht unbedingt zu dem Klientel zählt, welches von polizeilicher Relevanz ist“, erklärte er. „Insofern empfinde ich den Anstieg solcher Waffenscheine auch nicht als beunruhigend.“

Ähnlich argumentiert auch Katja Triebel, Inhaberin eines Berliner Waffengeschäfts. Entsprechende Waffen könnten mit unterschiedlicher Munition genutzt werden. Nachfrage gebe es vor allem, wenn der Jahreswechsel nahe. „Der Umsatz von Januar bis September ist mager, dann zieht er an. Da geht es dann aber um Silvesterfeuerwerk, nicht um Selbstschutz.“

Jörg Radek, stellvertretender Bundesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP), ist hingegen skeptisch: „Ich habe meine Zweifel, ob Selbstbewaffnung der richtige Weg ist zu einem besseren Sicherheitsgefühl.“ Zumal Nutzer eine Eskalation gefährlicher Situationen riskierten: „Wer in einen bewaffneten Konflikt hineingeht, erhöht das Risiko für sich selbst.“

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