Bildung Wie die Digitalisierung der Schule gelingt

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Digitalisierung bereits allgegenwärtig

9. Erfolgreiche Lehrpersonen sehen Schülerleistungen als Rückmeldung für sich und über sich und bringen sowohl den Lernerfolg als auch Fehler im Lernprozess immer in Verbindung mit ihrem Denken und Tun. Digitalisierung im Unterricht bedeutet nicht, den Austausch über Fehler im Lernprozess in die Hand der Technik zu geben. Digitalisierung im Unterricht bedeutet vielmehr, Fehler im Lernen mithilfe neuer Medien sichtbar zu machen, um darauf aufbauend in einen intensiven Austausch über Lehr-Lern-Prozesse zu kommen.

10. Erfolgreiche Lehrpersonen arbeiten zusammen. Digitalisierung im Unterricht bedeutet nicht, dass neue Medien den Austausch zwischen Lehrpersonen verringern oder sogar ersetzen sollen. Digitalisierung im Unterricht bedeutet, dass neue Medien neue Formen des Austausches und der Kooperation zwischen Lehrpersonen initiieren sollen.

Gelingt es Lehrpersonen, mit diesen Haltungen in den Unterricht zu gehen, so werden sie auch eine Digitalisierung sinnvoll in den Unterricht integrieren. Johann Wolfgang Goethe weist mit seinen Worten in diese Richtung: „Denn es ist zuletzt doch nur der Geist, der jede Technik lebendig macht.“ Vor diesem Hintergrund müssen wir das Netz in der Tat nicht hassen, wie Jarett Kobek sein neues Buch betitelt, genauso wenig wie wir es preisen müssen. Es ist ein Medium und wird ein Medium bleiben. Erst der Mensch wird es zum Leben erwecken.

Sorgen müssen wir uns aber doch: Um die Kinder, die mehr Zeit vor dem Computer verbringen als mit Freunden. Um Jugendliche, die vor lauter Digitalisierung es keine fünf Minuten schaffen, nicht ihren Account auf neue Nachrichten zu prüfen. Um Eltern, die mehr Zeit mit ihrem Smartphone spielen als mit ihren Kindern. Um Lehrpersonen, die Technik um der Technik willen einsetzen und nicht um der Menschen willen.

Striche zählen und Werte ablesen

Damit zeigt sich die Herausforderung einer Digitalisierung der Schule nicht darin, ob sie kommen wird oder kommen muss. Sie ist bereits allgegenwärtig. Die Herausforderung einer Digitalisierung der Schule zeigt sich vielmehr darin, warum sie wie sinnvoll einzusetzen ist und wie der Umgang menschlich und achtsam aussehen kann. Damit definiert sich ein grundlegender Bildungsauftrag. Es wäre zu wünschen, dass der Initiative der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Johanna Wanka, eine entsprechende Initiative folgt, besser noch: mit dieser einhergeht. Denn dann würden viele Diskussionen, die einseitig und aufgeladen sind, von vornherein verstummen.

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