Bildung in Deutschland 125 Millionen Euro für Spitzenschüler

Deutschlands Schüler zeigen zu selten Spitzenleistungen. Um das zu ändern, stellt Bildungsministerin Johanna Wanka insgesamt 125 Millionen Euro zur Verfügung. Doch das Programm stößt nicht überall auf Zustimmung.

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Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) stellt 125 Millionen Euro bereit. Damit will sie eine bessere Förderung von Spitzenschülern erreichen. Quelle: dpa

Berlin Mit dem Einsatz von 125 Millionen Euro wollen Bund und Länder die besten Methoden finden, um leistungsstarke Schüler zu fördern. 300 Schulen sollen bundesweit über fünf Jahre hinweg Ansätze testen, die im Anschluss flächendeckend umgesetzt werden. In einigen Ländern gebe es deutlich mehr Schüler mit Spitzenleistung, sagte Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) am Montag in Berlin bei der Vorstellung des Konzepts. „Auch aus diesem Grund ist klar: Hier müssen wir etwas tun.“ Angebote für Spitzenschüler seien Teil der Chancengleichheit. „Dazu gehört natürlich die Förderung der Schwachen, aber genauso gut die Förderung und Unterstützung derer, die leistungsstark sind.“

Bund und Länder teilen sich die Kosten. 300 Schulen starten im Schuljahr 2017/18. Ihre Förderungsansätze sollen vom Bund wissenschaftlich begleitet werden. Die Schulen vernetzen sich, um Erfahrungen auszutauschen. Denn immer noch fehlten Erkenntnisse darüber, welche Ansätze besonders wirksam sind, sagte Wanka.

Ab dem Schuljahr 2022/23 sollen die Erfolgsrezepten auf andere Schulen übertragen werden. „Tatsächlich geht es uns darum, Modelle zu entwickeln, die nicht nur Leuchtturm-Charakter haben“, sagte die Bremer Bildungssenatorin Claudia Bogedan (SPD), die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK). „Wichtig ist uns dabei die Erkenntnis: Alle Kinder haben Stärken.“ Lehrer müssten diese Stärken erkennen können.

Der Fokus liegt auf den Klassen 1 bis 10 und auf den Hauptfächern, also Mathematik, Deutsch, Naturwissenschaften und Fremdsprachen, vor allem Englisch. Wie die Länder ihre Schulen aussuchen, steht ihnen frei. Die Hälfte der 300 Schulen sollten Grundschulen sein, sagte Wanka, der Rest weiterführende – von jeder Sorte. Es gehe nicht um eine einmalige Förderung, sondern eine andauernde Strategie, die fest im Unterricht verankert werden solle, sagte Bogedan. Die Schulen müssten ihre Kultur und Struktur so verändern, dass die Förderung von Leistungsstarken besser funktioniert.

Bei der Umsetzung gibt es Spielraum: Die konkreten Ideen werden auf Länderebene entschieden. Die 16 für Schulpolitik zuständigen Bundesländer hatten sich im Juni 2015 in der KMK auf eine gemeinsame Strategie geeinigt. Bildungsstudien der vergangenen Jahre hatten gezeigt, dass Deutschland nicht nur seine „Problemschüler“ stärker unterstützen sollte, sondern auch die Leistungsstarken.

Der Deutsche Philologenverband verspricht sich von einem solchen Bund-Länder-Programm Fortschritte für das Bildungssystem. Es sei gut, „dass die Gruppe der leistungsstärksten Schüler jetzt auch mal in den Fokus gerät. Das war ja lange Zeit nicht der Fall“, sagte der Chef der Gymnasiallehrergewerkschaft, Heinz-Peter Meidinger.

Udo Beckmann, der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), kritisierte: „Einmal mehr zeigt sich, dass Bund und Länder es versäumen, eine gemeinsame Richtung für die Bildungspolitik zu entwerfen. Anstatt Geld für die Entlastung und Unterstützung der Lehrer durch das Zusammenarbeiten in multiprofessionellen Teams auszugeben, werden Modellversuche finanziert. Wir brauchen ein Gesamtkonzept, das (...) auf Nachhaltigkeit angelegt ist.“

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