Biontech, Moderna, Astrazeneca und Co. So unterscheiden sich die Corona-Impfstoffe der Hersteller

Corona-Impfstoffe im Vergleich Quelle: dpa

Biontech, Moderna, Astrazeneca oder Johnson & Johnson: Wo gibt es Gemeinsamkeiten, wo Unterschiede? Die Corona-Impfstoffe der Hersteller im Vergleich.

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Der große Ansturm auf die Impfzentren ist ist vorerst vorüber. Nachdem im zurückliegenden März noch bundesweite Inzidenzen von über 1700 gemeldet wurden, hat die Zahl der Infektionen mit dem Corona-Virus zuletzt nachgelassen. Im Umgang mit der Pandemie gelten die Impfungen jedoch weiterhin als wichtigstes Instrument.

63,1 Millionen Menschen in Deutschland haben aktuell zumindest zwei Impfungen mit einem der zugelassenen Vakzine erhalten. Als erster Impfstoff kam das Präparat der deutsch-amerikanischen Kooperation der Firmen Biontech und Pfizer nach der Zulassung der EU-Kommission im Dezember 2020. Im Januar 2021 folgte die Genehmigung des US-Impfstoffs von Moderna sowie der des schwedisch-britischen Herstellers Astrazeneca und kurz darauf im März 2021 der Impfstoff des US-Konzerns Johnson & Johnson. Gut ein Jahr später, Ende Dezember 2021, erhielt auch Novavax die Zulassung in der EU. Seit Februar dieses Jahres ist der Impfstoff in Deutschland verfügbar. Damit stehen den Deutschen aktuell fünf Impfstoffe zur Verfügung. Doch wie unterscheiden sich die Wirkstoffe, was sind die Nebenwirkungen und wie liegt der Preis? Ein Überblick.

Corona-Impfstoffe von Biontech, Moderna, Astrazeneca und Co. im Vergleich

Corona-Impfstoff von Johnson & Johnson: Vaccine Janssen

Bislang sind laut Auswertungen von Statista 5,4 Millionen Dosen des Impfstoffs von Johnson & Johnson an Deutschland geliefert worden. (Stand: 19. Mai 2022, Lieferungen bis KW 18) 

Art des Impfstoffs

Der Pharmakonzern Johnson & Johnson stellt einen Vektorimpfstoff her. Das bedeutet: Nach Injektion des Impfstoffs wird das Immunsystem dazu angeregt, Antikörper gegen das sogenannte S-Protein zu bilden.

Das sind die Vorteile des Johnson & Johnson-Impfstoffs

  • Laut Angaben des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) besteht nach der einer Impfung eine signifikante Schutzwirkung von 65-70 Prozent vor einem schweren Verlauf.
  • Die Lagerung ist bei einer normalen Kühlschranktemperatur von zwei bis acht Grad Celsius bis zu elf Monate möglich. Bei Eisfachtemperaturen gibt der Hersteller sogar bis zu 25 Monate Lagerzeit an.
  • Durch das klassische Wirk- und Herstellungsverfahren ist die Produktion schneller möglich als bei mRNA-Impfstoffen. Daher ist von einer guten Verfügbarkeit in den Impfstellen auszugehen.
  • Aufgrund seines klassischen Herstellungsverfahrens gilt der Impfstoff als deutlich preisgünstiger im Einkauf als Vakzine mit mRNA-Verfahren. Aus den anfänglichen Verträgen mit der EU ging ein Preis von 8,50 Dollar (rund 7,90 Euro) pro Dosis hervor.
  • Laut RKI hatten die Mutationen der Alpha- und Delta-Variante nur geringe Auswirkungen auf die Effektivität.

Das sind die Nachteile des Johnsons & Johnson-Impfstoffs

  • Der Impfstoff wird in Deutschland künftig in der Regel erst bei Menschen ab der Altersgruppe von 60 Jahren eingesetzt. Grund dafür sind sehr seltene, aber ernsthafte Hirnvenenthrombosen, die in der Altersgruppe von 18-48, vor allem bei jungen Frauen, auftraten. Das BMG beziffert die Anzahl dieser Fälle auf weniger als 0,1 Prozent der mit dem Impfstoff Geimpften. Jüngere sollen das Vakzin nach Aufklärung durch einen Arzt deshalb weiter nutzen dürfen.
  • Vergleichsweise oft sind die weiteren Impfreaktionen Schmerzen an der Einstichstelle, Kopf- und Gelenkschmerzen sowie Müdigkeit und Schüttelfrost. Und: In seltenen Fällen kann es zu schweren allergischen Impfreaktionen kommen, etwa zu einem anaphylaktischen Schock. Wenige Fälle des Kapillarlecksyndroms sollen zudem aufgetreten sein.
  • Entgegen der anfänglichen Annahme das Vakzin sei nach nur einer Impfung für eine Grundimmunisierung ausreichend, ist nun eine zweite Impfung mit einem mRNA-Impfstoff vorgesehen, damit Geimpfte einen mit anderen Impfstoffen vergleichbaren Schutz erhalten. Um nach der 2G-Plus-Regelung anerkannt zu werden, sind nunmehr zudem drei Impfungen notwendig.
  • Bei der Vektorherstellung werden mehr Prozessschritte zur Sicherheitsüberprüfung und zum Heranziehen von Zellen benötigt. Deshalb kann der Stoff bei künftig auftretenden Mutationen nur langsam angepasst werden.
  • Die Wirksamkeit bei der Omikron-Variante des Corona-Virus ist bisher noch nicht umfassend belegt. Von einem ausreichenden Schutz wird dennoch ausgegangen.

Corona-Impfstoff von Astrazeneca: Vaxzevria

Ebenfalls über eine EU-Zulassung und neuerdings auch eine Empfehlung zur Anwendung bei Booster-Impfungen verfügt der Impfstoff Vaxzevria von Astra Zeneca. Die EU-Kommission hatte die Bestellung von Corona-Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers Astrazeneca im Juni 2021 nicht mehr verlängert. In Deutschland kam der Impfstoff daher zuletzt immer weniger zum Einsatz. Aktuell wird er laut Angaben des BMG gar nicht mehr verwendet

Vorausgegangen war dem schleichenden Ende des Vakzins ein Rechtsstreit zwischen der Europäischen Union und Astrazeneca. So bemängelte die EU, dass Astrazeneca seine Lieferverträge nicht einhalte. Astra Zeneca argumentierte, dass vertraglich nur Lieferziele und keine festen Zusagen vereinbart seien - und dass das Unternehmen wegen anfänglicher Probleme bei der raschen Ausweitung der Produktionskapazität nicht in der Lage gewesen sei, diese zu erreichen. Erst gegen Ende 2021 kam es zu einem Kompromiss zwischen der EU und dem Hersteller.

Wenig vertrauenserweckend wird zudem das gleich zu Anfang bestehende Kommunikationschaos um den Impfstoff gesehen: Aufgrund fehlender Daten zur Verträglichkeit in höheren Altersklassen wollte die ständige Impfkommission in Deutschland (STIKO) den Impfstoff zunächst nur für jüngere Personen empfehlen. Nachdem in dieser Altersklasse sehr wenige, allerdings schwerere Nebenwirkungen beobachtet wurden, änderte die STIKO ihre Kommunikation erneut - und riet dazu, den Impfstoff ausschließlich für ältere Jahrgänge einzusetzen.

Art des Impfstoffs

Genau wie Johnson & Johnson ist das Vakzin von Astrazeneca auch ein Vektorimpfstoff. Er gehörte längere Zeit zu den am häufigsten verwendeten Impfstoffen. So erhielt Deutschland bis zuletzt rund 14,4 Millionen Dosen des Impfstoffs. (Statista: Stand 19.05.2022)

Das sind die Vorteile des Impfstoffs von Astrazeneca

  • Bereits die erste Impfung verspricht einen Schutz von 70 Prozent gegen schwere Verläufe. Maximal 90 Prozent Schutzwirkung sollen laut BMG nach zwei Impfungen erreicht werden, in der Regel etwas weniger.
  • Weltweit wird das Präparat gern genutzt, da die Lagerung genau wie mit Johnson & Johnson bei normalen Kühlschranktemperaturen leichter ist, als mit Produkten von Biontech/Pfizer und Moderna. Zumindest sechs Monate soll das Vakzin bei Kühlschranktemperaturen gelagert werden können.
  • Der Impfstoff gilt im Einkauf als der günstigste aller zugelassenen Impfstoffe: Eine Dosis soll weniger als zwei Euro kosten.
  • Auch dieser Impfstoff schützt gegen die Alpha- und Delta-Variante gut.

Das sind die Nachteile des Impfstoffs von Astrazeneca

  • Einige Fälle einer Sinusvenenthrombose – also einem Gerinnsel in einem blutableitenden Gefäß im Gehirn – wurden als Impfreaktion mit dem AstraZeneca-Impfstoff gemeldet. Betroffen waren dabei überwiegend Frauen in der mittleren Altersgruppe. Einige jüngere Männer bekamen nach der Impfung eine Hirnthrombose. In sehr wenigen Fällen wurde auch das Auftreten von Lungenembolien, das Kapillarlecksyndrom oder das Guillain-Barré-Syndrom gemeldet
  • Ansonsten gibt es häufig leichte Nebenwirkungen wie Fieber, Müdigkeit oder Rötungen, die normal nach einer Impfung sind.
  • Von der zweiten Injektion besteht die Gefahr, dass sich die Immunantwort vor allem gegen das Trägervirus richtet. Dies soll laut Experten für einen massenhaften Einsatz vor allem in einer ersten Impfwelle aber kein Hindernis darstellen.
  • Der Impfstoff kann bei auftretenden Mutationen nur langsam angepasst werden.
  • Ähnlich wie beim Vakzin von Johnson & Johnson fehlen abschließende Erkenntnisse zum Grad der Wirksamkeit bei der Omikron-Variante. Der Hersteller arbeitet an einem angepassten Impfstoff.
  • Es ist unklar, ob und wann Astrazeneca auf dem deutschen Markt noch einmal flächendeckend verfügbar ist.

Die mRNA-Impfstoffe im Vergleich

Die Abkürzung mRNA steht für Messenger-Ribonukleinsäure, oder Boten-RNA. Bei dieser Variante wird kein Virus als Transportmittel gebraucht.

Corona-Impfstoff von Biontech: Comirnaty

Die EU hat eine riesige Vertragsausweitung mit Biontech und Pfizer für bis zu 1,8 Milliarden Dosen des Impfstoffs der beiden Unternehmen beschlossen. Der Vertrag soll für Lieferungen bis 2023 gelten. Das ausgeweitete Abkommen veranschaulicht, dass die EU Vertrauen in die Technologie des Impfstoffs von Biontech hat. Nach aktuellen Informationen sind 145,4 Millionen Dosen des Biontech-Vakzins nach Deutschland geliefert worden. (Statista: Stand 19. Mai 2022)

Art des Impfstoffs

Der Pharmakonzern Biontech stellt einen mRNA-Impfstoff her. Die Technologie setzt auf den Bestandteil mRNA, der menschlichen Zellen mitteilt, wie sie einen harmlosen Teil des Coronavirus, das Spike-Protein, herstellen können. Das Immunsystem erkennt das Spike-Protein als Fremdkörper, wodurch es bei einer Infektion mit dem Coronavirus dieses bekämpfen kann.

Das sind die Vorteile des Biontech-Impfstoffs

  • Die Wirksamkeit nach der ersten Impfung liegt bei 80 Prozent, nach der Zweitimpfung liegt sie bei 90-95 Prozent gegen schwere Corona-Verläufe. Damit wurden die Erwartungen von Experten für die Schutzwirkung eines Corona-Impfstoffs weit übertroffen.
  • Bereits 12-Jährige dürfen den Impfstoff erhalten. Auch für Kinder ab 5 Jahren hat die STIKO eine Impfung im Mai 2022 offiziell empfohlen. Dieses Prädikat trägt nur der Impfstoff von Biontech.
  • Der Impfstoff gilt als gut verträglich.
  • Bei den inzwischen auftretenden Corona-Mutationen hat ein mRNA-Impfstoff einen entscheidenden Vorteil: Er ist leichter herzustellen als ein Vektorimpfstoff und lässt sich deshalb auch schneller an eine Mutation anpassen. Ein Grund ist, dass bei der Vektorherstellung mehr Prozessschritte zur Sicherheitsüberprüfung und zum Heranziehen von Zellen benötigt werden. So erfolgt derzeit die Anpassung des Biontech-Vakzins an die hochinfektiöse Omikron-Variante.
  • Bei allen Varianten wurde bislang ein durchweg hoher Schutz festgestellt.

Das sind die Nachteile des Biontech-Impfstoffs

  • In den klinischen Phase-3-Studie traten bei mehr als zwei Dritteln der Probanden Schmerzen an der Einstichstelle auf. Viele klagten außerdem über Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schüttelfrost und Muskelschmerzen. Hinzu kam bei jüngeren Teilnehmern des Öfteren Fieber.
  • In sehr wenigen reagierten Personen mit einer schweren allergischen Reaktion, einem sogenannten anaphylaktischen Schock. Personen mit einer anaphylaktischen Vorgeschichte wird daher die vorherige Rücksprache mit einem Arzt empfohlen.
  • Die Lagerung des Impfstoffes ist etwas komplizierter als bei den Vektorimpfstoffen. Biontech beziffert die Haltbarkeit bei Kühlschranktemperaturen auf maximal zehn Wochen.
  • Der Impfstoff gilt als einer der teuersten auf dem europäischen Markt. Die EU zahlt laut einer Preisliste, die die belgische Ministerin Eva de Bleeker publizierte, zwölf Euro je Dosis.

Corona-Impfstoff von Moderna: Vaccine Moderna

Die hohe Nachfrage nach dem Impfstoff hat die Moderna-Aktie zu einer beliebten Geldanlage gemacht. Allein Deutschland hat bisher 35,7 Millionen Dosen des Impfstoffes erhalten. (Statista, Stand 19. Mai 2022)

Art des Impfstoffs

Genau wie beim Impfstoff von Biontech nutzt auch Moderna einen mRNA-Impfstoff, bei dem eine codierte Bauanleitung geimpft wird. Die Zellen im Körper übernehmen die Produktion des Antigens, wodurch ein Schutz gegen das Virus aufgebaut werden kann.

Das sind die Vorteile des Corona-Impfstoffs von Moderna

  • Die Wirksamkeit nach der ersten Impfung liegt bei 80 Prozent, den Schutz vor einem schweren Verlauf benennt das BMG nach der Zweitimpfung auf rund 90 Prozent. 
  • Der Stoff gilt als besonders geeignet für Personen ab 30 Jahren 
  • Der Impfstoff gilt im Allgemeinen als gut verträglich
  • Wie bei dem Vakzin von Pharmakonzern Biontech ist der Impfstoff leichter herzustellen als ein Vektorimpfstoff und lässt sich deshalb auch schneller an eine Mutation anpassen.
  • Auch gegen die Alpha- und Delta-Virusvariante schützt der Impfstoff gut.

Das sind die Nachteile des Moderna-Impfstoffs

  • Auch der Impfstoff von Moderna benötigt für den Transport eine konstante Kühlung. Zwar beträgt diese nur minus 20 Grad, ist aber ebenfalls eine Herausforderung für Logistikanbieter, die eine durchgängige Kühlkette sicherstellen müssen.
  • Bei einer normalen Kühlschranktemperatur hält sich der Impfstoff laut Hersteller für lediglich 30 Tage. Dies macht den Moderna-Wirkstoff zwar attraktiv für Impfungen beim Hausarzt, stellt jedoch gegenüber anderen Impfstoffen eher einen geringen Haltbarkeitszeitraum dar.
  • In den ersten Tagen nach der Impfung können Schmerzen, Rötungen oder Schwellungen an der Einstichstelle oder Schwellungen der Lymphknoten auftreten. Häufig klagten Geimpfte zudem über Fieber, Schüttelfrost, Kopfschmerzen, Muskel- oder Gelenkschmerzen, Übelkeit oder Erbrechen. Bei 0,01 Prozent der geimpften Personen trat eine Lähmung des Gesichtsnervs auf. 0,4 Prozent zeigten allergische Reaktionen. Es ist  teilweise jedoch unklar, ob diese im unmittelbaren Zusammenhang mit der Impfung stehen.
  • Anfangs wurde der Impfstoff an alle Personen ab 18 Jahren verimpft. Nachdem es in wenigen Fällen bei besonderes jungen Erwachsenen zu Herzmuskel- oder Herzbeutelentzündungen kam, hat die STIKO ihre Empfehlung angepasst und rät dazu, Moderna nur noch an Personen ab 30 Jahren zu verimpfen.
  • Eine Dosis soll zuletzt 14,70 Euro gekostet haben. Damit ist Moderna der teuerste unter den in der EU zugelassenen Impfstoffen.
  • Wie bei Biontech wirkt der Impfstoff nicht so gut gegen die Beta- und Gamma-Variante. Die Wirksamkeit bei Omikron ist noch nicht vollständig evaluiert.

Die neuen Corona-Impfstoffe

Corona-Impfstoff von Novavax: NVX-CoV2373

Zusätzlich zu den bisher genannten Impfstoffen ist zwischenzeitlich auch der Covid-19-Impfstoff von Novavax in der EU zugelassen worden und verfügt zudem über Empfehlung des Paul-Ehrlich-Instituts für den deutschlandweiten Einsatz. 1,7 Millionen Dosen sind laut Statista bisher für Deutschland an die verschiedenen deutschen Impfstellen geliefert worden. (Stand: 19. Mai 2022) 

Art des Corona-Impfstoffs von Novavax

Das macht den Impfstoff aus: Der Impfstoff-Kandidat ist im Gegensatz zu den bisher zugelassenen Impfstoffen weder ein Vektor- noch ein mRNA-Impfstoff – er ist ein proteinbasierter Impfstoff. Das Vakzin enthält winzige Partikel, die aus einer im Labor hergestellten Version des Spike-Proteins von Sars-CoV-2 bestehen. Das Immunsystem zeigt dann eine Reaktion gegen den Impfstoff und ist somit vorbereitet, falls es tatsächlich mit dem Virus konfrontiert wird. Das ist das gleiche Prinzip wie bei dem Grippe-Impfstoff. Novavax muss zwei Mal gespritzt werden.

Das sind die Vorteile des Novavax-Impfstoffs

  • Der Corona-Impfstoff des US-Herstellers Novavax bietet nach Unternehmensangaben einen hohen Schutz. In einer Phase-3-Studie mit rund 30.000 Teilnehmern in den USA und Mexiko zeigte das Vakzin eine Wirksamkeit von knapp 90 Prozent gegen die vorherrschenden Virusvarianten. Und: Der Impfstoff zeigte eine Wirksamkeit von 100 Prozent bei der Vorbeugung mittelschwerer und schwerer Corona-Fälle.
  • Generell ist die Impfung in der Studie gut vertragen worden. Teilnehmer berichteten über übliche Nebenwirkungen, die auch bei den bereits zugelassenen Impfstoffen auftreten, wie zeitweilige Schmerzen an der Einstichstelle sowie Müdigkeit, Kopf- und Muskelschmerzen.
  • Der Impfstoff spielt eine wichtige Rolle für Impfkampagnen in Entwicklungsländern. Denn: Er ist leicht zu transportieren und lagern. Das Vakzin lässt sich bei 2 Grad Celsius bis 8 Grad Celsius stabil lagern und wird in Form einer gebrauchsfertigen Flüssigformulierung ausgeliefert.
  • Das Vakzin soll sehr gut vor der Alpha-Variante schützen.

Das sind die Nachteile des Novavax-Impfstoffs

  • Der Impfstoff wirkt womöglich nicht so gut gegen die  Omikron-Variante.

Weitere Impfstoffe mit möglicher Zulassung

Ob weitere Impfstoffe in absehbarer Zeit eine EU-Zulassung erhalten und damit in Deutschland flächendeckend angewendet können, ist indes unklar. International haben einige Nationen mit der Produktion eigener Impfstoffe für Schlagzeilen gesorgt. Zu den bekanntesten Kandidaten dieser Kategorie zählen die Impfstoffe Sputnik V aus Russland und Sinopharm aus China. Obwohl die ersten Erkenntnisse zu diesen Impfstoffen auch einen EU-weiten Einsatz mitunter vielversprechend schienen, steht eine Zulassung der EMA bis heute aus. Wir stellen Ihnen nachfolgend die wichtigsten Informationen zu diesen Impfstoffen vor.

Corona-Impfstoff von Biocad: Sputnik V

Das Vakzin Sputnik V wurde in Russland bereits im August 2020 zugelassen, noch bevor wichtige Studien, etwa zu Wirksamkeit und Nebenwirkungen, abgeschlossen waren. Diese vorzeitige Freigabe kritisierten viele Forscher. Die EU-Arzneimittelbehörde EMA prüft den russischen Impfstoff bereits seit rund einem Jahr, hat aber noch immer keine Zulassung für das Vakzin erteilt. Beobachter gehen davon aus, dass dies damit zu tun hat, dass aus Russland weiterhin für die Zulassung relevante Daten fehlen.

Einige europäische Länder, darunter Ungarn und die Slowakei, setzen Sputnik V trotz fehlender Zulassung durch die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA dennoch ein

Genau wie Astrazeneca sowie Johnson & Johnson ist der Impfstoff ein Vektorimpfstoff. Aus den ersten Studien ergab sich ein vorteilhaftes Verhältnis von Wirksamkeit, Transport und Preisgefüge, sodass auch europäische Länder ihr Interesse bekundeten. 

Nach wie vor fehlt es jedoch offensichtlich an Transparenz. So ließen die Studien von Anfang an wichtige Informationen vermissen, sodass Zweifel an den Studiendaten aufkamen, die bisher heute nicht umfassend geklärt sind. Für Unruhe sorgen etwa auch slowakische Wissenschaftler, die bei der Auslieferung einer Impfstoff-Charge feststellten, dass der gelieferte Impfstoff von dem bestellten Präparat abweicht. Während die EMA weiterhin Inspektionen und Auswertungen vornimmt, ist auch offen, ob der Impfstoff angesichts des Ukraine-Krieges weiterhin eine Chance auf eine EU-Zulassung und eine internationale Anerkennung besitzt.

Der Corona-Impfstoff von Sinopharm: Vero

Am 31. Dezember 2020 hat der staatliche chinesische Biotechkonzern Sinopharm die Zulassung für seinen Impfstoff mit dem Namen „Vero“ erhalten. Sinopharm hat ihn gemeinsam mit dem Wuhan Institut für Virologie sowie dem Institut für Biologische Produkte entwickelt. Nach Angaben der WHO erfüllt der Impfstoff die Anforderungen der Weltgesundheitsorganisation

Bei Vero setzt Sinopharm auf ein altbewährtes Impfprinzip: Sars-Coronaviren-2 werden in Zellkulturen vermehrt, danach gereinigt und dann chemisch kastriert, so dass sie nicht mehr vermehrungsfähig sind. Dann werden sie in zwei Dosen zusammen mit einem Impfstoffverstärker gespritzt. Im Vergleich zu den mRNA-Impfstoffen von Biontech/Pfizer oder Moderna setzt die Immunreaktion hier schneller ein. Es besteht die Gefahr, dass nur wenige Antikörper gegen sensible Stelle des Virus gebildet werden. Daher ist die Wirksamkeit bei solchen Impfstoffen oft auch niedriger. Der Impfstoff soll nach Unternehmensangaben eine Wirksamkeit von 79 Prozent aufweisen. 

Auch dieser Impfstoff befindet sich jedoch bereits seit Mai 2021 im Zulassungsverfahren der EMA. Welche Schwierigkeiten eine Zulassung aktuell noch verhindern und ob der Impfstoff tatsächlich noch von der EMA freigegeben wird, ist bis dato nicht klar.

Im weiteren Blickfeld: CureVac und Valneva  

Hinter den allgemeinen Erwartungen zurückgeblieben sind auch die Impfstoffe der Unternehmen CureVac und Valneva. Während CureVac bereits als eines der ersten Unternehmen überhaupt 2020 einen Impfstoffkandidaten angekündigt und vorgestellt hat, konnte Valneva ab Ende des Jahres 2021 an eine Zulassung des hauseigenen Impfstoffes denken.

CureVac

Wie auch Biontech und Moderna setzte das Tübinger Unternehmen CureVac auf die mRNA-Technologie. Nachdem der erste Impfstoff aus dem Hause CureVac große Hoffnungen hervorrief und die Aktionäre erwartungsvoll stimmte, zog das Unternehmen um Großaktionär Dietmar Hopp seinen Impfstoffkandidaten infolge wenig zufriedenstellender Studienergebnisse zurück. Seit Anfang 2022 bemüht sich CureVac in Zusammenarbeit mit dem Pharma-Riesen Glaxo Smith Kline (GSK) in umfangreichen Studien um einen neuen Impfstoffkandidaten. Derzeit läuft die zweite Phase der Studie, welche nach Angaben von CureVac nach Plan läuft. Eine eventuelle Zulassung der EMA dürfte dann aber erst im Jahr 2023 folgen.

Valneva

Das französische Biotech-Unternehmen hatte seinen Impfstoffkandidaten bereits zur Zulassung angemeldet. Es sollte sich dabei um den ersten zugelassenen Totimpfstoff auf dem europäischen Markt handeln. Ende April 2022 folgte dann nach einigen Monaten der Prüfung jedoch Ernüchterung - vorerst: Die EMA forderte als zuständige Prüfungsbehörde weitere Daten und Unterlagen beim Unternehmen an. Nun verbleibt Valneva lediglich ein Monat Zeit um gegenüber der EMA Stellung zu beziehen. Unterdessen kündigte die EU-Kommission im Mai 2022 an, ihre bestehenden Verträge mit Valneva kündigen zu wollen, da eine Zulassung nicht rechtzeitig erfolgt sei. Die Valneva-Aktie brach in der Folge um mehr als ein Fünftel ein.

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