BND und Zoll betroffen Bei vielen Bundesbehörden wird das Papier knapp

Aktenschrank der Stasi-Unterlagen-Behörde, Quelle: imago images

Amtlicher Mangel: Zahlreiche Bundesbehörden registrieren Lieferschwierigkeiten bei Papierbestellungen. Kopierpapier und Kuvertierhüllen fehlen. Droht jetzt der große Papierstau?

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Über einen Mangel an amtlichen Formularen, Anträgen, Rechnungen und Bescheiden können sich Deutschlands Bürger wahrlich nicht beschweren. Auch innerhalb vieler Behörden und Ämter wird nach Kräften gefaxt, gedruckt und kopiert. Doch seit einigen Monaten leiden zahlreiche Bundesbehörden unter Lieferengpässen bei ihren Papierbestellungen. Droht jetzt der große Papierstau?

„Bei der Beschaffung von Papier kommt es seit Januar dieses Jahres zu Lieferverzögerungen“, heißt es etwa bei der Generalzolldirektion. Bei der gesamten Zollverwaltung seien bislang nur rund 56 Prozent der bestellten Papiermengen geliefert worden. Dabei geht es nicht um ein paar Blatt, sondern um tausende Kartons. Im vergangenen Jahr hatte der Zoll noch 61.101 Kartons Din-A4-Kopierpapier beschafft.

Auch das Bundeszentralamt für Steuern registriert „Lieferschwierigkeiten bei der Beschaffung von Papier“, ebenso wie das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Beim Bundesamt für Justiz sind vor allem Kopierpapier und Kuvertierhüllen rar. Und bei der Bundesnetzagentur „sind regional unterschiedlich“ Lieferverzögerungen zu erkennen. Selbst beim Bundesnachrichtendienst kommt es „teilweise zu Verzögerungen bei der Lieferung“, wenngleich sich eine Unterversorgung „derzeit noch nicht konkret“ abzeichne. 

Papiertechnisch gut aufgestellt sind nach eigenen Angaben dagegen das Bundeskriminalamt und – Überraschung – die Bundeswehr. Die sonst nicht immer optimal ausgestattete Truppe sieht sich derzeit zumindest mit „keinen Schwierigkeiten bei der Lieferung von Papier konfrontiert“, teilt ein Sprecher mit. 

„Sensibilisierungen der Beschäftigten“

Aber auch bei jenen Bundesbehörden, bei denen das Papier knapper ist, gibt es bislang keine Einschränkungen bei Verwaltungstätigkeiten. „Durch umsichtige Planung haben Lieferengpässe im KBA bislang zu keinem Mangel geführt“, teilt etwa das Kraftfahrtbundesamt mit. „Lagerbestände liegen vor, Mindestmengen wurden nach oben korrigiert, um etwaigen Engpässen durch rechtzeitige Beschaffung entgegenzuwirken.“ Gleichwohl seien die Beschäftigten „jederzeit zu einem sparsamen Papierverbrauch angehalten“. Das gilt nicht nur für KBA-Mitarbeiter. „Schon aus Nachhaltigkeitsaspekten“ seien beispielsweise die Beschäftigten des Bundeszentralamts für Steuern angehalten, möglichst wenig Papier zu verwenden. Auch beim Zoll „erfolgen Sensibilisierungen der Beschäftigten für den sparsamen und bewussten Umgang mit Papier, um den Papierverbrauch im Berufsalltag nachhaltig zu verringern.“

Ob das auf Dauer ausreicht? Auf strikte Kontingentierungen – also die limitierte Zuteilung von Drucker- oder Kopierpapier an Mitarbeiter - verzichten die Behörden. Zumindest bislang. „Entsprechende Maßnahmen sind aktuell noch nicht erforderlich; die Lage wird diesbezüglich beobachtet“, heißt es beim BND. Zudem verweisen mehrere Behörden auf Fortschritte bei der Digitalisierung, wodurch „im Vergleich zu früher an vielen Stellen Papier eingespart werden“ könne, wie das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge mitteilt. 

Das Bundesverwaltungsamt beobachtete zuletzt sogar wieder „eine Normalisierung der Lieferzeiten“. Aber auch zuvor seien alle Papiere und Papierprodukte den Mitarbeitenden so zur Verfügung gestellt werden, dass es „nicht zu einer Unterversorgung und damit Unterbrechung der Arbeitsprozesse gekommen ist“.

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Heißt wohl: Amtliche Formulare, Anträge, Rechnungen und Bescheide werden vorerst weiter ihren Weg zu den Bürgern finden. Und in den Behörden selbst wird inzwischen zwar mehr gemailt und per Video konferiert, aber auch weiter gedruckt, gefaxt und kopiert. Papier ist bekanntlich geduldig.

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