Ranking 2023 Das sind die zehn ärmsten Länder Europas nach BIP pro Kopf

Das sind die 10 ärmsten Länder Europas Quelle: dpa

Politische Konflikte, Kriege, hohe Arbeitslosenquoten: Welches Land ist das ärmste in Europa? Ein Blick auf das BIP pro Kopf schafft Abhilfe.

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Europa gilt als wohlhabend, die zugehörigen Länder als industriell und weit entwickelt. Aber nicht jedes Land in Europa erfüllt diese Kriterien. Bei genauerem Hinsehen liegen Armut und schlechte Lebensbedingungen näher als gedacht. Welche europäischen Staaten gehören zu den ärmsten Ländern? Das zeigt der kurze Überblick über die ärmsten Länder Europas gemessen am Bruttoinlandsprodukt pro Kopf. Die Zahlen stammen aus einer Erhebung des Internationalen Währungsfonds (IMF) für das Jahr 2022.

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) bezeichnet den Gesamtwert von Waren und Dienstleistungen, die in einem Land pro Jahr produziert werden. Das BIP ist ein wichtiger Indikator, um die wirtschaftliche Kraft eines Staates angeben zu können. 

Die ärmsten Länder Europas nach BIP pro Kopf
Platz 10: Serbien

In den vergangenen 30 Jahren hat die Bevölkerung Serbiens enorme politische Konflikte erlebt: den Zerfall der sozialistischen Republik Jugoslawien, die damit einhergehenden Kriege und die internationale Isolation durch die Staatengemeinschaft. Armut bleibt in Serbien ein drängendes gesellschaftliches Problem. Nach Angaben der Weltbank leben etwa 25 Prozent der Bevölkerung unterhalb der nationalen Armutsgrenze. Eine hohe Korruption und schlechte Infrastruktur belasten das Land enorm. Das BIP pro Kopf beträgt für das Jahr 2022 10.360,72 US-Dollar.

Platz 9: Montenegro

Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern ist Montenegro flächenmäßig sehr klein – auffällig ist aber die hohe Armut im Land. Die Arbeitslosigkeit ist doppelt so hoch wie im EU-Schnitt. Der größte Teil der Einnahmen stammt aus dem Dienstleistungsbereich und durch Touristen. Im Jahr 2008 hat Montenegro die EU-Mitgliedschaft beantragt. Bereits ein Jahr zuvor begann die Europäische Union damit, Montenegro finanziell zu unterstützen. Vor allem in den Bereichen Demokratisierung, Umwelt, Energie, Transport sowie Bildung und Soziales. Das BIP pro Kopf beträgt nur 9.811,86 Dollar.


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Platz 8: Belarus

Auch Belarus ist noch stark von vergangenen Wirtschaftskrisen betroffen. In den letzten Jahren hat sich die Situation nur wenig gebessert. Mehr als ein Viertel der Bevölkerung in Belarus lebt noch immer unterhalb der Armutsgrenze. Das betrifft vor allem Kinder – sie sind die größten Opfer dieses Problems. Roma-Kinder und die Kinder, die in entlegenen ländlichen Regionen leben, sind am meisten von Armut betroffen. Das BIP pro Kopf beträgt 7.859,63 Dollar. Das bedeutet Platz acht im Ranking der ärmsten Länder Europas nach BIP pro Kopf.

Platz 7: Bosnien und Herzegowina

Bosnien-Herzegowina ist Teil des ehemaligen Jugoslawiens. Das BIP pro Kopf beträgt 7.337,72 Dollar. Aufgrund von sehr geringen Durchschnittslöhnen um die 450 Euro ist die Abwanderung von Fachkräften relativ hoch. Die wichtigsten Wirtschaftszweige sind der Energiesektor, vor allem erneuerbare Energien, und die Metallverarbeitung. Dahinter steht die Agrarwirtschaft. Die wirtschaftliche Entwicklung Bosnien und Herzegowinas wird zusätzlich durch Korruption gehemmt.

Platz 6: Georgien

Das Land Georgien hatte im Jahr 2022 ein BIP pro Kopf von 6.670,73 Dollar. Georgien war Mitte der 1990er-Jahre wirtschaftlich schwer angeschlagen. Nach kriegerischen Auseinandersetzungen mit der Sowjetunion wurde die Schwerindustrie nicht mehr beliefert. Dadurch gingen die Produktionszahlen in Industrie und Landwirtschaft zurück. Hohe Arbeitslosenzahlen und Hyperinflation waren die Folge dieses Konflikts. Mitte der 90er-Jahre gewährte der IWF dem Land finanzielle Hilfe. Seitdem erholt sich die georgische Wirtschaft nur langsam. 

Es werden nur wenig Steuern gezahlt und Korruption schwächt die Wirtschaftsleistung zusätzlich. Ab 2000 erholte sich die Wirtschaft und das Land begann den Energie- und Logistiksektor auszubauen. Georgische Produkte wie Wein und Früchte wurden weltweit ausgeliefert. Seit 2010 entwickelte sich der Tourismus zu einem relevanteren Wirtschaftszweig. Die Coronapandemie setze das Land wirtschaftlich stark unter Druck. Der Ausfall von Touristen in den Pandemiejahren schwächte die georgische Wirtschaftsleistung.

Platz 5: Nordmazedonien

Nordmazedoniens Wirtschaft besteht aus kleinen und mittleren Unternehmen, die eine geringe Wettbewerbsfähigkeit besitzen. Das Land leidet darunter, dass Hochschulabsolventen aus wirtschaftlich schwächeren Regionen abwandern. Fast die Hälfte der mazedonischen Bevölkerung lebt im ländlichen Raum, weshalb einer der wichtigsten Wirtschaftszweige die Land- und Forstwirtschaft ist. Hauptexportgüter sind Eisen, Stahl und Industriewaren. Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf liegt bei Nordmazedonien bei 6.608,08 Dollar und damit auf Platz fünf.

Platz 4: Albanien

Die Armut in Albanien ist in den vergangenen beiden Jahrzehnten deutlich gesunken. Doch noch immer gilt etwa ein Siebtel der Albaner als arm. Mehr als fünf Prozent der Bevölkerung sind unterernährt und etwa elf Prozent der Kinder unter fünf Jahren leiden unter Wachstumsverzögerungen. Die Infrastruktur ist das größte Problem des Landes. Dadurch ist Albanien uninteressant für ausländische Investoren. Das BIP pro Kopf beträgt 6.457,22 Dollar.

Platz 3: Moldawien

Moldawien ist mit einem BIP von 5.671,22 Dollar das drittärmste Land Europas. Ein großer Wirtschaftszweig für das Land ist seit Jahrzehnten die Agrarwirtschaft. Der Anteil am BIP sinkt seit dem Jahr 2000 allerdings stetig.

Die EU gehört zu den wichtigsten Handelspartnern Moldawiens. Moldawien wirkt in der EU als Autozulieferer und fertigt Produkte wie Schuhe, Textilien und Teppiche. Die Coronakrise und eine Dürre im Jahr 2020 setzten der Wirtschaft und speziell der Landwirtschaft stark zu.

Platz 2: Kosovo

Kosovo belegt den zweiten Platz im Ranking der ärmsten Länder Europas. Das Land ist nur wenig in die globale Wirtschaft integriert, was ihm in der Wirtschaftskrise 2007/08 zugutekam: Die landesweite Wirtschaftsleistung wurde hier nur leicht getroffen. Die Arbeitslosigkeit, gerade unter Jüngeren, ist hoch. Die Eigenproduktion des Landes ist relativ gering, stattdessen ist die Wirtschaft von Transferleistungen im Ausland abhängig. Der wichtigste Bereich für das BIP ist der Dienstleistungssektor, dahinter stehen der industrielle und der Landwirtschaftssektor. Das BIP pro Kopf liegt im Kosovo bei 5.290,48 Dollar.

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Platz 1: Ukraine – 4.348,57 US-Dollar

Das geringste Bruttoinlandsprodukt pro Kopf im Ranking hat die Ukraine. Doch das Land ist nicht erst seit der russischen Invasion im Februar 2022 wirtschaftlich angeschlagen. Bis zu den 1990er-Jahren gehörte die Ukraine als ehemalige sozialistische Sowjetrepublik zu den erfolgreichsten Volkswirtschaften. 

Das Land wurde 2008 von der Finanzkrise schwer getroffen, die Arbeitslosenzahlen stiegen und die Währung Hrywnja verlor an Wert. 2014 bat die Ukraine den Internationalen Währungsfonds um finanzielle Unterstützung. Sie erhielt daraufhin zwölf Milliarden Dollar von der EU, den USA und Deutschland. Hinzu kam ein langer Streit über Gaspreise des russischen Energiekonzerns Gazprom. Die angeschlagene Wirtschaft litt umso mehr unter dem russischen Angriffskrieg. Besonders verheerend sind die Produktionsausfälle in den umkämpften Gebieten um Donezk und Lugansk, wo Industrie und Steinkohlevorkommen wirtschaftlich besonders wichtig für die Ukraine sind. Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf im Jahr 2022 lag in der Ukraine bei 4.348,57 Dollar. Das macht die Ukraine zum aktuell ärmsten Land Europas.

Die ärmsten Länder Europas nach BIP pro Kopf in der Tabelle 2023

PlatzLandBIP pro Kopf
1.Ukraine4.348,57 Dollar
2.Kosovo5.290,48 Dollar
3.Moldawien5.671,22 Dollar
4.Albanien6.457,22 Dollar
5.Nordmazedonien6.608,08 Dollar
6.Georgien6.670,73 Dollar
7.Bosnien und Herzegowina7.337,72 Dollar
8.Weißrussland7.859,63 Dollar
9.Montenegro9.811,86 Dollar
10.Serbien10.360,72 Dollar


Transparenzhinweis: Dieser Artikel erschien erstmals im Oktober 2021 bei der WirtschaftsWoche. Wir haben ihn aktualisiert und zeigen ihn aufgrund des Leserinteresses erneut.
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